Black Jack: Bei Anruf Mord!
…“
Trauer und Bedauern spiegelte sich in ihren Augen. „Eine Schwäche. Er hat mir etwas gegeben, was ich noch nie zuvor hatte, und es ist mir zu Kopf gestiegen.“ Sie machte eine Pause. „Erinnern Sie sich noch an die Party zu Victorias und Jonathans viertem Hochzeitstag vor zwei Jahren?“
Kelly nickte.
„Jonathan hatte Syd eingeladen. Ich habe versucht, ihm das auszureden, aber er bestand darauf. Offenbar hatte er Syd gegenüber von der Party gesprochen, und Syd hatte Interesse bekundet, zu kommen.“
„Und da ist es …?“
„Genau. Von seiner Seite aus war es natürlich minutiös geplant. Er hatte schon vorher versucht, mich auf einer Gesellschaft zu treffen, aber als ich herausfand, dass er kommen würde, bin ich nicht hingegangen. Doch diesmal konnte ich nicht einfach fernbleiben.“
Cecily nahm einen Silberlöffel vom Tisch und begann damit zu spielen. „Wenn ich jetzt zurückschaue, kann ich mich nicht mehr genau erinnern, was an diesem Tag passiert ist. Aber wie Sie wissen, ist es schwer, mich zu beeindrucken.“
Kelly verstand, warum es in diesem Fall gelungen war. Sie hatte bei Syd Webber die gleiche Anziehungskraft gespürt. „Ich habe immer geglaubt, Sie und Ward seien so glücklich.“
„Auf unsere Weise sind wir das auch. Wir lieben uns, auf unsere Weise.“ Sie hob den Löffel hoch und betrachtete ihn intensiv. „Aber in unserem Leben ist keine Leidenschaft. Sex war für mich nie wichtig.“
„Bis Syd kam.“
Sie lachte – ein Lachen voller Selbstverachtung. „Er hat mich zum Leben erweckt. Er ist in jener Nacht in den Ballsaal gekommen, und mein Leben hat sich vollkommen verändert. Plötzlich war es egal, wie ich über ihn dachte oder was er verkörperte. Als er mich dann um einen Tanz bat und in seine Arme nahm, wusste ich bereits, dass nichts mehr so sein würde wie früher. Und ich sollte Recht behalten. Er hat eine Seite in mir freigelegt, die mich erschreckt hat.“ Sie schwieg und seufzte. „Und mich gleichzeitig elektrisiert.“
„Wie lange hat die Affäre gedauert?“
„Ein Jahr. So lange habe ich gebraucht, bis ich wieder klar im Kopf war.“ Sie legte den Löffel zurück. „Aber es war schon zu spät. Der Schaden war nicht mehr zu beheben.“
Kelly lehnte sich vor. Sie war vollkommen fasziniert von der Geschichte. „Was meinen Sie damit?“
„Vor einigen Monaten, es war kurz vor Weihnachten, ist Syd in mein Büro gekommen. Ich war wütend auf ihn, weil er sich überhaupt nichts dabei gedacht hatte. Wenn einer vom Aufsichtsrat ihn dort gesehen hätte …“ Sie schauderte.
„Was wollte er denn?“
„Er wollte mir erzählen, dass er mit dem Vorsitzenden der Republikanischen Partei gesprochen hatte, den er sehr gut kennt. Ohne mein Wissen oder mein Einverständnis hatte Syd meinen Namen auf die Nominierungsliste für die Bürgermeisterwahl im Jahr 2003 setzen lassen.“
„Er will, dass Sie Bürgermeisterin von Philadelphia werden?“
„Er möchte nicht nur, dass ich der nächste Bürgermeister werde, er will sichergehen, dass ich die Wahl gewinne.“
„Wie denn?“
„Mit Geld, was sonst? Er selbst will meine Wahlkampagne finanzieren – natürlich nicht öffentlich, aber über verschiedene Gesellschaften und Geschäfte und sogar einzelne Personen.“
„Was haben Sie ihm geantwortet?“
„Ich habe ihn ausgelacht. Ich habe ihm gesagt, dass er seine Zeit verschwendet – und meine auch. Ich hatte überhaupt nicht die Absicht, Bürgermeister zu werden. Ich war glücklich mit meiner Arbeit.“
Kelly glaubte ihr. Vor einigen Jahren hatte ein Reporter des
Philadelphia Globe
angedeutet, dass Cecily eine ausgezeichnete Politikerin abgeben würde. Am nächsten Tag war der Chefredakteur mit Briefen überschüttet worden, mit denen die Leser ihre Zustimmung zu dem Artikel gaben. Cecily hatte alle Spekulationen beendet, indem sie erklärte, dass sie nicht beabsichtigte, ein politisches Amt zu übernehmen. Niemals.
„Wie hat er darauf reagiert?“
„Oh, er war sehr besonnen und zuversichtlich, fast so, als hätte er mit meiner Ablehnung gerechnet. Dann kam der Gnadenstoß. Er schob eine Kassette in den Videorecorder und wünschte mir viel Spaß beim Zuschauen.“
Kelly brauchte nicht zu fragen, was auf der Kassette war. Sie hatte es bereits erraten.
Einige Sekunden verstrichen. „Es war ein Video, das uns zusammen in seinem Büro und in seinem Haus zeigte. Ich war entsetzt und habe mich furchtbar geschämt. Ich hatte nicht gewusst, hatte ihn
Weitere Kostenlose Bücher