Black Dagger 16 - Mondschwur
umfasste sie seinen Nacken und zog ihn zu sich herunter.
John zögerte kurz, erwiderte dann jedoch bereitwillig die Umarmung, indem er ihr die Arme um die Taille legte und sein Gesicht an ihrem Hals vergrub.
Xhex hielt ihn fest, verlieh ihm Kraft und bot ihm sämtlichen Trost, den er suchte und den sie ihm geben konnte. Als sie so eng umschlungen dastanden, blickte sie über
seine Schulter in den Raum hinter der Tür, auf die kleinen dunklen Haarschöpfe auf ihren Kissen.
In der Stille spürte sie, wie sich Vergangenheit und Gegenwart verschoben und vermischten, aber das war nur eine Illusion. Es gab keine Möglichkeit, den verlorenen kleinen Jungen zu trösten, der er damals gewesen war.
Aber sie hielt den erwachsenen Mann.
Sie hielt ihn fest in ihren Armen, und für einen kurzen Augenblick dachte sie daran, ihn nie wieder loszulassen.
6
Gregg Winn saß in seinem Zimmer im Herrenhaus der Rathboones, und überlegte, dass er sich eigentlich besser fühlen sollte, als er es tat. Dank einiger fesselnder Kameraaufnahmen des Porträts, das unten im Salon hing, sowie einiger Aufnahmen des idyllischen Geländes in der Abenddämmerung waren seine Leute in L. A. begeistert und bereit, das vorab erhaltene Bildmaterial so schnell wie möglich auszustrahlen. Und schließlich hatte auch der Butler brav mitgespielt und die rechtlichen Dokumente unterschrieben, die ihnen die verschiedensten Zugangsrechte erteilten.
Nachdem er jetzt die Genehmigung hatte, überall hineinzulinsen, konnte Stan, der Kameramann, nun sprichwörtlich bis ins Innerste des Anwesens vordringen.
Aber Gregg fühlte sich nicht wirklich als Sieger. Nein, sein Bauchgefühl sagte ihm, dass es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Außerdem hatte er Spannungskopfschmerzen, die sich ausgehend von der Schädelbasis bis
in den Frontallappen seines Gehirns zogen. Das Problem war die Kamera, die sie in der Nacht zuvor im Flur versteckt angebracht hatten.
Es gab einfach keine rationale Erklärung für das, was sie aufgezeichnet hatte.
Welche Ironie, dass ein Geisterjäger plötzlich Kopfschmerzen bekam, wenn er mit einer Gestalt konfrontiert wurde, die sich einfach in Luft auflösen konnte. Man würde meinen, er wäre überglücklich, dass er endlich einmal seinen Kameramann nicht dazu überreden musste, das Bildmaterial zu frisieren.
Und was Stan betraf … Der tat einfach alles mit einem Schulterzucken ab. Natürlich glaubte er daran, dass es sich um einen Geist handelte. Keine Frage! Aber das schien ihn überhaupt nicht zu beunruhigen.
Andererseits könnte man Stan aber auch wie in einem Film an Eisenbahnschienen ketten, und er würde nur denken: »Perfekt, Zeit für ein schnelles Nickerchen«, bevor er vom Zug überrollt wurde.
Manchmal war es wohl doch von Vorteil, ein Kiffer zu sein.
Als die Uhr unten zehn Uhr schlug, stand Gregg auf und ging zum Fenster. Oh Mann! Er würde sich bedeutend besser fühlen, wenn er letzte Nacht nicht diesen langhaarigen Typen gesehen hätte, der draußen herumspaziert war.
Zur Hölle damit! Gut, dass er nicht auch noch gesehen hatte, wie sich der Kerl auf dem Flur durch irgendeinen Zaubertrick in Luft aufgelöst hatte.
Hinter ihm auf dem Bett meinte Holly: »Hoffst du darauf, da draußen den Osterhasen zu entdecken?«
Er blickte zu ihr hinüber und dachte, dass sie toll aussah, wie sie da an den Kissen lehnte und in einem Buch
blätterte. Als sie es hervorgezogen hatte, war er erstaunt gewesen, dass es sich um das Buch über die Fitzgeralds und die Kennedys von Doris Kearns Goodwin handelte. Er hatte erwartet, dass sie eher zu dem Frauentyp gehörte, der bevorzugt Biografien bekannter Schauspielerinnen las.
»Ja, ich bin auf der Jagd nach dem Osterhasen«, murmelte er. »Und ich gehe jetzt nach unten und versuche, mir seinen verdammten Korb zu schnappen.«
»Fein. Aber bring bitte keine Waffeleier mit. Gefärbte Eier, Schokoladenhasen und Ostergras sind okay. Aber diese Waffeleier finde ich eklig.«
»Ich werde Stan bitten, dir Gesellschaft zu leisten. Okay?«
Holly hob den Blick von ihrer Lektüre: »Ich brauche kein Kindermädchen. Und schon gar nicht eines, das dazu neigt, sich im Bad einen Joint anzuzünden.«
»Ich möchte dich nicht alleine lassen.«
»Ich bin nicht alleine.« Sie deutete in Richtung der Kamera, die in der anderen Ecke des Zimmers stand. »Stell sie einfach an.«
Gregg lehnte sich an den Fensterpfosten und bewunderte, wie sich das Licht in Hollys Haar fing. Natürlich war ihre Haarfarbe
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