Black Dagger 19 - Liebesmond

deutlich registrierte.
    Sofort stand ihm wieder das Bild vor Augen, wie No’One in diesem Schwimmbecken lag, nackt und nass schimmernd. Die Erinnerung detonierte wie eine Bombe in seinem Kopf und pustete alles andere weg.
    Es ging so schnell: die Berührung, die Erinnerung … und die Erektion.
    Unter der Knopfleiste seiner Lederhose richtete sich sein Schwanz zu voller Länge auf. Ohne Entschuldigung.
    » Ich helfe dir zurück auf den Hocker«, hörte er sie wie aus weiter Ferne sagen.
    » Fass mich nicht an!« Er stieß sie von sich. Stolperte davon. » Komm nicht in meine Nähe. Ich … drehe durch …«
    Er torkelte an den Regalen entlang und konnte nicht atmen, konnte … sich selbst nicht ertragen …
    Sobald er aus dem Tempel war, floh er aus dem Heiligtum und dematerialisierte seinen treulosen Körper in sein Zimmer auf dem Anwesen.
    Er war noch immer erigiert, als er dort ankam.
    Verfluchte Scheiße.
    Er starrte auf seinen Schritt und suchte krampfhaft nach einer anderen Erklärung. Vielleicht ein Blutgerinnsel? Ein Schwanzgerinnsel … oder vielleicht … Scheiße …
    Es war ausgeschlossen, dass er auf eine andere Vampirin scharf war.
    Er war ein gebundener Vampir, verdammt.
    » Lassiter?«, er sah sich um. » Lassiter!«
    Wo, zum Teufel, steckte dieser Engel?
    » Lassiter!«, bellte er.
    Als keine Antwort kam und niemand durch die Tür brach, stand er ganz alleine da … mit seiner Latte.
    In seiner Wut ballte er die rechte Hand zur Faust.
    Und mit einem Mordsschwung hieb er dorthin, wo es ordentlich wehtat, und drosch sich selbst in die Eier …
    » Scheiße!«
    Der Schlag war wie eine Abrissbirne: Sein Wolkenkratzer fiel in sich zusammen, und der Schmerz kam so unmittelbar, dass er zu Boden ging.
    Als er keuchend versuchte, auf die Knie zu kommen, und sich fragte, ob er sich eine ernsthafte innere Verletzung zugezogen hatte, drang eine trockene Stimme an sein Ohr.
    » Scheiße, das muss wehgetan haben.« Das Gesicht des Engels erschien verschwommen vor seinen tränenden Augen. » Aber andererseits kannst du jetzt vermutlich Alvins Part auf einer Weihnachts- CD singen. Du klingst bestimmt wie ein Chipmunk.«
    » Was …« Reden fiel ihm schwer. Aber Atmen ja schließlich auch. Und bei jedem Husten fragte er sich, ob er gleich seine Eier ausspucken würde. » Erzähl mir davon … vom Zwischenreich …«
    » Möchtest du nicht warten, bis du wieder Luft bekommst?«
    Tohr packte den Engel am Oberarm. » Erzähl mir davon, du Arschgesicht.«
    Es ist ein bekanntes Phänomen unter Männern, dass ihnen beim Anblick von Schlägen in die Nüsse eines anderen der Phantomschmerz ins eigene Croquetset fährt.
    Als Lassiter neben dem zusammengekrümmten Bruder in die Hocke ging, kämpfte er mit einer leichten Übelkeit und bedeckte sein Geläut kurz mit den Händen – nur um den Jungs zu signalisieren, dass ihm trotz seiner unkonventionellen Vorlieben manche Dinge heilig waren.
    » Erzähl!«
    Beeindruckend, dass der Kerl noch die Kraft aufbrachte, herumzuschreien. Jemanden, der zu solchen Handlungen gegen sich selbst fähig war, konnte man wohl nicht auf später vertrösten, wenn es ihm wieder besserging.
    Aber natürlich war das auch kein Grund, die Sache zu beschönigen.
    » Für das Zwischenreich ist weder die Jungfrau der Schrift noch Omega zuständig. Es ist das Terrain des Schöpfers – und bevor du fragst: Damit meine ich denjenigen, der deine Jungfrau der Schrift geschaffen hat und Omega und einfach alles. Man kann auf unterschiedliche Weise dorthin gelangen, aber meistens geschieht es dann, wenn man nicht loslässt oder festgehalten wird.«
    Tohr schwieg und sah aus, als stünde er kurz vor der Hirnschmelze. Da fasste Lassiter Erbarmen mit dem armen Tropf.
    Er legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte sanft: » Tief durchatmen. Komm, wir machen es zusammen. Langsam … ganz tief …«
    So saßen sie eine kleine Ewigkeit beisammen, Tohr vornübergebeugt, Lassiter neben ihm mit einem beschissenen Gefühl.
    In seinem langen Leben hatte er Leid in allen möglichen Facetten gesehen. Krankheit. Verstümmelung. Enttäuschung in epischen Ausmaßen.
    Als er auf seine ausgestreckte Hand sah, erkannte er, dass ihn das mittlerweile kaltließ. Er war abgestumpft und unfähig, noch Mitleid zu empfinden.
    Mann, er war der falsche Engel für diesen Job.
    Es war eine vertrackte Geschichte, mit der sie es hier zu tun hatten.
    Tohr sah ihn an. Lassiter hätte seine Augen für schwarz halten können, so stark waren