Black Dagger 16 - Mondschwur
Herr.«
»Würdest du bitte die Tasche meines Begleiters aufbewahren, bis wir von unserem Erkundungsgang zurückkehren?«
»Gerne, mein Herr.« Fritzgelder verneigte sich tief. »Ich werde mich vortrefflich um sein Hab und Gut kümmern.«
»Vielen Dank. Komm nun, Tohrment, wir müssen aufbrechen. «
Als sie hinausgingen, konnte er den Ärger des Jungen spüren, und war nicht im Geringsten überrascht, als dieser ihn am Arm berührte.
»Ich kann mich ganz gut um mich selbst kümmern.«
Darius blickte ihn über die Schulter an. »Daran zweifle ich nicht. Allerdings kann ich keinen Partner gebrauchen, der durch einen leeren Magen geschwächt ist und …«
»Aber …«
»… wenn du meinst, dass diese Familie zu arm oder zu geizig ist, um jemandem, der ihr bei der Suche nach ihrer Tochter behilflich ist, eine Mahlzeit zu spendieren, bist du gewaltig im Irrtum.«
Tohrment ließ seine Hand sinken. »Ich werde eine Unterkunft finden. Und Verpflegung.«
»Ja, natürlich wirst du das.« Darius nickte in Richtung der Bäume, die das benachbarte Anwesen umgaben. »Können wir jetzt weitermachen?«
Als Tohrment nickte, dematerialisierten sich die beiden in den Wald und schlichen dann über das Gelände auf das andere Anwesen zu.
Mit jedem Schritt, der sie ihrem Ziel näher brachte, verspürte Darius ein immer stärkeres Gefühl des Grauens, bis er schließlich kaum noch atmen konnte. Die Zeit arbeitete gegen sie.
Jede Nacht, die verging, ohne dass die Vampirin gefunden wurde, brachte sie dem Tod einen Schritt näher.
Und es blieb ihnen nicht mehr viel Zeit übrig.
5
Der Greyhound-Busbahnhof von Caldwell lag am Ende der Innenstadt am Rande des Industriegebiets, das sich südlich der Stadt erstreckte. Der alte Flachbau war von einem Ring aus Maschendrahtzaun umgeben, als ob die Busse an der Flucht gehindert werden müssten, und die Fahrbahn der Auffahrt war in der Mitte abgesenkt.
John nahm im Windschatten eines geparkten Busses Gestalt an und wartete auf Xhex und Qhuinn. Xhex kam als Erste an. Sie sah inzwischen viel besser aus, nachdem sie die zweite Mahlzeit bei sich behalten hatte, und auch ihre Gesichtsfarbe wirkte gesünder. Sie hatte immer noch die OP-Hosen an, die Doc Jane ihr gegeben hatte. Aber dazu trug sie eines seiner schwarzen Kapuzenshirts und eine seiner Windjacken.
John gefiel, was sie anhatte. Und zwar besonders, dass es seine Sachen waren, und dass sie ihr einige Nummern zu groß waren.
Und es gefiel ihm, dass sie wie eine Frau aussah.
Nicht dass ihm ihre Lederklamotten und ärmellosen Shirts und ihre »Ich trete dir in die Eier, wenn du aus der Reihe tanzt«-Attitüde nicht gefallen hätten. Im Gegenteil, das machte ihn sogar an. Aber jetzt … wie sie jetzt aussah, wirkte irgendwie privat. Vielleicht deshalb, weil er sich verdammt sicher war, dass sie sich nicht sehr oft so in der Öffentlichkeit blicken ließ.
»Warum sind wir hier?«, fragte sie und sah sich um. Ihre Stimme wirkte Gott sei Dank weder enttäuscht noch verärgert. Sie war einfach nur neugierig.
Qhuinn nahm in ungefähr zehn Metern Entfernung Gestalt an und verschränkte die Arme vor der Brust, als ob er sich daran hindern wollte, unvermittelt auf etwas einzuschlagen. Der Vampir hatte miese Laune, schrecklich miese Laune. Als sie sich vorhin in der Eingangshalle getroffen hatten und John ihm gesagt hatte, welche Orte sie der Reihe nach aufsuchen würden, hatte er kaum ein freundliches Wort für ihn und Xhex übrig gehabt. Warum, war John schleierhaft.
Zumindest nicht, bis Blay in einem grauen Nadelstreifenanzug, der ihn wie einen Multimillionär wirken ließ, an ihnen vorbeigegangen war. Der Vampir war nur kurz stehen geblieben, um sich von John und Xhex zu verabschieden, hatte Qhuinn jedoch keines Blickes gewürdigt, als er das Haus durch die Vorhalle verließ.
Sein Eau de Cologne hatte noch ein Weilchen in der Luft gehangen.
Offensichtlich hatte er eine Verabredung. Aber mit wem?
Mit einem Zischen und Aufbrüllen des Motors verließ ein Greyhound den Parkplatz. Der Geruch nach Diesel kitzelte John in der Nase.
Komm mit, formte er mit den Lippen zu Xhex, ließ seinen
Rucksack über die andere Schulter gleiten und zog sie mit sich.
Die beiden gingen über den feuchten Asphalt auf den hell erleuchteten Busbahnhof zu. Obwohl es kühl war, ließ John seine Lederjacke offen stehen, für den Fall, dass er schnell nach seinen Dolchen oder seiner Pistole greifen musste. Xhex war ebenfalls bewaffnet.
Lesser konnten
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