Black Dagger 19 - Liebesmond
Ich decke nur auf, was jeder sehen kann.«
Mit einem sicheren und festen Schnitt zog er das Messer nach unten, entlang der regelmäßigen Erhebungen der Wirbel, während der Lesser schrie wie am Spieß. Und dann schob er seine Knie auf die Oberschenkel des Jägers, pflanzte eine Hand auf seine Schulter … und griff unter die Haut, um das obere Ende der Wirbelsäule zu umfassen.
Was geschah, als Xcor mit all seiner Kraft an seiner Beute riss, hätte kein Mensch überlebt. Der Lesser hingegen blieb am Leben, obwohl er nicht mehr atmen konnte und nie wieder stehen würde: Das Kernstück seines Skeletts, das, was seine Haltung und Mobilität bestimmt hatte, seine Größe und Statur, baumelte nun von Xcors Hand.
Der Jäger weinte immer noch, Tränen sickerten aus seinen Augen.
Xcor ging in die Hocke. Sein Atem ging schwer von der Anstrengung. Es wäre nett gewesen, diesen Schwächling einfach so liegen zu lassen und ihn für alle Zeit zu einem Schicksal als rückgratloser Müll zu verdammen, und er gönnte sich einen Moment, um sich an dem Leid zu weiden und sich den Anblick einzuprägen.
Er dachte daran, wie er vor vielen Jahren in einer ähnlichen Lage gewesen war. Reduziert auf bloßes Empfinden, am Boden, nackt und erniedrigt.
Du bist so wertlos wie deine Fresse. Raus hier.
Bloodletter war kalt und voller Verachtung gewesen, seine Untergebenen geübt und schonungslos: Xcor wurde an Armen und Beinen gepackt und zum Ausgang der Höhle geschleift – wo man ihn rauswarf wie eine Fuhre Pferdemist.
Xcor war liegen geblieben, wo er gelandet war, allein im kalten weißen Schnee des Winters, ähnlich wie sein Opfer jetzt, bewegungsunfähig, dem anderen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Doch er hatte mit dem Gesicht nach oben gelegen.
Tatsächlich war das nicht das erste Mal gewesen, dass man ihn verstoßen hatte. Angefangen bei der Vampirin, die ihn zur Welt gebracht hatte, bis hin zum letzten Waisenhaus, in dem er untergekommen war, war es schon fast Tradition, dass er immer nur abgelehnt wurde. Das Kriegerlager war seine letzte Chance gewesen, irgendeine Form von Gemeinschaft zu finden, und er wehrte sich gegen seine Verstoßung.
Er musste es sich verdienen, wieder aufgenommen zu werden, indem er Schmerz ertrug. Und selbst Bloodletter war beeindruckt gewesen, was er alles auszuhalten vermochte.
Tränen waren etwas für Kinder, Frauen und kastrierte Männer. Zu schade, dass diese Lektion verschwendete Liebesmüh war bei diesem Stück Dr…
» Fleißig, fleißig.«
Xcor blickte auf. Throe war aus dem Nichts erschienen, zweifellos hatte er sich hierher materialisiert.
» Sind die Frauen bereit?«, fragte Xcor ruppig.
» Es wird Zeit.«
Xcor nahm all seine Kräfte zusammen. Erst musste er diese Sauerei hier beseitigen – er konnte keinen zuckenden Leichnam zurücklassen, sodass Menschen ihn fanden und sich die Köpfe zerbrachen, bis sie rauchten.
» Da drüben gibt es eine Toilette.« Throe deutete über den Rasen. » Bring das hier zu Ende, und dann sollten wir dich säubern.«
» Wie ein Kleinkind?« Xcor blickte seinen Lieutenant zornig an. » Wohl kaum. Du kehrst zu den Huren zurück. Ich komme gleich nach.«
» Du kannst deine Trophäen nicht mitbringen.«
» Und wo soll ich bitte schön hin damit?« Seinem Ton nach zu urteilen, wäre » sie dir in den Hintern schieben« eine Option gewesen, zumindest aus seiner Sicht der Dinge. » Geh.«
Throe war da anderer Meinung, aber dennoch – auch weil es das Protokoll verlangte – nickte er und verschwand.
Wieder allein, blickte Xcor ein letztes Mal auf den entweihten Körper vor ihm. » Jetzt hab dich nicht so.«
Der Drang, die Schwäche des Kerls weiter zu bestrafen, verlieh Xcor die Kraft, dem Lesser den Dolch in die Brust zu stoßen. Sobald die Stahlspitze einstach, gab es einen Knall und einen Lichtblitz … und dann war da nichts mehr als ein Fleck im Gras, dort, wo der Lesser gelegen hatte.
Xcor rappelte sich auf, nahm die Wirbelsäule seines Opfers und steckte sie in den Schultertornister zu den anderen Trophäen.
Sie passte nicht rein, das Ende stand oben heraus.
Throe hatte recht, was die grausige Tasche mit den Souvenirs betraf. Verdammt.
Also dematerialisierte sich Xcor auf das Dach des Toilettenhäuschens und stopfte seine Trophäen unter die Verschalung des Lüftungsschachts. Dann dematerialisierte er sich zu den Waschbecken und Toiletten. Er war sich ziemlich sicher, dass es hier nach Lufterfrischer roch, aber nichts konnte den
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