Black Dagger 16 - Mondschwur
Hände.
»Sie hat sich selbst verflucht …«
»Sie wurde durch die Handlungen anderer verflucht.« Und die größte Sünde unter diesen Handlungen war die Feigheit ihres Vaters. »Sie wurde schon lange vorher verflucht … oh grausames Schicksal, sie wurde schon lange vorher verflucht … Sicherlich wird die Jungfrau der Schrift ihr im Tod die Gunst erweisen, die sie im Leben nicht bekommen hat.
Oh … verdammt … verfluchtes, verdammtes Schicksal …«
Während er in seinen Gedanken über so vieles schimpfte, brachte Darius das Kleine näher ans Feuer, weil er sich wegen der kalten Luft Sorgen machte. Als sie die Wärme spürte, öffnete die Kleine den Mund … und in Ermangelung besserer Alternativen gab er ihr seinen kleinen Finger, um daran zu saugen.
Die Tragödie hing noch wie ein lauter Schrei in der Luft, als Darius ihre kleinen Gesichtszüge wahrnahm und dabei zusah, wie sie sich in das Licht reckte.
Die Augen waren nicht rot. Und an ihren Händen waren fünf, nicht sechs Finger. Und sie waren normal angewachsen. Er öffnete kurz die Decke und sah nach den Füßen, dem Bauch und dem kleinen Kopf und entdeckte, dass weder die abnormal verlängerten Gesichtszüge noch die typischen Arme und Beine der Sündenfresser vorhanden waren.
Darius’ Brust brannte vor Schmerz für die Vampirin, die dieses Leben in ihrem Körper getragen hatte. Sie war ein Teil von ihm und Tohrment geworden – und obwohl sie selten sprach und nie lächelte, wusste er, dass die Vampirin sich auch um sie beide gesorgt hatte.
Die drei waren wie eine Familie gewesen.
Und jetzt hatte sie die Kleine zurückgelassen.
Darius schlang die Decke wieder um sie und bemerkte, dass diese Decke das Einzige war, womit die Vampirin ihre bevorstehende Geburt anerkannt hatte. Tatsächlich hatte sie selbst die Decke gefertigt, in die nun ihre kleine Tochter eingeschlagen war. Dies war ihr einziges Interesse an ihrer Schwangerschaft
gewesen … wahrscheinlich, weil sie wusste, dass dies das Ergebnis sein würde.
Sie hatte immer schon gewusst, was sie tun würde.
Die großen Augen der Kleinen starrten ihn an, ihre Brauen waren vor Konzentration zusammengezogen, und er fühlte die schwere Bürde. Er erkannte, wie verwundbar dieses kleine Bündel war – würde man sie alleine in der Kälte lassen, würde sie in wenigen Stunden sterben.
Er musste das Richtige tun. Das war alles, was zählte.
Er musste sich um sie kümmern und ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen. Sie hatte ihr Leben so schlecht begonnen, und nun war sie eine Waise.
Liebste Jungfrau der Schrift … er würde das Richtige für sie tun, und wenn es das Letzte wäre, was er auf dieser Erde unternahm.
Da war ein schlurfendes Geräusch und Darius blickte über die Schulter. Er sah, dass Tohrment den Leib der Vampirin in Laken gehüllt hatte, und sie nun in den Armen hielt.
»Ich werde mich um sie kümmern«, sagte der Junge. Nur … seine Stimme war nicht mehr die eines Jungen, sie gehörte zu einem erwachsenen Vampir. »Ich … werde mich um sie kümmern.«
Die großen, starken Hände von Tohrment hielten die Verblichene so sicher, als ob sie noch leben würde. Er hielt sie so, als ob er ihr an seiner Brust Trost spenden wollte.
Darius räusperte sich und sorgte sich, ob Tohrments Schultern stark genug waren, diese Bürde zu tragen. Doch er würde seinen nächsten Atemzug tun … sein Herz würde weiterschlagen … Der nächste notwendige Schritt musste geschehen.
In Wahrheit hatte er versagt. Er hatte die Vampirin befreit, doch am Ende hatte er versagt …
Dann riss er sich zusammen und wandte sich seinem Schützling zu. »Der Apfelbaum …«
Tohrment nickte. »Ja. Daran dachte ich auch. Neben dem Apfelbaum.
Ich werde sie jetzt dorthin bringen, und zur Hölle mit diesem Sturm.«
Es war keine Überraschung, dass der Junge den Elementen trotzen würde, um die Vampirin zu begraben. Er brauchte ohne Zweifel diese Anstrengung, um seine Qual zu lindern. »Sie soll die Blüten des Frühlings und das Trällern der Vögel, die im Geäst sitzen, genießen.«
»Und was ist mit dem Baby?«
»Wir werden uns auch um sie kümmern.« Darius blickte in ihr kleines Gesicht. »In dem wir sie zu solchen geben, die sich so um sie kümmern, wie sie es verdient.«
In der Tat konnten sie sie nicht hierbehalten. Sie waren die ganze Nacht über draußen und kämpften. Und der Krieg hörte nicht wegen eines persönlichen Verlustes auf … Der Krieg hörte für nichts und niemanden auf. Außerdem
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