Black Dagger 19 - Liebesmond
wusste, dass sie über erstklassige Ärzte und die nötige Ausstattung verfügten. Sie waren die königliche Leibgarde. Für sie wäre für Wrath das Beste gerade gut genug. Wenn Xcor sie verfolgte, um in ihr Lager einzudringen, entdeckten sie ihn vielleicht und bekämpften ihn, anstatt Throe die nötige Hilfe zukommen zu lassen.
Und so hatte sich Xcor mit der falschen Begründung ferngehalten, einer schlechten Begründung, einer inakzeptablen Begründung – im Widerspruch zu allem, was man ihm eingebläut hatte, stellte er Throes Leben über seine eigenen Interessen. Die Wut hatte ihn in eine Richtung getrieben, doch die Reue führte ihn in eine andere. Und Letztere hatte schließlich die Oberhand gewonnen.
Bloodletter rotierte wahrscheinlich in seinem Grab.
Nachdem diese Entscheidung gefällt war, verlor sich Xcor vorübergehend im Tumult der Nacht und seiner Gedanken, bis plötzlich Schüsse durch die Gasse hallten, noch bevor das Fahrzeug mit Throe abfahren konnte.
Xcor musste erst einmal wieder zu sich kommen, und da entstand eine Feuerpause … ehe Tohrment, Sohn des Hharm, mitten in die Gasse trat, seine Deckung hinter sich ließ und zur Zielscheibe für die neu angekommenen Lesser wurde, während er seine Feuerwaffen auf sie entlud.
Man musste einfach Respekt für ihn empfinden.
Xcor war direkt über dem Jäger, der begonnen hatte, die Schüsse des Bruders zu erwidern – doch selbst als sich die feindlichen Kugeln in ihn bohrten, feuerte Tohrment weiter aus vollem Rohr, unbeirrbar, unerschütterlich.
Ein Schuss in den Kopf, und es wäre aus mit ihm.
Getrieben durch etwas, das er sich zu benennen weigerte, hatte sich Xcor auf den Bauch fallen lassen, war an den Rand des Gebäudes gerobbt, hatte das Magazin seiner Waffe auf den Lesser entleert, der unter ihm in Deckung gegangen war, und damit ein vorzeitiges Ableben des Bruders verhindert. Irgendwie schien ihm das eine angemessene Belohnung für seinen Mut.
Dann hatte er sich vom Ort des Geschehens wegdematerialisiert und war stundenlang durch die Straßen von Caldwell gelaufen, während die Lehren des Bloodletter auf ihn einstürmten, um die Zweifel zu zerstreuen, die ihm wegen Throe gekommen waren.
Doch das Gefühl der Reue hatte sich nur verstärkt und in ihm gegoren, und seine Beziehung zu seinen Soldaten erschien ihm mit einem Mal in einem neuen Licht … genauso wie der Kerl, den er einst Vater genannt hatte.
Der Eindruck, dass er vielleicht nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt sein könnte wie Bloodletter, hatte ihn gewurmt. Insbesondere jetzt, da er sich und seine Bande auf Kollisionskurs mit dem König gebracht hatte – denn um diesen Plan durchzuführen, benötigte er die Art von Kraft, die nur der Mitleidlose kannte.
Jetzt war es allerdings zu spät, diesen Kurs noch zu ändern, selbst wenn er gewollt hätte – was er nicht tat. Er wollte Wrath noch immer stürzen, denn der Thron gehörte dem, der sich ihn nahm, egal, was das Alte Recht oder irgendein blindes Brauchtum vorschrieb.
Doch wenn es um seine Soldaten ging oder um seinen Stellvertreter …
Er konzentrierte sich wieder auf seine Unterarme. Die Gewohnheit und eine blinde Suche nach sich selbst trieben ihn dazu, die Klinge erneut anzusetzen und sie mit der Schneide voraus an seinem Arm nach oben zu ziehen, sodass ein zerklüfteter, unsauberer und ziemlich schmerzhafter Schnitt entstand.
Es wurde immer schwerer, frische, unversehrte Haut zu finden.
Er zischte durch die Zähne und betete, dass der Schmerz bis in sein Innerstes vordrang und seine Gefühle niederpflügte – so, wie es früher die Stimme des Bloodletter getan hatte, wenn er in Gedanken zu ihm sprach, um ihn zu stärken und ihm zu einem klaren Kopf und einem kalten Herzen zu verhelfen.
Aber es funktionierte nicht. Tief in seinem Herzen bereute er nur umso mehr, dass er einen anständigen Kerl mit einer treuen Seele verraten hatte, der ihm so außerordentlich gut gedient hatte.
So saß er also da, in seinem Blut und seiner Qual, und setzte die Klinge wieder und wieder an, in der Hoffnung, die kalte, vertraute Klarheit würde zurückkehren …
Und als sie nicht kam, formte sich unwillkürlich ein Entschluss: Sollte er jemals Gelegenheit dazu haben, würde er Throe die Freiheit schenken, und zwar ein für alle Mal.
30
Als Tohr allein in seinem Bett lag, war sein einziger Sinneseindruck das Pochen in seinem Schwanz. Gut, das, und der Geruch von frischen Blumen, mit denen Fritz täglich die Vase im Flur
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