Black Jack: Bei Anruf Mord!
Haare über die Schultern. „Ich habe dort als exotische Tänzerin gearbeitet.“
Der Gedanke, dass Jonathan sich in eine Stripperin verliebt haben sollte, war noch absurder. Am Tag vor seiner Hochzeit war er mit seinen Freunden nicht in eine Stripteasebar gegangen, sondern hatte es vorgezogen, seinen letzten Abend als Junggeselle in seinem Apartment zu verbringen und mit einem Nachbarn Rommé zu spielen.
Magdalenas Miene wurde sehnsüchtig. „Schon in dem Moment, als er hereinkam, wusste ich, dass er anders als all die anderen Männer war. Er machte keine abfälligen Bemerkungen, er führte keine anzüglichen Reden, und er grapschte auch nicht nach mir. Er lächelte nur. Am Ende meines Auftritts lud er mich zu einem Drink an seinen Tisch. Wir haben uns die halbe Nacht unterhalten, und als wir uns am folgenden Morgen verabschiedeten, war ich total in ihn verliebt.“ Ihre Augen glänzten. „Er war so sympathisch und großzügig.“
Kellys Menschenkenntnis hatte sie noch nie im Stich gelassen. Gleichgültig, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte: Nach wenigen Minuten konnte sie sich eine Meinung über sie bilden. Magdalena Montoya blieb ihr jedoch ein Rätsel. Sie wollte diese Frau nicht mögen, und trotzdem gelang es ihr nicht. Die Geschichte über ihre Affäre mit Jonathan, so unwahrscheinlich sie auch schien, besaß die Qualität einer kalten Wahrheit.
Die Haarspange in ihrer Frisur hatte sich gelöst, und Kelly steckte sie wieder fest. „Können wir noch einmal auf gestern zurückkommen?“ sagte sie. „Jonathan hat Sie also sofort angerufen, nachdem sein Flugzeug gelandet war?“
„Richtig. Wir hatten ein frühes Mittagessen, und dann sind wir für ein paar Stunden hierhin zurückgekommen.“
„Wie spät war es, als er gegangen ist?“
„Kurz vor zwei.“
Mehr als genug Zeit also, um rechtzeitig am Flughafen zu sein und die Maschine nach Philadelphia zu erreichen. Allerdings hatte er sie nicht betreten. Irgendwo zwischen South Beach und dem Flughafen von Miami war etwas geschehen.
„Wussten Sie, dass Jonathan verheiratet war, als Sie ihn kennen lernten?“ wollte Kelly beiläufig wissen.
„Ja.“ Magdalena ging zu einem Tisch hinüber, öffnete eine silberne Dose und nahm eine Zigarette heraus. „Ich wusste auch, dass er unglücklich war. Seine Frau hat dauernd gearbeitet.“
Kelly konnte sich nicht vorstellen, dass Jonathan so etwas Gemeines und Falsches gesagt haben sollte, nicht einmal einer Geliebten. Zugegeben, Victoria war viel beschäftigt und musste mehrmals jährlich ins Ausland reisen, aber sie hatte ihre Familie darüber niemals vernachlässigt. Falls überhaupt, dann war es Jonathan, der dauernd Überstunden machte und oft zu spät nach Hause kam, um seine Tochter ins Bett bringen zu können.
Sie ließ ihren Blick über die luxuriöse Einrichtung schweifen. Magdalena wirkte auch nicht gerade wie jemand, der die Stechuhr betätigen musste. „Sie sagten eben, dass Sie als exotische Tänzerin gearbeitet haben. Heißt das, Sie arbeiten jetzt nicht mehr?“
Magdalena ließ ein sinnliches, kehliges Lachen hören. „Himmel, nein. Jonathan wollte davon nichts wissen, obwohl mein Chef über meine Kündigung sehr unglücklich war.“ Erneut schüttelte sie ihre lange Mähne. „Ich war seine beste Tänzerin. Ich habe mehr Kunden in den Laden geholt als all die anderen Mädchen zusammen.“
Das zu glauben fiel nicht schwer. Magdalena verströmte Sex aus allen Poren und hatte keine Hemmungen, das zu zeigen. „Entschuldigen Sie meine Frage, Miss Montoya, aber wenn Sie nicht mehr arbeiten, wie können Sie sich dann ein solches Apartment leisten?“
„Jonathan bezahlt meine Miete.“ Sie sagte es ohne eine Spur von Verlegenheit. „Und auch all meine anderen Unkosten.“
Kelly war sprachlos. Wie konnte Jonathan sich eine so teure Geliebte leisten? Zugegeben, er verdiente nicht schlecht, genau wie Victoria. Aber wenn man die Hypothek für das neue Haus, die Gebühr für Phoebes Privatschule, die Mitgliedschaft in einem exklusiven Golfclub und ein paar Urlaube im Jahr abzog, blieb nicht mehr viel übrig vom monatlichen Budget.
Woher hatte er das Geld, wenn nicht vom Drogenhandel?
„Miss Robolo? Geht es Ihnen gut?“
Auf die besorgte Frage reagierte Kelly mit einem raschen Nicken. „Ja, ja … ich habe nur gerade etwas überlegt. Machen Sie sich um mich keine Gedanken.“
Als sie sich umdrehen wollte, blieb ihr Blick an einem Gegenstand hängen, der auf dem anderen Ende
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