Black Dagger 17 - Vampirschwur
Garage, also stapfte er los, statt anzurufen, weil sein Handy – Überraschung – natürlich auch geklaut war.
Er wurde langsamer. Blieb stehen. Auf halbem Weg zum
Ausgang stand in der Parkplatzreihe für Patienten und Angehörige ein grauer 911er. Gleiches Baujahr. Gleicher Aqueduct-Aufkleber auf der Heckscheibe.
Gleiches Nummernschild.
Er ging darauf zu, als klebte eine Bombe unter dem Fahrgestell. Der Wagen war nicht abgesperrt, vorsichtig öffnete er die Fahrertür.
Sein Portemonnaie, seine Schlüssel und sein Handy lagen unter dem Vordersitz.
»Doc? Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
Okay. Offensichtlich gab es zwei Mottos für diese Nacht: dass er keine Erinnerungen mehr hatte, und dass die Leute ihm immer wieder diese eine Frage stellten, die er garantiert nicht wahrheitsgetreu beantworten würde.
Er blickte auf und fragte sich, was er dem Sicherheitsmann entgegnen sollte. He, hat vielleicht zufällig jemand meine Tassen im Fundbüro abgegeben? Sie stehen nicht mehr im Schrank.
»Warum haben Sie denn hier geparkt?«, fragte der Mann in der blauen Uniform.
Keinen Schimmer. »Jemand stand auf meinem Platz.«
»Verdammt. Sie hätten anrufen sollen. Das hätten wir doch schnell geregelt.«
»Was täten wir nur ohne Sie.« Zumindest das war nicht gelogen.
»Gut, dann schönen Tag – und ruhen Sie sich mal aus. Sie sehen angeschlagen aus.«
»Ausgezeichneter Rat.«
»Ich hätte Arzt werden sollen.« Der Wachmann winkte mit der Taschenlampe. »Gute Nacht.«
»Nacht.«
Manny stieg in seinen Geisterporsche, ließ den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein. Als er auf die Ausfahrt der Garage zufuhr, holte er die Keycard heraus und öffnete
damit problemlos das Tor. Auf der St. Francis Avenue bog er nach links und fuhr in die Stadt in Richtung Commodore.
Während der Fahrt war er sich nur einer Sache wirklich sicher.
Er verlor allmählich seinen überaus geschätzten Verstand.
12
V sollte eigentlich längst da sein, dachte Butch, wie er so in ihrer Höhle ins Leere blickte.
»Er müsste eigentlich schon zurück sein«, sagte Jane hinter ihm. »Unser Telefonat ist fast eine Stunde her.«
»Wir dürfen uns also etwas wünschen«, murmelte Butch und sah auf die Uhr. Schon wieder.
Er erhob sich von dem Ledersofa und ging um den Couchtisch herum zum Computer seines besten Freundes. Die Vier Kisten, wie sie diese Hightech-Dinger nannten, waren gute fünfzig Riesen wert – und das war so ziemlich alles, was Butch von ihnen verstand.
Nun ja, das und wie man eine Maus bediente, um den GPS-Chip in Vs Handy zu orten.
Kein Grund, näher ranzuzoomen. Die Adresse verriet ihm alles, was er wissen musste. Und verursachte ihm zugleich ein Magengrimmen. »Er ist noch immer im Commodore. «
Als Jane nichts erwiderte, blickte er über die Monitore. Vishous’ Shellan stand beim Kickertisch, die Arme vor der
Brust verschränkt, Körper und Profil durchscheinend, so dass er die Küche hinter ihr erkennen konnte. Nach einem Jahr hatte er sich an ihre verschiedenen Erscheinungsformen gewöhnt, und diese bedeutete normalerweise, dass sie über etwas nachdachte und ihre Konzentration auf etwas anderes richtete als ihre stoffliche Manifestation.
Butch hätte gewettet, dass sie das Gleiche dachten: Es war verdächtig, dass V so lange im Commodore blieb, obwohl er doch wusste, dass seine Schwester operiert worden und sicher längst hier auf dem Anwesen war – besonders, wenn man die Stimmung des Bruders bedachte.
Und von seinen Ausschweifungen wusste.
Butch ging zum Schrank und holte seinen Wildledermantel heraus.
»Könntest du ihn vielleicht irgendwie … « Jane hielt inne und lachte kurz. »Du liest meine Gedanken.«
»Ich bringe ihn zurück. Mach dir keine Sorgen deswegen.«
»Okay. In … Ordnung. Ich glaube, ich geh dann mal zu Payne.«
»Gute Idee.« Seine rasche Antwort bezog sich nicht nur auf die medizinischen Vorteile, die es hatte, wenn sie als Paynes Ärztin vor Ort blieb – und er fragte sich, ob Jane das wusste. Andererseits war sie auch nicht auf den Kopf gefallen.
Gott allein wusste, was ihn in Vs Wohnung erwartete. Es wäre schrecklich, wenn er es mit irgendeiner Hure trieb, aber jeder machte mal einen Fehler, insbesondere unter extremem Stress. Es war besser, wenn jemand anderer als Jane nach dem Rechten sah.
Im Gehen umarmte er sie noch einmal kurz, und sie erwiderte die Geste ohne Zögern, indem sie sich versteifte und ihn fest drückte.
»Ich hoffe …« Sie führte den Satz nicht
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