Black Jail
Bäckerei in Dunfermline, in der er den größten Teil seines Lebens gearbeitet hatte, nie verwunden. Er hatte einen Zusammenbruch nach dem anderen gehabt. Er war mittlerweile so zerbrechlich, dass er bei der kleinsten Kleinigkeit anfing zu heulen. Etwa, wenn er Lorna oder Caitlin sah oder wenn ein Fußballspiel verschoben wurde oder wenn der Fernsehempfang schlecht war. Glass hatte noch nie eine ärmere Sau getroffen. Für Lorna war es unerträglich, ihren alten Herrn in einem derart erbärmlichen Zustand zu sehen. Glass wusste das, und er wusste auch, dass er es hassen würde, sich sagen zu hören: »Und was ist mit deinem Alten?« Aber er sagte es trotzdem.
Er dachte, sie würde vielleicht auch anfangen zu weinen. Aber ihre Stimme blieb fest. »Haben wir eine Wahl?«, fragte sie.
»Gib mir ein paar Tage Zeit.« Er schaute sie an. »Ich regle das.«
»Was hast du vor?«
»Ich werd ihn aufhalten.«
»Wie zum Teufel willst du das anstellen?«
»Das ist mein Problem. Lass mich nur machen. Ich sorge dafür, dass du sicher bist.«
»Und was ist mit dir?«, fragte Lorna.
»Ich kann auf mich selber aufpassen.«
»Glaubst du?«
Er wollte ihr antworten, aber sie schaute ihn nicht einmal an.
Sie kippte ihren Wein runter, füllte ihr Glas. »Noch ’ne Flasche bitte.« Sie lächelte ihn mit dunkelroten Lippen an. »Ich muss mich besaufen.«
FREITAG
»Aber nur mal angenommen«, sagte Glass zu Mafia.
Sie waren in seiner Hütte und flüsterten. Gleich als Glass reingekommen war, hatte er gefragt, ob er privat mit Mafia sprechen könne, und Darko hatte die Achseln gezuckt, seine Kopfhörer aufgesetzt und die Lautstärke des Radios hochgedreht. Gefängnis-Privatsphäre. Nicht gerade ideal, aber Glass hatte sich entschlossen, es zu riskieren. Er hatte die ganze letzte Nacht wach gelegen und sich gefragt, was Watt wohl als Nächstes tun würde. Und dann hatte er den ganzen Morgen über gehofft, dass die Bullen anrufen würden, um ihm mitzuteilen, dass sie Watt einen Besuch abgestattet hatten. Hatten sie aber natürlich nicht. Nach dem Gespräch gestern auf der Polizei war es ziemlich klar gewesen, dass sie nicht den geringsten Scheiß unternehmen würden.
Jetzt gab es nur noch einen, der ihm helfen konnte, unddas war Mafia. Das Problem war, dass Mafia wahrscheinlich nicht geneigt sein würde, den eigenen Bruder in Gefahr zu bringen, weshalb Glass ihm nicht die Wahrheit sagen durfte. Und Glass konnte nur hoffen, dass Mafia nicht Bescheid wusste. Caesar hatte ihm bestimmt nicht gesagt, was Sache war. Glass hoffte inständig, dass das auch auf Watt zutraf. Denn wenn Mafia davon wusste, dann hieß das, dass er keinen Finger gerührt hatte, um Watt davon abzuhalten, Glass und seine Familie zu tyrannisieren. Und das hätte Glass nicht verkraftet.
»’ne Falle stellen, nennt man so was«, flüsterte Mafia.
»Ich versprech’s dir«, flüsterte Glass zurück, als er ein seltsam blechernes Dröhnen aus Darkos Kopfhörer mitbekam. »Es ist was Persönliches. Ich brauche nur einen Namen.«
»Wie komm ich dazu, Ihnen zu glauben?«
»War ich nicht immer ehrlich zu dir?«
»Schon, aber das ist kein Grund anzunehmen, dass das so weitergeht.«
»Komm schon, Mafia. Ich will doch nur wissen, wo ich mir ’ne Scheißkanone kaufen kann.« Glass hatte sich eine Geschichte ausgedacht. Erzählte Mafia eine Version der Wahrheit, bei der er den Umstand ausließ, dass seine Frau von Watt belästigt wurde und dass Caesar von ihm verlangte, Drogen ins Gefängnis zu schmuggeln. Okay, so nahe bei der Wahrheit war das nicht. Aber es war eine Geschichte. Und Mafia schien sie zu glauben.
»Waren Sie schon bei der Polizei?«
»Die rühren keinen Finger. Erst wenn’s zu spät ist.«
»Das heißt«, sagte Mafia, »Sie besorgen sich ’ne Kanone. Und dann?«
»Dann kauf ich mir das Schwein.«
»Aha«, sagte Mafia. Mit einem Handkreisen deutete er an, dass er mehr wissen wollte.
»Und ich droh ihm damit.«
»Okay«, sagte Mafia. »Und dann?«
»Dann ist meine Familie in Sicherheit.«
Mafia kratzte sich mit dem Daumennagel am Kinn. »Und Sie glauben, der Kerl kriegt’s mit der Angst, wenn Sie ihm Ihre Knarre zeigen?«
»Wieso nicht?«
»Weil Sie sie nicht benutzen werden.«
»Das weiß er aber nicht.«
»Doch, das weiß er.«
»Und wie?«
»Das steht Ihnen mitten ins Gesicht geschrieben. Sogar ich merke, dass Sie ’n Weichei sind, und ich bin ’ne verdammte Blindschleiche.«
»Ich schwör’s«, sagte Glass. »Ich benutze sie,
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