Black Jack: Bei Anruf Mord!
auch niemals verdächtigt, dass er Aufnahmen von uns machte, während … während wir …“
Einen Moment lang glaubte Kelly, Cecily würde in Tränen ausbrechen. Aber mit aller Kraft riss sie sich zusammen. Als ihr Essen serviert wurde, lächelte Cecily den Kellner an und murmelte ein rasches Dankeschön, ehe sie sich wieder Kelly zuwandte. „Er sagte mir, falls ich mich weigerte, als Bürgermeisterin zu kandidieren, würde er Kopien von der Kassette in ganz Pennsylvania verschicken – an die Zeitungen, Fernsehanstalten, an Ward und natürlich an den Aufsichtsrat von Norton.“
Kelly empfand eine Welle von Mitgefühl. „Oh Cecily, es tut mir so Leid. Aber vielleicht hat er nur geblufft?“
„Warum sollte er? Er hat schließlich nichts zu befürchten. Er ist nicht verheiratet. Eine Affäre, selbst mit einer verheirateten Frau, könnte ihm nichts anhaben. Aber eine Affäre mit einem Casino-Besitzer, der im Verdacht steht, Verbindungen zur Mafia zu haben, wäre mein Ende.“
„Ich verstehe immer noch nicht, warum es so wichtig für ihn ist, dass Sie Bürgermeisterin werden.“
„Ein Teil der Abmachung bestand darin, dass ich nach der Wahl das Glücksspiel auf den Flussdampfern unterstützen und intensiv befürworten sollte.“
Glücksspiel auf Flussschiffen. Der zwiespältige Volksentscheid, den Philadelphia vor einigen Jahren abgelehnt hatte. Ein einzelner Bürgermeister würde nicht viel bewirken können, aber wenn dieser Bürgermeister sich Gehör verschaffen konnte und so beliebt und mächtig wie Cecily war, konnte sie Millionen von Wählern im ganzen Staat beeinflussen.
„Wusste Jonathan, dass Syd Sie ebenfalls erpresste?“
„Ich habe es ihm gesagt. Es war ihm egal. Alles, was er wollte, war, dass es zwischen unseren beiden Familien harmonisch zuging.“
„Wie hat er die Sache zwischen Ihnen und Syd überhaupt herausgefunden?“
Ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen Lächeln. „Indem er etwas tat, was Sie zu schätzen wissen, Kelly. Er schnüffelte herum. Die Sicherheitsbedingungen im Chenonceau erschienen ihm unzureichend. Er wollte etwas ändern, obwohl das gar nicht in seine Zuständigkeit fiel. Sie wissen, wie er ist, er muss sich immer einmischen. Er hat mir keine Einzelheiten erzählt, aber er hat die Videokassette gefunden und eine Kopie davon gemacht.“
„Ohne dass Syd es wusste?“
Cecily nickte. „Syd hätte ihn umgebracht, wenn er …“ Ihre Augen füllten sich mit Entsetzen. „Oh mein Gott, glauben Sie etwa, dass genau das passiert ist? Syd hat es herausgefunden und …“
„Ich weiß es nicht. Aber ich stimme mit Ihnen darin überein, dass Jonathan in ernsten Schwierigkeiten stecken könnte, falls er es getan hat.“ Nick hatte die ganze Zeit mit seiner Meinung über ihn Recht gehabt. Syd Webber war ein Dreckskerl. Sie dachte an ihr entsetzliches Erlebnis von vergangener Nacht. „Wissen Sie eigentlich, welchen Wagen Syd fährt, wenn er nicht die Limousine nimmt?“
Cecily schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn nie in etwas anderem gesehen als in der Limousine mit Chauffeur. Oder im Hubschrauber.“
In Gedanken machte Kelly sich eine Notiz, dies später nachzuprüfen. Aber jetzt wollte sie erst das Ende von Cecilys Geschichte hören. „Was ist passiert, nachdem Sie die Kassette gesehen hatten?“
Cecilys Blicke folgten einem älteren Paar, das zu einem Tisch am Fenster geführt wurde. „Mir blieb keine andere Wahl, als seinen Forderungen nachzugeben. Aber ich schwöre Ihnen, Kelly“, fügte sie hinzu und sah ihr fest in die Augen, „ich habe niemals vorgehabt, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Ich habe ihn nur in dem Glauben gelassen, um Zeit zu gewinnen und einen Ausweg aus diesem Schlamassel zu finden, ohne die Menschen, die ich liebe, zu verletzen.“
„Vielleicht kann ich Ihnen helfen“, sagte Kelly mitfühlend. „Ich weiß zwar noch nicht wie, aber wenn wir zusammen überlegen, wird uns bestimmt etwas einfallen. Wir haben genügend Zeit.“
„Das würden Sie tun? Sogar nachdem ich …“
Kelly, die ihr Essen nicht angerührt hatte, schob den Teller beiseite und ergriff Cecilys Hand. „Sie waren verzweifelt. Das weiß ich ja inzwischen. Es tut mir Leid, dass ich Sie vor kurzem noch so angefahren habe, aber ich bin auch froh, dass Sie mir das von Syd erzählt haben. Das hilft mir, den Mann besser einzuschätzen. Ich glaube, ich habe bis jetzt gar nicht gemerkt, was für ein Mensch er wirklich ist.“
Ein leises Lächeln umspielte
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