Black Dagger 16 - Mondschwur
eines grässlichen Wintersturms seinen Lauf. Dabei ging es wahrlich nicht um die langen Qualen der Vampirin im Kindbett. Alles wurde in einem Wimpernschlag zugrunde gerichtet … und die Auswirkungen änderten viele Lebenswege.
»Nein!«
Tohrments Schrei ließ Darius’ Kopf von dem schlüpfrigen Neugeborenen hochschnellen, das er in seinen bloßen Händen hielt. Zuerst war nicht auszumachen, was die Ursache für den Aufschrei war. In der Tat war während der Geburt viel Blut geflossen, doch die Vampirin hatte die Niederkunft überlebt. Darius war gerade dabei, die Nabelschnur zu durchtrennen und das Kind einzuwickeln, um es vorzeigen zu können …
»Nein! Oh nein!« Tohrments Gesicht war aschfahl, als er den Arm ausstreckte. » Oh, liebste Jungfrau der Schrift! Nein!«
»Weshalb bist du so …«
Zu Beginn konnte Darius nicht erkennen, was er da sah. Es schaute so aus, als ob … der Griff von Tohrments Dolch aus
den Laken herausragte, die den immer noch runden Bauch der Vampirin verhüllten. Und ihre blassen, nun mit Blut besudelten Hände glitten langsam an der Waffe herunter, um seitlich neben ihr zur Ruhe zu kommen.
»Sie hat ihn genommen!«, keuchte Tohrment. »Aus meinem Gürtel – ich … Sie war so schnell.… Ich beugte mich zu ihr, um sie zu bedecken, und sie … sie hat den …«
Darius’ Augen schossen hinüber zu denen der Vampirin. Ihr starrer Blick war dem Feuer im Kamin zugewendet, eine einzelne Träne lief über die Wange, während ihr Lebenslicht verlosch.
Darius warf in der Eile, zu ihr zu gelangen … den Dolch zu entfernen … sie zu retten … den Bottich mit Wasser um.
Die Wunde, die sie sich selbst beigebracht hatte, war eine tödliche, wenn man bedachte, was sie durch die Geburt bereits mitgemacht hatte … und trotzdem konnte sich Darius nicht zurückhalten, um ihr Leben zu kämpfen.
»Lasst Eure Tochter nicht zurück!«, sprach er und beugte sich mit dem sich windenden Säugling zu ihr hinunter. »Ihr habt ein gesundes Kind geboren! Öffnet Eure Augen, öffnet Eure Augen!«
Der Klang des Wassers aus dem umgestoßenen Bottich war laut wie ein Schuss, doch sie antwortete ihm nicht.
Darius fühlte, wie sich sein Mund bewegte, und er wusste, dass er sprach – doch alles, was er hören konnte, war der weiche Regen des verschütteten Wassers, als er die Vampirin inständig bat, bei ihnen zu bleiben … um ihrer Tochter willen, wegen der Hoffnung auf die Zukunft, wegen der Bande, die er und Tohrment mit ihr knüpfen wollten, damit sie das Kind nicht allein großziehen musste.
Als er etwas auf seinen Kniebundhosen spürte, runzelte er die Stirn und blickte hinunter.
Es war kein Wasser, das auf den Boden fiel, es war Blut, ihr Blut.
»Oh liebste Jungfrau der Schrift … «, flüsterte er.
Wahrlich, die Vampirin hatte ihren Pfad gewählt und ihr Schicksal besiegelt.
Ihr letzter Atemzug war nur ein Zittern, dann fiel ihr Kopf zur Seite und ihre Augen betrachteten scheinbar immer noch das Feuer, das sich durch die Scheite fraß … obwohl sie nichts mehr sah und auf ewig nichts mehr sehen würde.
Das Heulen des Neugeborenen und dieses verdammte Tropfen waren die einzigen Geräusche in Darius’ strohgedeckter Hütte. Und es war das traurige Klagen des Neugeborenen, das ihn dazu brachte, zu handeln, denn es gab nichts mehr zu unternehmen gegen das vergossene Blut und das verlorene Leben. Er packte die Decke, die zum Einwickeln des Kinds hergerichtet worden war, und schlug sie vorsichtig um das kleine, unschuldige Wesen. Und dann hielt er die Kleine an sein Herz.
Oh, was für ein grausames Schicksal hatte dieses Wunder hervorgebracht. Und was nun?
Tohrment hob seinen Blick vom blutbesudelten Geburtsbett und dem nun erkaltenden Körper. In seinen Augen brannte das reine Entsetzen. »Ich habe mich nur für einen Augenblick abgewendet … möge mir die Jungfrau der Schrift vergeben … für einen Augenblick …«
Darius schüttelte den Kopf. Als er sprechen wollte, hatte er keine Stimme, deshalb legte er die Hand auf die Schulter des Jungen und drückte zu, um ihm Trost zu spenden. Als Tohrment zusammensackte, wurde das Klagen lauter.
Die Mutter war entschwunden. Die Tochter blieb zurück.
Darius bückte sich mit dem neuen Leben im Arm und entfernte Tohrments Dolch aus dem Bauch der Vampirin. Er legte ihn zur Seite, dann schloss er ihre Lider und zog ein frisches Laken über ihr Gesicht.
»Sie wird nicht hinter den Schleier treten«, klagte Tohrment und legte den Kopf in seine
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