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Black Jail

Black Jail

Titel: Black Jail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guthrie
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Watt passiert?«, fragte Glass schließlich.
    »Caesar hat ihn ein paar Straßen weiter gefunden, saß da auf einer Mauer.« Mafia räusperte sich. »Die Polizei nahm einfach an, er würde aus Kummer so reagieren. Und dann hat Caesar ihn unter seine Fittiche genommen. Wurde seine neue Familie. Und so sind sie so dicke Freunde geworden.«
    »Ich kann verstehen, wieso Caesar dich hasst. Aber wie kommt es, dass du ihn hasst?«
    »Keine Ahnung. Er war der Einzige, an den ich mich wenden konnte. Obwohl ich wusste, dass Caesars Vorstellung von sich kümmern darin bestand, Watt ins Drogendealen und in Pornos reinzuziehen. Ich hab ihn dafür gehasst, dass er mir diese Wahl aufzwang.«
    »Aber du hast doch früher auch mit Caesar gearbeitet. Warst du da nicht auch in solche Sachen verwickelt?«
    »Ab und zu«, sagte Mafia. »Aber für Watt wollte ich immer was Besseres. Caesar nicht. Caesar hat ihn mit billigen Kicks geködert. Seinen Ehrgeiz zerstört. Machte ihn zu einem irren Junkie, der mit ’ner geladenen Kanone herumfuchtelte und seine Familie in Gefahr brachte. Und als der Schaden angerichtet war, hat Caesar versucht, ihn gegen mich aufzuhetzen.«
    »Kannst du’s ihm verdenken? Caesar dachte, du hättest Watts Familie umgebracht.«
    Mafia zögerte. »Das glaub ich nicht«, sagte er.
    »Watt hat ihm die Wahrheit erzählt?«
    »Ich stell mir vor, Caesar hat es sich selber zusammengereimt. Ich bin nicht der Kerl, der sich ’ner Frau aufzwingt. Das wusste Caesar. Und ich bin vielleicht blind wie ein Maulwurf, aber ich würd niemanden erschießen. Auchnicht versehentlich. Das wusste Caesar auch. Aber er tat lieber so, als wüsste er’s nicht. Das passte besser dazu, wie er mich sehen wollte.«
    »Aber wieso hat Watt nichts gesagt? Er hat doch gewusst, dass du dich für ihn geopfert hast.«
    »Na ja, das ist es ja.« Mafia stockte. »Ich bin mir da nicht so sicher. Ich glaub’s nicht. Watt erinnert sich an gar nichts aus dieser Nacht. Er brauchte Hilfe. Psychiatrische Hilfe. Vielleicht die Art von Hilfe, die er nicht bekommen hätte, wenn er ins Gefängnis gegangen wäre, ich weiß nicht. Vielleicht hätte er’s tun sollen. Vielleicht war ich auf dem Holzweg. Draußen konnte er keine Hilfe bekommen, ohne zuzugeben, was er getan hatte. Und ohne Hilfe konnte er nicht verarbeiten, was passiert war.«
    »Das könnten nur wenige.«
    »Also hat er die Geschichte geglaubt, die ich ihm erzählt habe. Hat die wirklichen Ereignisse verdrängt. Hat sich aus dem, was ich ihm gesagt habe, eine Alternativversion gebastelt. Die Geschichte, die Caesar dann wiederholt und verstärkt hat. Und das alles hat meine Version der Ereignisse real gemacht. Wir haben seit dieser Nacht kaum miteinander gesprochen. Ich hab nie gewusst, was in seinem Kopf abgeht. Ich hab’s vermutet. Aber bis heute Nacht hab ich nie was Genaues gewusst.«
    Glass nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu vergewissern, dass er richtig verstanden hatte. »Er glaubt wirklich, dass du seine Frau und sein Kind umgebracht hast?«
    »Ja, ich denk schon.«
    »Das ist ja echt totale Scheiße.« Glass blinzelte ein paar Tränen weg.
    »Totale Scheiße ist, dass ich hier an einen Stuhl gefesselt bin, während er …«
    »Du hast getan, was du konntest.«
    »Ich muss dauernd dran denken, dass sich das alles hätte vermeiden lassen.«
    »Ja, vielleicht. Wenn wir alle als andere Menschen geboren worden wären.«
    »Ich kann ihn nicht mehr beschützen. Ich kann’s nicht mehr.«
    »Da hast du recht«, sagte Glass.
    »Er muss auf seinen eigenen Füßen stehen. Sich den Konsequenzen seiner Handlungen stellen.«
    »Ja.«
    »Es ist Zeit für mich loszulassen.«
    »Bitte.«
    »Und dafür gibt’s nur eine Möglichkeit.«
    Glass fragte sich, was er meinte. Aber bald darauf hörte Glass ein Würgen, Zischen, Pfeifen. Und da wusste er genau, was Mafia meinte.
    Er rief Mafias Namen. Zuerst laut. Dann leiser. Immer wieder. Bis das Würgen aufhörte und er den Namen seines Freundes nur noch flüsterte.
    Die folgende Stille krallte sich mit kalten Händen in Glass’ Kopf. Drückte ihm die eiskalten Lippen auf die Stirn. Hauchte ihm eisige Luft auf die Wangen. »Lass mich nicht umsonst sterben«, sagte sie mit Mafias Stimme. »Es gibt noch Hoffnung.«
    Es gab wirklich noch Hoffnung. Genau genommen hatte Mafias Geschichte Glass die Hoffnung gegeben, die er brauchte. Wenn Watt glaubte, dass Mafia seine Familie umgebracht hatte, dann würde Watt sich nicht als Mörder betrachten. Wenn er daher

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