Black Dagger 16 - Mondschwur
überall auftauchen, und Menschen konnten sich manchmal ziemlich idiotisch verhalten.
Er hielt Xhex die Tür auf und war erleichtert, dass sich mit Ausnahme des Mannes am Fahrkartenschalter, der hinter einer kugelsicheren Scheibe saß, nur ein Mann, der auf einer der Plastikbänke im Sitzen schlief, und eine Frau mit einem Koffer in der Halle befanden.
Xhex bemerkte mit leiser Stimme: »Dieser Ort hier … er macht dich traurig. Warum?«
Mist. Das tat er wirklich. Aber nicht wegen dem, was er selbst hier erlebt hatte … sondern wegen dem, was seine Mutter hier durchgemacht haben musste, als sie ihn ganz alleine zur Welt gebracht hatte.
John pfiff laut, und als die drei Menschen zu ihm herübersahen, hob er eine Hand und versetzte sie in eine leichte Trance. Dann ging er hinüber zu der Metalltür mit dem Schild DAMEN.
Vorsichtig stieß er die Tür etwas auf und lauschte. Nichts zu hören. Die Damentoilette schien leer zu sein.
Xhex ging an ihm vorbei und ließ ihre Augen über die Formsteine aus Beton, die Stahlwaschbecken und die drei Kabinen wandern. Überall roch es nach Chlorreiniger und feuchtem Stein, und die Spiegel waren nicht aus Glas, sondern aus polierten Metallplatten. Alle beweglichen Dinge waren festgeschraubt – von den tropfenden Seifenspendern über die Rauchverbotstafel bis hin zum
Abfalleimer. Xhex blieb vor dem Behindertenklo stehen. Sie stieß die Tür auf und schreckte verwirrt zurück.
»Es war hier …« Sie wies auf den Boden in der Ecke. »Hier bist du … zur Welt gekommen.«
Als sie ihn wieder anblickte, zuckte er mit den Schultern. Er wusste nicht genau, in welcher Kabine es geschehen war. Aber es erschien ihm sinnvoll, dass seine Mutter für die Geburt die Größte der Kabinen ausgewählt hatte.
Xhex starrte ihn an, als ob sie durch ihn hindurchsehen könnte, und er drehte sich kurz um, um festzustellen, ob jemand hereingekommen war. Nein. Sie waren alleine in der Damentoilette.
Was ist?, fragte er lautlos, als sie die Kabinentür wieder zufallen ließ.
»Wer hat dich gefunden?« John machte eine Geste, als ob er den Boden aufwischen würde, und sie murmelte: »Der Hausmeister.«
Er nickte und schämte sich so sehr für diesen Ort, für seine Geschichte.
»Du musst dich nicht schämen.« Xhex ging auf ihn zu. »Glaub mir, ich fälle keine Urteile. Die Umstände meiner Geburt waren nicht viel besser. Zur Hölle, sie waren sogar noch schlimmer.«
Er konnte sich kaum vorstellen, was es bedeutete, ein halber Symphath zu sein. Außerdem geschah es in den meisten Fällen nicht freiwillig, dass sich die beiden Rassen vermischten.
»Wohin hat man dich danach gebracht?«
John führte sie aus der Damentoilette und sah sich um. Qhuinn stand in einer Ecke auf der anderen Seite der Halle und starrte die Türen an, als ob er hoffte, dass jemand hereinkam, der nach Talkum roch. Als der Kerl
herübersah, nickte John ihm zu. Er befreite die drei Menschen aus ihrer Trance, löschte ihr Gedächtnis, und dann dematerialisierten sich die drei Vampire.
Als sie wieder Gestalt annahmen, befanden sie sich im Hinterhof eines katholischen Waisenhauses, neben der Rutsche und dem Sandkasten. Ein kalter Märzwind blies über das Gelände der kirchlichen Zufluchtsstätte für Unerwünschte, die Ketten der Schaukeln quietschten, und die nackten Zweige der Bäume boten keinen Schutz. Weiter oben lagen die Reihen der vierteiligen Fenster, die den Schlafsaal kennzeichneten, im Dunkeln … genauso wie die Fenster der Cafeteria und der Kapelle.
»Menschen?« Xhex schnaufte, als Qhuinn an ihr vorbeiging und sich auf eine der Schaukeln setzte. »Du wurdest von Menschen aufgezogen? Oh Gott … verdammt!«
John ging auf das Gebäude zu und dachte bei sich, dass das vielleicht keine so gute Idee war. Sie schien entsetzt zu sein …
»Du und ich haben mehr gemeinsam, als ich dachte.«
Er blieb abrupt stehen, und sie musste seinen Gesichtsausdruck gelesen haben … oder seine Emotionen. »Ich wurde auch von Leuten aufgezogen, die anders waren als ich. Wenn ich allerdings bedenke, was meine andere Hälfte ausmacht, könnte das auch ein Segen gewesen sein.«
Sie stellte sich neben ihn und blickte in sein Gesicht. »Du warst mutiger, als du dachtest.« Sie nickte in Richtung Waisenhaus. »Als du hier gelebt hast, warst du mutiger, als du gedacht hast.«
Dem konnte er nicht zustimmen, aber er hatte keine Lust, jetzt über ihr Vertrauen in ihn zu diskutieren. Er wartete einen Moment und hielt ihr dann die Hand
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