Black Dagger 15 - Vampirseele
und jetzt war er darüber hinabgestürzt, als sie sich von ihm genährt hatte.
» John?«, flüsterte sie.
Er stupste ihre Schulter leicht an, damit sie wusste, dass er sie gehört hatte.
» Danke.«
Er legte seine Wange auf ihr Haar und nickte, so dass sie es spüren konnte.
Als sie etwas von ihm abrückte, war er nicht überrascht – zumindest so lange nicht, bis er bemerkte, dass sie zu ihm hochsehen wollte.
Oh Gott, wie er diesen Ausdruck auf ihrem ausgemergelten Gesicht hasste. Sie war bis zur Panik verängstigt, und ihre grauen Augen waren stumpf wie Asphalt.
Du bist okay, formten seine Lippen. Du wirst wieder.
» Wirklich?« Sie schloss die Augen. » Werd ich das wirklich?«
Falls er etwas zu melden hatte, ja. Ja, verdammt nochmal!
Dann schlug sie die Augen wieder auf. » Es tut mir leid«, sagte sie mit heiserer Stimme.
Was denn?
» Alles. Wie ich dich behandelt habe. Wer ich bin. Du verdienst so viel Besseres. Es tut mir … wirklich leid.«
Ihre Stimme kippte am Ende des Satzes, und sie begann, zu blinzeln. Sie bettete ihren Kopf zurück auf seine Brust und legte die Hand auf sein pochendes Herz.
Es waren genau solche Momente, in denen er sich wünschte, sprechen zu können. Immerhin konnte er sie ja nicht gut herumschieben, um an seinen verdammten Notizblock zu gelangen.
Schließlich begnügte er sich damit, sie fürsorglich festzuhalten, denn mehr konnte er ihr nicht bieten.
Und er würde in diesen Wortwechsel nichts hineininterpretieren. Eine Entschuldigung, die nicht einmal notwendig war, weil er ihr ohnehin vergeben würde, war keine Liebeserklärung. Dennoch half es ihm irgendwie. Es war zwar immer noch weit entfernt von dem, was er sich erträumt hatte, aber es war verdammt nochmal besser als gar nichts.
John zog das Laken an ihrer Schulter höher und ließ dann seinen Kopf in den Nacken fallen. Als er zum verdunkelten Fenster hinausblickte, suchten seine Augen die Sterne, die das samtene Dunkel des Nachthimmels als helle Punkte zierten.
Komisch, es fühlte sich so an, als ob der Himmel auf ihm läge, anstatt über der Welt zu schweben.
Xhex war am Leben. Und in seinen Armen. Und er brachte sie nach Hause.
Jawohl, im Großen und Ganzen hätte es viel schlimmer kommen können.
25
Lash würde später darüber denken, dass man nie wissen konnte, wem man über den Weg lief. Man konnte nie wissen, wie eine einfache Entscheidung wie das Rechts- oder Linksabbiegen an einer Kreuzung die Dinge veränderte. Manchmal spielten solche Entscheidungen keine Rolle, während andere … einen an unerwartete Orte brachten.
In diesem Moment musste Lash aber erst noch zu dieser Erkenntnis gelangen. Er fuhr durch eine ländliche Gegend und dachte dabei über die Zeit nach.
Es war gerade knapp nach ein Uhr.
» Wie lange noch?«
Lashs Blick streifte seine Beifahrerin. Die Nutte, die er in einer Gasse der Innenstadt aufgegabelt hatte, sah einigermaßen passabel aus und hatte genügend Silikonimplantate für einen Pornodreh, aber ihre Drogensucht hatte Barbie knochendürr und reizbar gemacht.
Und auch zum Äußersten entschlossen. Und so zugedröhnt, dass es nur eines Hundertdollarscheins bedurfte, damit sie in den AMG einstieg, um zu einer » Party« mitzukommen.
» Nicht mehr weit«, antwortete er und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
Er war sehr enttäuscht. Als er sich das Ganze in Gedanken ausgemalt hatte, befand sich Xhex in seiner Fantasie gefesselt und geknebelt auf dem Rücksitz – was er viel romantischer gefunden hätte. Stattdessen hatte er diese widerliche Ghettoschlampe am Hals. Aber er konnte nichts gegen die Realität unternehmen. Er musste sich nähren, und sein Vater erwartete ihn. Und Xhex zu finden, hätte länger gedauert, als er Zeit zur Verfügung hatte.
Eines der schlimmsten Zugeständnisse, das er hatte machen müssen, war, dass die Nutte auf seinem Beifahrersitz ein Mensch war und somit viel weniger nützlich als ein weiblicher Vampir. Doch er hoffte, dass es ausreichen würde, dass sie Eierstöcke hatte, wenn es darum ging, sich von ihrem Blut zu nähren.
Genau gesagt, war er nicht in der Lage gewesen, jemanden seiner Art aufzutreiben, der einen Rock trug.
» Weißt du«, lallte sie. » Ich habe mal als Modell gearbeitet.«
» Wirklich?«
» In Manhattan. Aber weißt du, diese Ärsche … die kümmern sich nicht um dich. Die wollen dich nur benutzen, weißt du.«
Na gut. Zuerst sollte sie besser vergessen, dass sie die Wendung weißt du überhaupt schon
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