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Black Dagger 19 - Liebesmond

Black Dagger 19 - Liebesmond

Titel: Black Dagger 19 - Liebesmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Ablenkung wäre jetzt willkommen gewesen.
    Er warf das Holzstück ans Fußende und studierte seine Klinge. So makellos und scharf, man konnte so viel mehr damit anstellen, als eine jämmerliche Schwalbe zu verhunzen.
    Zu Beginn hatte er Throe nicht ausstehen können. Der Kerl war an einem regnerischen Abend zur Bande gestoßen und hatte völlig fehl am Platz gewirkt: ein braves Jüngelchen zwischen mörderischen Killern, so stand er vor der Bruchbude, in die er bestimmt nicht mal ein Pferd gestellt hätte.
    Vom Zylinder bis zu den auf Hochglanz polierten Schuhen hatten sie jeden Zentimeter an ihm verabscheut.
    Und dann hatte Xcor sie Strohhalme ziehen lassen, wer ihn zuerst zusammenschlagen durfte. Zypher hatte gewonnen und lächelnd die Knöchel krachen lassen, als er sich dafür bereit machte, diesen Laffen vorzuführen.
    Als die ersten Schläge auf ihn niederregneten, hatte Throe noch wild um sich geschlagen und sich so schlecht verteidigt, dass er an Kopf und Bauch getroffen wurde. Aber sehr schnell hatte etwas bei ihm klick gemacht – urplötzlich hatte sich seine Haltung geändert, seine Fäuste hatten sich gehoben, und sein schnöseliger Aufzug hatte um die Schultern gespannt.
    Es war eine verblüffende Verwandlung gewesen.
    Zypher hatte weiter gegen Throe gekämpft und Schläge ausgeteilt, die plötzlich abgewehrt … und schließlich sogar erwidert wurden, bis er selbst seine Anstrengungen verstärken musste.
    Dieser feine Pinkel hatte das Kämpfen gelernt, direkt vor Zyphers Augen, während seine Kleider zerfetzt wurden und Regen und Blut an ihm herabliefen.
    Während dieses ersten Kampfes und bei all den folgenden hatte er eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit an den Tag gelegt. Zwischen dem ersten Fausthieb, den er einsteckte, und dem Moment, als er schließlich erschöpft auf dem Arsch landete, hatte er sich weiter entwickelt als mancher Rekrut nach Jahren im Kriegerlager des Bloodletter.
    Sie hatten um Throe herumgestanden, als er da im Matsch saß und um Atem rang, das hübsche Gesicht zerschunden und der Zylinder längst verloren.
    Zypher hatte vor Throe gestanden, hatte Blut ausgespuckt … und sich dann vornübergebeugt und ihm die Hand angeboten. Der Dandy musste noch vieles beweisen – aber bei seinem ersten Kampf hatte er sich nicht wie ein Anfänger angestellt.
    Und so war es auch in der Folge geblieben. Es war merkwürdig, sich einem Angehörigen der Glymera verbunden zu fühlen. Aber Throe hatte sich diese Anerkennung wieder und wieder verdient. Er gehörte nun schon so lange zu ihnen – obwohl das vielleicht mit der heutigen Nacht vorüber war.
    Zypher drehte sein Messer hin und her. Das Kerzenlicht spiegelte sich wunderschön auf der Schneide, so schön wie auf den Schenkeln einer Frau.
    Xcor hatte seine Klinge zu ihrem eigentlichen Zweck eingesetzt – zum Zustechen, Zerfleischen und Töten –, aber gegen wen? Wenn man bedachte, was Throe alles für sie erledigte, hatte ihr Anführer in seiner Wut mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Der Bluthunger machte ihn bisweilen launenhaft. Und das war keine gute Grundlage für einen Anführer mit seinen Ambitionen …
    Zyphers Rücken kitzelte, als eine der Spinnen, mit denen sie hier zusammenlebten, über seinen Nacken huschte. Fluchend langte er nach hinten, rubbelte über seine Haut und zerquetschte das Ding dabei.
    Vermutlich sollte er etwas schlafen. Eigentlich hatte er auf Xcors Rückkehr gewartet, aber die Dämmerung war schon vor geraumer Zeit angebrochen, ohne dass er aufgetaucht wäre. Vielleicht war er tot, weil ihn die Bruderschaft allein erwischt hatte. Oder eines dieser geheimen Treffen mit dem Informanten aus der Glymera war schiefgelaufen.
    Zypher stellte erstaunt fest, dass es ihm gleichgültig war. Insgeheim hoffte er sogar, dass Xcor nicht mehr heimkam.
    Das war ein völlig neues Denken. Damals, als sich die Bande im Alten Land zusammengeschlossen hatte, waren sie ein raffgieriger Haufen gewesen, bei dem jeder für sich kämpfte. Nur Bloodletter hatte sie vereinen können: Dieser Berserker, der keine Skrupel kannte und ganz seinen Trieben gehorchte, war ein ungeschlachter Soldat gewesen, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte, und sie alle hatten sich ihm angeschlossen und waren ihm in den Krieg gefolgt, diesem Sinnbild von Freiheit und Stärke.
    Schließlich bestand für keinen von ihnen die Aussicht, dass die Bruderschaft der Black Dagger sie jemals aufnehmen würde.
    Doch im Laufe der Zeit waren sie zusammengewachsen.

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