Black, Jenna - Die Exorzistin Bd. 1 - Dämonenkuss
saß, bedeutet das nicht, dass ich nicht mehr da war.« Er lächelte zaghaft. »Saul hatte Adam sehr gern, aber ich bin derjenige, der Adam immer schon geliebt hat.« Sein Lächeln wurde traurig und der Schmerz in seinen Augen so stark, dass ich unwillkürlich zusammenfuhr. »Und Saul habe ich auch geliebt. Er hätte ein so viel besseres Schicksal verdient als das, das er bekommen hat.«
Es tat mir weh, ihn so leiden zu sehen, und ich dachte an das Geheimnis, das Adam vor ihm verbarg. Lugh hatte mir gesagt, es sei ihnen nicht erlaubt, Menschen die Wahrheit zu sagen. Aber mich konnte das nicht aufhalten.
»Hat Adam dir gesagt … wie es mit mir steht?«, fragte ich.
Es kostete Dominic sichtliche Anstrengung, seine Traurigkeit abzuschütteln. »Er hat mir gesagt, dass du von jemandem besessen bist, der keine Kontrolle über dich hat.«
»Hat er dir gesagt, von wem?« Ich machte mir keine allzu großen Hoffnungen, was sich als klug herausstellte.
Dominic schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat nur gesagt, dass es jemand ist, der in ihrer Welt einen höheren Rang innehat als er. Dass es sich um jemanden sehr Wichtiges handelt.«
»Mein ungebetener Gast hat mir jedenfalls etwas gesagt, was du meiner Meinung nach wissen solltest.« Ich riss mich von dem Teller los. Das war nichts, was man jemandem erzählte, während man sich nebenher den Mund vollstopfte.
»Diese ganze Sache, dass Dämonen bei einem Exorzismus umkommen, ist anscheinend ein Märchen. Dein Dämon ist nicht tot.«
Eine schiere Ewigkeit lang starrte mich Dominic geschockt an. Dann brach er in Tränen aus.
Das erschreckte mich im ersten Moment. Ich hatte ihn vorher schon weinen sehen, unmittelbar nach dem Exorzismus, aber das hatte mich weniger irritiert. Natürlich weiß ich, dass Schwule besonders sensibel und gefühlsbetont sein sollen und dieses ganze Zeug. Aber Dominic sah dafür einfach zu sehr wie ein richtiger Kerl aus. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit seinen Tränen umgehen sollte.
Er stöhnte Adams Namen, dann verwandelten sich seine Tränen in laute Schluchzer, die ihn am ganzen Körper erzittern ließen und mir einen Stich ins Herz versetzten.
Ach, verdammt. Ich hatte Dominic zwar über die positive Tatsache aufgeklärt, dass sein Dämon nicht tot war, ihm aber gleichzeitig verraten, dass Adam die ganze Zeit im Bilde war und ihm nichts gesagt hatte. Ich hatte es nicht absichtlich getan, aber ich glaube, ein kleiner, boshafter Teil von mir wollte sich doch an Adam dafür rächen, wie er mich heute behandelt hatte. Adam eins auszuwischen, indem ich Dominic weh tat, war jedoch niederträchtig und gemein.
»Er konnte es dir nicht sagen«, erklärte ich und fragte mich, ob es überhaupt möglich war, die Wunde wieder zu heilen, die ich ihrer Beziehung eben beigebracht hatte. »Es ist gegen ihre Gesetze.«
Das hörte sich nach einer ziemlich lahmen Entschuldigung an. Ich war wirklich der letzte Dreck. Natürlich war ich der Meinung, Dominic sollte wissen, dass sein Dämon noch am Leben war. Aber das war bestimmt nicht der richtige Weg gewesen, es ihm zu sagen.
Die Tür zu meinem Zimmer flog auf. Ich fuhr zusammen und gab einen erschrockenen Laut von mir. Dominic blickte noch nicht einmal auf.
Adam sah erst mich an, dann Dominic, dann wieder mich. Seine Miene war wie zu Stein erstarrt.
»Was hast du gemacht?« Er sprach mit ruhiger Stimme, aber ich wusste, dass er alles andere als ruhig war.
Es tat mir unheimlich leid, aber das wollte ich Adam gegenüber nicht zugeben. Ich streckte das Kinn vor und sah ihm direkt in seine wütenden Augen. »Ich habe ihm gesagt, dass sein Dämon nicht tot ist.«
Wenn Blicke töten könnten …
»Scheiße!«, rief Adam und kam auf uns zumarschiert.
Ich dachte, er hätte es auf mich abgesehen, und sprang von meinem Stuhl auf. Aber er ging direkt zu Dominic, der immer noch mit gesenktem Kopf dasaß. Er gab laute, verzweifelte Schluchzer von sich und wiegte sich auf seinem Stuhl langsam vor und zurück.
Adam ging vor ihm auf die Knie und legte ihm die Hände auf die Schultern.
»Dom«, sagte er leise und sanft. »Ich konnte es dir nicht sagen. Es tut mir so leid.«
Dominic hielt inne und sah ihn mit tränengeröteten Augen an. »Wie konntest du mich glauben lassen, er sei tot? Wie?«
»Weil ich dachte, ich könnte nicht anders. Hätte ich gewusst, dass Lugh die Bestimmung außer Kraft gesetzt hat, hätte ich es dir auf der Stelle gesagt.« Er zog Dominic vom Stuhl herunter auf seine Knie. Dann legte er
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