Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
…
Lugh hatte die Bestimmung außer Kraft gesetzt? Wie viel Macht besaß dieser VIP eigentlich?
»Also«, sagte ich. »Adam scheint dich ja für eine ziemlich schützenswerte Person zu halten.«
Lugh nahm das Bein runter und setzte beide Füße auf den Boden. »Da ich zufällig gerade deinen Körper bewohne, empfindest du sicher genauso.« Er lächelte mich wieder an. Sein Lächeln war freundlich und entwaffnend. Doch so einfach lasse ich mich nicht entwaffnen.
»Willst du mir nicht endlich sagen, wer du bist?«
»Ungern. Du hast dich bisher nicht als besonders diskret erwiesen.«
Der Punkt ging an ihn. Ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen. »Angesichts des ganzen Ärgers, den ich deinetwegen habe, verdiene ich ja wohl trotzdem eine Antwort. Letzte Nacht bin ich fast bei lebendigem Leibe verbrannt worden, falls du dich erinnerst.«
Ich glaube, der Punkt ging an mich, obwohl Lughs Gesichtsausdruck sich nicht groß veränderte. Er beugte sich nach vorne, stützte die Ellbogen auf die Knie und sah mich an, als versuche er, aus mir schlau zu werden. Sein Blick war beunruhigend eindringlich und intensiv.
»Hör auf, mich so anzusehen!«, fuhr ich ihn an.
Einer seiner Mundwinkel ging nach oben, aber ein ganzes Lächeln wurde nicht daraus. »Wahrscheinlich hast du das Recht zu wissen, wie hoch der Einsatz ist, um den es hier geht.«
Ich fand den Einsatz auch so schon ziemlich hoch, schließlich war ich gerade erst mit knapper Not dem Flammentod entgangen.
»Wie ich dir schon sagte, bin ich ein Reformer«, fuhr Lugh fort.
Ich bedeutete ihm mit der Hand, dass er weitersprechen solle.
Er schien seine Kräfte zusammenzunehmen. »Ich mache meinen eigenen Leuten Angst, weil ich die Macht besitze, meine Reformen auch in die Tat umzusetzen. In meiner Welt habe ich gerade den Herrscherthron bestiegen. Ich bin dort König.«
Na, das war wirklich mal eine Überraschung. Ich war vom König der Dämonen besessen? Mein Gott, ich hatte ja nicht einmal gewusst, dass es bei den Dämonen einen König gibt. Dann begriff ich, dass er gerade erst den Thron bestiegen hatte, was darauf hindeutete, dass er vorher Prinz gewesen war. Ein Prinz mit dem Namen Lugh.
Ich glaube, einen Moment lang stand mein Herz still.
Lugh lachte. »Nein, ich bin nicht Luzifer«, versicherte er. Entweder hatte er meine Gedanken gelesen, oder man konnte mir ansehen, was ich dachte. »Obwohl möglicherweise ein Teil der entsprechenden Mythologie vage auf mir basiert.« Ich sah wohl immer noch ziemlich beunruhigt aus. Er verdrehte die Augen. »Dieselbe Mythologie besagt auch, dass wir Dämonen im Höllenfeuer hausen. Es hat schon immer Menschen gegeben, die Angst vor uns haben und deswegen versuchen, uns zu verteufeln – im wahrsten Sinne des Wortes. Dadurch werden all diese Geschichten aber noch lange nicht wahr.«
Da hatte er recht. So wenig ich Dämonen auch mochte, zu den Anhängern irgendeines erzreligiösen Höllenglaubens hatte ich mich nie gezählt. Es gab keinen Grund, daran jetzt etwas zu ändern. Ich nickte, um anzudeuten, dass ich meine kurze abergläubische Angstattacke überwunden hatte.
»Meine Brüder haben den ersten Schritt getan, um einen Erbfolgekrieg zu entfachen«, fuhr er fort. »Sollte es ihnen allerdings gelingen, mich zu töten, wird es wahrscheinlich keinen großen Krieg geben.«
»Brüder …?«
Lugh nickte. »Zwei. Dougal ist der ältere von beiden und wird mir auf den Thron folgen, wenn mir etwas zustößt.« Er sah mich düster an. »Mein jüngster Bruder heißt Raphael.«
Da brat mir doch einer ’nen Storch! Ich schluckte trocken. »Raphael – wie der Dämon, der gerade in Andrew zu weilen beliebt?«
»Scheint so.«
Ich runzelte die Stirn. »Aber wenn wir es hier wirklich mit einem Erbfolgekrieg zu tun haben und Raphael dabei mitmischt, warum hat er dich dann nicht sofort in dem Augenblick umgebracht, als du in meinen Körper gefahren bist? So, wie du es geschildert hast, war ich derartig neben der Spur, dass ich mich sowieso nicht groß hätte wehren können.«
»Stimmt.« Er verzog angeekelt die Oberlippe. »Raphael und ich stehen schon lange miteinander auf Kriegsfuß. Dougal und ich streiten uns über Fragen der Politik, aber zwischen Raphael und mir herrschte schon immer eine persönliche Feindschaft.« An seinen Wangen zeichneten sich deutlich die Kiefermuskeln ab, als würde er mit den Zähnen knirschen. »Ich vermute, der Gedanke eines schnellen Todes … hat ihm nicht genug Befriedigung
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