Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
Rad drehst, bist nicht besonders nützlich für mich – oder für Lugh, wenn ich das bemerken darf. Also möchte ich, dass du dich fragst, wem du damit am meisten weh tust, dich nicht zu heilen. Mein Tipp lautet: Dominic. Deswegen schlage ich vor, du sparst dir dein Selbstmitleid und heilst deine Wunden.«
Adam hatte die Hände zu Fäusten geballt, und das Glühen in seinen Augen war so grell, dass man fast nicht hineinsehen konnte. »Zur Hölle mit dir!«
Ich zog die Schultern hoch und versuchte, locker und un besorgt auszusehen, obwohl ich innerlich vor Angst schlotterte. In Rage gibt Adam einen verdammt furchteinflößenden Anblick ab. »Bin ich da nicht schon?«
Ich konnte sehen, wie er mit sich rang. Wäre er dabei zum falschen Ergebnis gekommen, schien es mir durchaus möglich, dass er seine Skrupel, jemandem gegen seinen Willen weh zu tun, im Handumdrehen über Bord geworfen hätte. Mir tat zwar der ganze Schlamassel leid, den ich angerichtet hatte, aber nicht leid genug, um dafür den Märtyrertod zu sterben. Was natürlich die Frage aufwirft, warum ich genau das gerade riskierte? Aber über manche Fragen sollte man lieber nicht zu intensiv nachdenken.
Schließlich erlosch das Glühen in seinen Augen. Er ließ die Schultern hängen und schüttelte angewidert den Kopf.
»Du hast recht. Ich verhalte mich wie ein selbstsüchtiger Idiot.«
»Heilst du dich also?«
Er nickte.
Jemand klatschte in die Hände, und wir fuhren beide erschrocken zusammen. Wir waren wohl derart vertieft in unser Blickduell gewesen, dass keiner von uns gemerkt hatte, wie Dominic die Tür aufmachte. Seine Augen leuchteten so lebendig, wie ich es noch nie an ihm gesehen hatte.
»Bravo!«, sagte er und spendete mir weiter Beifall. »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal zu sehen bekomme, wie jemand bei einem Streit mit Adam das letzte Wort behält.«
»Steck’s dir sonst wohin«, sagte Adam, doch er klang nicht wirklich böse.
Dominic grinste noch fröhlicher. »Nur wenn du mir dabei zur Hand gehst, Süßer.«
Die Schüchternheit, die er zuvor in meiner Gegenwart an den Tag gelegt hatte, war verschwunden. Ich wäre verlegen geworden, aber die beiden waren eigentlich ganz süß zusammen – besonders, wie Adam sich von Dominics Worten ärgern ließ. Von außen betrachtet hatte ich den Eindruck, dass Dominic Adam wieder vergeben hatte, was mich mächtig erleichterte. Ich mochte die Beziehung der beiden nicht verstehen oder gutheißen, aber ich wollte auch nicht diejenige sein, die dafür sorgt, dass sie auseinandergeht. Zumindest nicht auf diese Weise.
Dominic warf einen Blick auf das Tablett, das Adam vor Ewigkeiten auf den Schreibtisch gestellt hatte. Er runzelte theatralisch die Stirn. »Wie ich sehe, habe ich wieder mal umsonst am Herd gestanden.« Er sah Adam an. »Warum bitten wir unseren Gast nicht einfach, uns beim Frühstück Gesellschaft zu leisten? Dann können wir darüber reden, wie wir weiter vorgehen wollen.«
Adam zögerte kurz, erklärte sich dann aber einverstanden. »Wenn du erst duschen und dich umziehen willst, warten wir auf dich«, sagte er. »Wir sind in der Küche, die Treppe runter und dann rechts. Folge einfach den Essensdüften.«
»Bis gleich«, sagte ich.
Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel besser ich mich plötzlich fühlte.
Die Tür zu dem schwarzen Zimmer war geschlossen, als ich zwanzig Minuten später mit feuchten Haaren und ohne Make-up nach unten ging. Auch für Kleinigkeiten muss man Gott manchmal dankbar sein.
Am Fuß der Treppe spürte ich kurz ein fast übermächtiges Verlangen, die Flucht zu versuchen. Ich schaffte es jedoch, den Drang zu unterdrücken. Zwar wollte ich keine Minute länger in diesem Haus bleiben als unbedingt nötig, aber ich konnte eine Menge nützliche Informationen von Adam erhalten. Vorausgesetzt, er war bereit, mir auch nur die Uhrzeit zu sagen.
Die Küche war leicht zu finden. Adam saß am Kopf eines massiven Holztisches und sah Dominic beim Kochen zu. Die Zuneigung in seinem Blick stand außer Frage, und einmal mehr brachte sie mich zum Grübeln. Noch vor einer Woche war Dominic mehr oder weniger ein anderer Mensch gewesen. Warum führte Adam eine Beziehung mit dem Wirt seines Liebsten? Ich hätte gedacht, aus Mitleid, aber danach sah es nicht im Geringsten aus.
Als Adam mich bemerkte, kühlte sich die Wärme in seiner Miene merklich ab. Er setzte sich aufrechter hin und sah nicht mehr so entspannt und ungezwungen aus – was mir ein unheimlich
Weitere Kostenlose Bücher