Black Dagger 17 - Vampirschwur
aber er kümmerte sich nicht darum und bog in das abgelegene Zimmer kurz vor dem Notausgang.
Das Bett an der Wand war blitzsauber, die Laken so festgezurrt, als wären sie flach auf die Matratze gebügelt. Es gab keinen Vermerk für das Personal auf dem Whiteboard, kein Piepsen von Maschinen war zu hören, und der Computer war aus. Dennoch hing unverkennbar der Geruch von Desinfektionsmittel in der Luft. Und außerdem irgendein Parfüm.
Jemand war hier drin gewesen. Jemand, den er operiert hatte. Vergangenen Abend.
Und sie war …
Der Schmerz überwältigte ihn, und Manny sackte erneut zusammen, sank gegen den Türstock und musste sich daran festkrallen. Als seine Migräne oder was immer das war schlimmer wurde, musste er sich vornüberbeugen …
Und da sah er es.
Unter Schmerzen stolperte er zum Beistelltisch und ging in die Hocke. Dann griff er darunter und tastete umher, bis er die gefaltete kleine Karte fand.
Er wusste, worum es sich handelte, noch ehe er es ansah. Und als er das Ding in der Hand hielt, brach sein Herz aus irgendeinem Grund entzwei.
Er strich den Knick glatt und starrte auf seinen eingeprägten Namen und Titel und Adresse, Telefon und Fax der Klinik. Auf der weißen Fläche rechts von dem St.-Francis-Logo stand in seiner Handschrift seine Handynummer.
Haar. Dunkles Haar, zum Zopf geflochten. Seine Hände lösen …
»Au … verdammt.« Seine Hand schoss noch vor, doch er ging trotzdem zu Boden und schlug hart auf dem Linoleum auf, bevor er sich auf den Rücken rollte. Er presste die Hände an den Kopf und kämpfte gegen den Schmerz
an, und obwohl er die Augen weit aufgerissen hatte, konnte er verdammt nochmal nichts sehen.
»Chef?«
Beim Klang von Goldbergs Stimme ließ der mörderische Schmerz in seiner Schläfe etwas nach, als würde sein Hirn nach dem akustischen Rettungsring greifen und sich von den Haien wegziehen lassen. Zumindest vorübergehend.
»Hallo«, stöhnte er.
»Bei Ihnen alles in Ordnung?«
»Ja.«
»Kopfweh?«
»Kein bisschen.«
Goldberg stieß ein kurzes Lachen aus. »Es ist wieder mal was in Umlauf. Mir sind heute schon vier Pfleger und zwei Verwaltungsangestellte zu Boden gegangen, genau wie Sie. Ich habe Vertretungen herbestellt und sie alle heimgeschickt. «
»Wie weise von Ihnen.«
»Und raten Sie mal, was.«
»Sagen Sie es nicht. Ich gehe ja schon.« Manny setzte sich mühsam auf und zog sich dann, als er bereit war, am Bettgitter hoch in den Stand.
»Sie hätten dieses Wochenende gar nicht hier sein sollen, Chef.«
»Ich bin frühzeitig zurückgekommen.« Zum Glück erkundigte sich Goldberg nicht nach dem Pferderennen. Allerdings wusste er auch gar nichts davon. Niemand wusste, was Manny in seiner Freizeit trieb, hauptsächlich aus dem Grund, weil ihm das im Vergleich zu seiner Arbeit nie wichtig genug erschien.
Aber warum fühlte sich sein Leben auf einmal so leer an?
»Soll Sie jemand nach Hause fahren?«, fragte Goldberg.
Gott, er vermisste Jane.
»Äh …« Was war nochmal die Frage? Ach ja. »Ich habe Ibuprofen genommen – mir geht es gleich besser. Piepsen Sie mich an, wenn Sie mich brauchen.« Auf dem Weg nach draußen klopfte er Goldberg auf die Schulter. »Sie sind verantwortlich bis morgen früh um sieben.«
Goldbergs Antwort bekam er nicht mehr mit.
Und das wurde langsam zu seinem neuen Motto. Manny nahm seine Umwelt nicht wahr, als er zu den nördlichen Aufzügen ging und in die Tiefgarage fuhr – es war fast, als hätte die letzte Salve Scheißschmerzen alles außer seinem Stammhirn zertrümmert. Er stieg aus dem Aufzug und setzte einen Fuß vor den anderen, bis er vor seinem Parkplatz …
Wo zum Henker war sein Auto?
Er sah sich um. Die Chefärzte hatten allesamt Privatparkplätze, doch sein Porsche stand nicht an seinem Platz.
Und der Autoschlüssel steckte auch nicht in der Anzugtasche wie sonst.
Das einzig Gute an der aufwallenden Wut war, dass sie die Kopfschmerzen komplett vertrieb – obwohl das vermutlich dem Ibuprofen zuzuschreiben war.
Wo zur Hölle war sein verdammtes Auto?
Scheiße, man konnte ja nicht einfach eine Scheibe einschlagen, anschieben, die Kupplung kommen lassen und davonfahren. Das ging nicht ohne die Keycard, die er in seinem Portemonnaie …
Verflucht, das Portemonnaie war auch weg.
Na großartig. Genau, was er jetzt brauchte: Geldbörse gestohlen, Porsche unterwegs zum nächsten Autoschieber, und ihn erwartete ein Stelldichein mit der Polizei.
Das Büro des Wachpersonals lag am Ausgang der
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