Black Jail
Geschichten zu erzählen.«
»Okay«, sagte sie. »Das tu ich. Würden Sie jetzt bitte gehen?«
»Ich schau das grade«, sagte er.
»Bitte«, sagte sie.
Er blickte sie an. Seufzte. Schaltete den Fernseher aus. »Soll ich Caitlin für dich abholen?«
Sie schrie ihn an: »Ich kenne Sie nicht, verdammte Scheiße, und ich will Sie nicht in meinem Haus haben, und ich will sie nicht im Umkreis von hundert Meilen von meiner Tochter haben! Und jetzt scheren Sie sich raus, zum Teufel!«
»He«, sagte er, »das hört sich aber nicht nett an.«
»Scheren Sie sich raus, verflucht noch mal. Raus, raus!«
»Hab ja nur meine Hilfe angeboten«, sagte er. Sie glaubte nicht, dass er gehen würde, aber er stand auf und sagte: »Ich find selber raus.«
Nachdem er gegangen war, rief sie als Allererstes in der Schule an. Ließ nachsehen, dass mit Caitlin alles in Ordnung war, sagte, sie sollten sie auf keinen Fall in ein Auto mit jemand anderem einsteigen lassen als mit ihrer Mutter.
Dann machte Lorna sich auf und holte sie ab.
Erst als Caitlin in Sicherheit war, rief Lorna Nick an. Er sagte seinem Vorgesetzten, Lorna sei krank, und kam sofort nach Hause.
Caitlin war sicher in ihrem Zimmer und spielte, während Mami und Papi unten miteinander redeten.
»Also, wer ist das?«, fragte Lorna. »Und lüg mich diesmal nicht an.«
»Ich weiß nicht, wie er heißt«, sagte Glass zu ihr. Und dann erzählte er ihr von Caesar. Und davon, was Caesar von ihm verlangte.
»Du denkst, er steckt dahinter?«, fragte sie, als er fertig war.
»Ich bin mir sicher.«
»Wir müssen die Polizei rufen. Damit das aufhört.«
»Die Polizei kann da gar nichts tun.«
»Die können das Schwein festnehmen, das mich angefasst hat.«
»Ich weiß nicht.« Glass schüttelte den Kopf. »Lorna, das sind Schwerverbrecher.«
»Ein Grund mehr, die Polizei einzuschalten.«
»Soll ich dir sagen, was Caesar für einer ist? Wie er im Gefängnis gelandet ist?« Er schaute sie an, und sie nickte langsam. »Caesar wurde auf frischer Tat ertappt. Vollkommen zugedröhnt mit ’nem Cocktail aus Drogen. Als er auf der Straße Fußball spielte.«
»Hört sich doch gar nicht so schlimm an.« Ihre Lippen versuchten, nicht das Lächeln zu verlieren.
»Der Fußball …«, sagte er und schluckte, »… das war der Kopf von jemand.« Er schluckte noch einmal. »Der Körper wurde in Caesars Haus gefunden. Im Bad.«
»Allmächtiger.« Sie setzte sich. »Du meine Güte.« Sie schaute ihn an, zupfte an ihren Fingern. »Das heißt, dieser Typ, Caesar, kann uns fertigmachen. Obwohl er im Gefängnis sitzt. Ist es das, was du mir sagen willst?«
»Für ihn gibt es keine Grenzen.«
»Schön für ihn. Ich ruf die Polizei an.«
DONNERSTAG
Schnapp ihn dir, wenn er wehrlos ist.
Caesar war gerade beim Scheißen, viel wehrloser konnte er gar nicht sein.
Glass konnte sich allerdings nicht an ihn ranschleichen, ohne gesehen zu werden. Die Kabinentüren waren oben und unten abgeschnitten, so dass nur die Mitte des Körpers verdeckt wurde.
Glass konnte nur Caesars Kopf und Füße sehen, aber Caesar konnte alles von Glass sehen.
Und Glass konnte Caesars Hand nicht sehen, wusste nicht, ob er, wenn er da herumrumorte, mit Klopapier raschelte oder ein verstecktes Klappmesser zog.
Etwas früher am Tag hatte ein Häftling einen anderen mit einem Stück angespitzter Schweinerippe angegriffen. Zum Glück war Glass zu dieser Zeit in der Bibliothek gewesen. Der Angriff war nicht schwerwiegend, hatte aber zu einem allgemeinen Einschluss bis vor zehn Minuten geführt.
Und deshalb hatte Caesar warten müssen, bis er zur Toilette gehen konnte. Er ging nicht gern auf den Pott in seiner Zelle, wenn es nicht unbedingt sein musste. Hätte dann mit dem Gestank leben müssen, und das mochte keiner. Manche Insassen wickelten regelmäßig ihre Exkremente in Papier und warfen sie durch die Gitterstäbe ihrer Hütten aus dem Fenster. Das minderte den Gestank, aber wenn sie erwischt wurden, wurden sie gemeldet und konnten im Bagger landen oder ihren Straferlass einbüßen.
Glass hörte ein plumpsendes Geräusch, als er sich Caesar näherte.
»Drüber nachgedacht, was wir besprochen haben?«, fragte Caesar völlig locker über den Rand der Minitür hinweg.
»O ja«, sagte Glass. »Ein bisschen.«
»Und du hast entschieden, dass du’s immer noch nicht tust, stimmt’s?«
Konnte er das Glass am Gesicht ablesen?
»Jammerschade«, sagte Caesar. »Denn Watt mag deine Frau wirklich.«
Aufgeschlitztes
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