Black Jail
Lieferanten. Die Hinweise waren alle da. Glass war ein bescheuerter Idiot. Er musste lernen aufzupassen, seinen Verstand nicht immer durch die Gegend schweifen zu lassen.
»Nimm die Hand aus der Tasche«, sagte Watt.
»Ich benutz die Kanone«, sagte Glass mit Blick zur Erde.
»Das war reine Geldverschwendung. Du hast keinen Mumm.«
»Das hier ist was anderes.« Am liebsten hätte Glass die Pistole gezogen, um ihm zu zeigen, wie groß sein Mumm war. Er stellte fest, dass Watt ebenfalls für kälteres Wetter angezogen war. Braune Wildlederjacke, ähnlich wie Glass selbst eine zu Hause hatte. Passte nicht zu der Uniformhose und den Kampfstiefeln. »Wieso haben Sie Lorna gesagt, ich hätte mit dem Mädchen geschlafen?«
Watt lachte. »Wollte nur mal sehen, wie’s so steht zwischen euch. Ich glaub nicht, dass sie dich liebt, weißt du. Hat zu schnell geglaubt, dass du fremdgehst.«
»Das hat sie keine Sekunde lang geglaubt.«
»Hat sie das gesagt?« Watt grinste. »Die lügt dich an.«
»Ich sollte Sie umbringen.«
»Wieso machst du’s nicht?« Watt baute sich vor ihm auf und schlug die Arme übereinander. »Na los. Knall mich ab. Mal sehen, ob du das bringst.«
»Was soll das heißen? Ich kann Sie doch nicht hier erschießen.«
»Ach, wo denn sonst? Sag’s mir, dann gehen wir hin. Ich mach’s dir leicht.«
Glass wusste nicht, was er sagen sollte, um ernst genommen zu werden. »Ich knall Sie ab.« Er hoffte, überzeugend zu klingen. »Sie können’s mir glauben.«
»Ach nee.« Watt nahm die Arme auseinander. »Hör zu,lassen wir den Quatsch. Vergiss dein neues Spielzeug. Bring einfach das Zeug ins Hilton, so wie Caesar es will. ’n Scheißkinderspiel.«
Glass schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht.«
»Aufseher werden nicht durchsucht, hab ich gehört. Du gehst überhaupt kein Risiko ein.«
»Natürlich geh ich ein Risiko ein«, sagte Glass. »Wir können jederzeit durchsucht werden. Ihre Informationen sind falsch.«
Watt schaute ihn an.
Glass fasste die Pistole fester. Es gab ein Risiko. Was wusste dieses Arschloch schon? Aufseher wurden selten abgetastet, aber es kam vor. Dazu war die Gefängnisleitung jederzeit berechtigt.
Und auf keinen Fall würde Glass sich irgendwas in den Arsch schieben.
»Na schön«, sagte Watt. »Vielleicht gibt’s ein Risiko. Aber das ist wohl kaum zu vergleichen mit dem, was dir passiert, wenn du mich erschießt. Und wenn du mich erschießt, dann wirst du gefasst. Garantiert. Du hast mir doch diese netten Polizisten auf den Hals gehetzt. Ehrlich gesagt, bin ich deswegen ziemlich sauer auf dich.«
»Super«, sagte Glass. Das war gut zu wissen. Fühlte sich an wie ein kleiner Sieg, und jede Art Sieg war ihm im Moment willkommen.
»Eigentlich nicht. Ziemlich dumm von dir, genau genommen. Wen werden sie jetzt verdächtigen, wenn ich auf einmal tot bin?«
»Woher soll ich wissen, dass Sie nicht weitermachen?«, fragte Glass. »Woher soll ich wissen, dass damit Schluss ist, wenn ich den Stoff reinschmuggle?«
»Kannst du nicht. Aber ich mach nur, was Caesar mir aufgetragen hat. Wenn der Job erledigt ist, bin ich aus dem Spiel. Du siehst mich nie wieder.«
»Und wieso sollte ich das glauben?«
»Weil ich nicht umsonst arbeite«, sagte Watt. »Ich hab meine Grundsätze. Egal wie viel Spaß die Arbeit macht.«
Glass zögerte. Möglicherweise sagte Watt die Wahrheit. »Wenn ich’s mache, dann lassen Sie Lorna und Caitlin in Ruhe?«
»Mein Wort drauf«, sagte Watt. »Pfadfinderehrenwort.«
Na sicher. »Schwören Sie auf das Leben Ihres Bruders.«
Watts Miene verdüsterte sich. »Was hat denn der damit zu tun?«
»Schwören Sie auf Mafias Leben.«
Watt zuckte die Achseln. Dann lachte er. »Okay«, sagte er. »Wenn dir so viel dran liegt.«
»Sagen Sie’s.«
»Ich schwöre.«
»Wenn Sie lügen«, sagte Glass, »dann bringe ich Sie um. Das verspreche ich Ihnen. Und danach geh ich direkt zur Polizei und stelle mich.«
»In Ordnung«, sagte Watt. »Wenn wir das Schmierentheater damit hinter uns haben, kann ich dir dann die Ware geben?«
Und entgegen Glass’ Erwartung zog Watt ein Paket aus der Jackentasche und reichte es ihm. Einfach so. Am helllichten Tag und vor Dutzenden von Leuten.
Glass nahm es. Das Paket war in Goldpapier eingeschlagen wie eine Tafel Schokolade. Auf der Außenseite klebte ein Umschlag. »Das ist es?«, fragte er.
»Das ist es«, sagte Watt.
»’n bisschen unhandlich.«
Watt seufzte. »Mach’s auf, wenn du zu Hause bist.« Er
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