Black Dagger 20 - Schattentraum
Schulterhalfter zum Gürtel, dann an den Ledergurt um seinen Oberschenkel.
Doch er wirkte gefasst. Zumindest bis er sprach. Denn seine Stimme bebte: »D u dummer Idiot.«
Laylas Gesicht verfinsterte sich, obwohl Qhuinn wohl kaum ihre Hilfe brauchte, um sich zu verteidigen. »W ie bitte?«
»L aut John ist er in den Garten spaziert, wo die Bande lauerte. Allein.«
»D ie Bande?«
»D ie, die heute Nacht ein Attentat auf Wrath verübt hat. Dieser dumme Idiot hat mutterseelenallein das Haus verlassen, obwohl draußen die versammelte Mannschaft wartete. Wie ein bescheuerter Superheld – er kann von Glück reden, dass er noch lebt.«
Laylas wütender Blick schwenkte zum Bett. Offensichtlich gab es eine neue Division bei der Gesellschaft der Lesser. Die Vorstellung, dass Qhuinn sich ihnen leichtsinnig ausgeliefert hatte, erweckte in ihr den Wunsch, ihn anzuschreien. »D u … dummer Idiot.«
Qhuinn hustete. Und hörte gar nicht mehr auf.
Ängstlich sprang Layla vom Stuhl. »I ch hole einen der Heiler …«
Doch es war kein Erstickungsanfall. Qhuinn lachte.
Erst verhalten, dann mit immer mehr Nachdruck, bis das ganze Bett bebte. Doch keiner konnte seine Erheiterung nachvollziehen.
»I ch verstehe nicht, was daran so lustig sein soll.«
»I ch auch nicht«, bestätigte Blay. »W as ist denn nur los mit dir?«
Doch Qhuinn lachte nur weiter.
Layla sah Blay an. »I ch habe gute Lust, ihm eine Ohrfeige zu verpassen.«
»D as lohnt im Moment nicht. Warte, bis es ihm besser geht, und schlag dann zu. Weißt du was: Ich halte ihn für dich fest.«
»G anz … recht …«, stöhnte Qhuinn.
»I ch stimme zu.« Layla stemmte die Hände in die Hüften. »B lay hat vollkommen recht – ich werde dich später schlagen. Zum Glück hast du mir beigebracht, wo ich bei einem Mann hinzielen muss.«
»N icht schlecht«, murmelte Blay.
Langsam verstummten sie, und Layla wurde ganz warm ums Herz, als sich die beiden Männer fest in die Augen sahen. Vielleicht konnten sie sich endlich versöhnen.
»I ch gehe jetzt und sehe nach den anderen«, erklärte sie eilig. »V ielleicht muss noch jemand genährt werden …«
Qhuinn griff nach ihrer Hand. »U nd … du?«
»D anke, mir geht es gut. Du warst mehr als großzügig letzte Woche. Ich fühle mich sehr stark.« Sie beugte sich hinab und küsste ihn auf die Stirn. »R uh dich aus. Ich sehe später nach dir.«
Als sie an Blay vorbeikam, tuschelte sie leise: »R edet. Ich sage allen, sie sollen euch in Ruhe lassen.«
Sie ging. Blay sah ungläubig auf den perfekt frisierten Hinterkopf der Auserwählten.
Als er hereingekommen war, hatte ihm die Intimität zwischen Qhuinn und dieser Frau einen Magenschwinger versetzt: Wie sie ihm in die Augen gesehen und sich grazil zu ihm hinabgeneigt hatte … und dass nur sie allein ihn nährte und ihm Kraft schenkte …
Und doch wollte sie nun ganz offensichtlich, dass Blay ungestört mit Qhuinn alleine war.
Er kapierte es nicht. Wenn jemandem daran gelegen sein musste, ihn und Qhuinn auseinanderzuhalten, dann ihr.
Er wandte sich seinem Kameraden zu. Man konnte ihn kaum ansehen, obwohl seine Wunden bereits heilten.
»G egen wen hast du gekämpft?«, fragte er mit brüchiger Stimme. »U nd spar dir die Ausflüchte: Ich habe mit John gesprochen, als ich heimgekommen bin. Ich weiß, was du getan hast.«
Qhuinn hob eine geschwollene Hand und malte ein X in die Luft.
»X cor …?« Qhuinn nickte und verzog das Gesicht, als würde die Bewegung schmerzen. »M ach langsam.«
Qhuinn winkte ab, auf die typische nonchalante Art. Mit krächzender Stimme sagte er : »S chon okay.«
»W arum bist du alleine rausgegangen?«
»W rath … angeschossen … kannte Xcors … er würde …« Es folgte ein tiefer Atemzug, einer, der beim Ausatmen rasselte. »… den König persönlich aufhalten. Wichser musste … außer Gefecht gesetzt werden … sonst wäre Wrath nicht …«
»L ebend da raus gekommen.« Blay rieb sich den Nacken. »H eilige Scheiße – du hast dem König das Leben gerettet.«
»N ein … das waren … viele.«
Blay war sich da nicht so sicher. Bei Assail war es zum totalen Chaos gekommen – in einer solchen Situation war alles möglich. Hätte sich Xcors Bande nicht so bald nach der Ankunft der Bruderschaft zurückgezogen, hätten wahrscheinlich beide Seiten hohe Verluste verzeichnet.
Er betrachtete Qhuinn und fragte sich, in welchem Zustand Xcor sein mochte. Wenn sein Freund so zugerichtet war, ging es diesem Wichser sicher
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