Black Dales
tragen wollen.
Langsam gehen die ganzen Typen wieder weiter, inklusive dem, der mich stützt. Mühsam halte ich mich aufrecht und bin zwar angewidert, als der mir Unbekannte einen Arm um die Hüfte legt, aber auch gleichzeitig dankbar, da ich sonst schon längst wieder gestürzt wäre.
Ich hab solche Angst. Ich will hier nicht sein! Wieso müssen die auch ausgerechnet mich verschleppen? Ich hab doch gar nichts getan! Noch immer gehorcht mein Körper nicht richtig. Meine Beine geben immer öfterer und immer doller nach. Tränen laufen unaufhörlich über meine Wangen, wofür ich mich unglaublich schäme. Ich bin doch keine Memme, aber wer würde denn in so einer Situation schon mutig und stabil bleiben? „Master Tom? Wir haben Ihnen einen würdigen Gemahl mitgebracht!“, werde ich wieder aus den Gedanken gerissen. Bitte WAS? Gemahl? Hackts bei denen? Für einen kurzen Moment scheint wieder Kraft in meinen Körper zu kommen, weshalb ich sofort die Chance ergreife und mich von dem komischen Kerl abstoße, diesen Tom nicht mal eines Blickes würdige und einige Schritte davon haste. Allerdings geht meine Kraft wieder so schnell, wie sie auch gekommen war.
Panisch stelle ich fest, wie meine Beine wieder butterweich werden und ich hart auf den Boden aufschlage. Nein! Nein, ich will nicht hier bleiben! Schluchzend versuche ich mich wieder aufzurappeln und weiter zu rennen, aber es funktioniert nicht. Mein Körper funktioniert einfach nicht mehr und verweigert mir den Dienst, weshalb ich nach wenigen Momenten schon aufgebe und einfach heulend auf dem Boden liegen bleibe, immer wieder mit der Faust auf die kalten Fliesen schlage und den Schmerz für den Moment einfach nur genieße. „Na na na mein Kleiner. Jetzt beruhige dich doch mal!“, vernehme ich außer der Stimme, auch noch Schritte, die auf mich zukommen, und weigere mich die Person anzuschauen, schlage währenddessen immer wieder mit der Faust auf den Boden. Ich will nicht, dass sie alle sehen, wie schwach ich bin, ich will nicht das sie sehen, wie verzweifelt ich bin und ich will meinem Unglück nicht ins Gesicht sehen! „Schhhhh, bleib mal ruhig Kleiner! So hässlich bin ich doch gar nicht, als dass du hier so auf die Fliesen eindreschen musst! Komm, schau mich mal an, mein Hübscher! Du bist doch hübsch, oder? Eigentlich hat Jamie ja einen guten Geschmack, also enttäusche mich nicht!“
Hart werde ich am Kinn gepackt und gezwungen mein Gesicht in eine bestimmte Richtung zu drehen, weshalb ich auch mit den Schlägen aufhören muss. Krampfhaft presse ich meine Augenlider zusammen, will dem Kerl einfach nicht ins Gesicht sehen. Ich kann nicht! „Jetzt musst du nur noch die Augen aufmachen, dann kann ich sagen, ob du hübsch bist! Na komm schon, das was ich sehe, verspricht doch schon mal viel!“ Sein Griff um mein Kinn wird stärker, schmerzhafter und vor allem jagt er wieder Angst durch meinen Körper. Gepeinigt schlage ich also meine Augen auf, blinzle die Tränen weg und kann immer mehr ein filigranes, markantes und junges Gesicht vor mir sehen. Blitzende Augen schauen mich an und dann … Kopfschütteln ... Fassungsloses Kopfschütteln. Was ist? Stimmt etwas nicht?
Augenblicklich bebt mein Körper wieder auf und Tränen, die ich gerade erst entfernt habe, steigen wieder in meine Augen.
„Du bist nicht hübsch!“, raunt er. Unweigerlich zucke ich zusammen. Muss ich jetzt sterben? Oh Gott, wieso haben die mich mitgenommen, wenn er mich nicht will? Scheiße, ich ... „Du bist wunderschön!“, haucht er auf einmal und wischt mit einem Daumen meine Tränen weg. Sofort schaue ich wieder auf, ungläubig, fast schon geschockt. Wunderschön? Er findet mich wunderschön? Das ist doch vermutlich ebenfalls scheiße! Heißt das, der will mich hier behalten? Aber ich will doch nicht! Egal ob er mich hübsch findet oder nicht, es bringt mir nichts, rein gar nichts! Verdammt ich will wieder nach Hause! „Na komm schon Kleiner! Hör auf zu weinen, es gibt doch keinen Grund zum Heulen!“ Und wieder wischt er mir die Tränen weg. Ich kann einfach nichts antworten, habe so schon zu tun, dass ich überhaupt atmen kann, so sehr ist meine Kehle zugeschnürt.
Abermals verliere ich den Boden unter meinen Füßen, strample ängstlich in der Luft herum, ehe mich dieser Tom, irgendwo hinträgt. Ich weiß nicht wohin, aber was ich weiß, ist, dass ich hier einfach nur weg und sicher nicht der Gemahl eines, mir Fremden und vor allem der eines Kriminellen, sein will!
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