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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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»Du wirst doch zu mir nicht Nein sagen, oder?«
    »Nein.«
    Sie lachte wieder, doch diesmal klang es eher gequält. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich
zwingen
musste, lustig zu sein, obwohl sie in Wirklichkeit ernst sein wollte... und ich wusste nicht recht, wie ich das fand. Es lag etwas fast Intimes in der Art, wie sie mit mir sprach, und fast hätte ich mir eingebildet, sie würde mit mir flirten. Doch ich wusste es besser. Nicole Leigh würde nicht mit mir flirten. Das hatten wir alles hinter uns. Wir kannten uns inzwischen kaum mehr. Wir bewegten uns in anderen Kreisen. Wir taten andere Dinge. Wir hatten andere Freunde. Das Einzige, was uns noch verband, |14| war die gemeinsame Erinnerung an die Zeit, als wir zusammen mit Raymond, Pauly und Eric herumgezogen waren. Erinnerungen an Gangs und Hütten, an lange Tage unten am Fluss oder im Wald... Erinnerungen an atemlose unerfahrene Küsse und ungeschicktes Gefummel in der verlassenen Fabrik am Ende des Wegs...
    Erinnerungen... mehr nicht.
    Kinderkram.
    »Pete?«, hörte ich Nic fragen. »Hast du gehört, was ich gesagt hab?«
    »Was?«
    »Ich hab gesagt, vergiss nicht, was zu trinken mitzubringen.«
    »Wie bitte?«
    »Was zu trinken... ’ne Flasche. Am Samstag.«
    »Ach so, ja... klar.«
    »Wir treffen uns um halb zehn in der Hütte, okay?«
    »In der Hütte am Drecksweg?«
    »Ja, in der oben an der Böschung bei der alten Fabrik. Gegenüber von den Gastürmen.«
    »Ist klar.«
    Sie zögerte einen Moment. »Überlegst du immer noch, Raymond mitzubringen?«
    »Wieso nicht?«
    »In Ordnung. Aber du kannst nicht die ganze Nacht auf ihn aufpassen.«
    »Raymond braucht keinen Aufpasser.«
    »So mein ich das nicht. Ich wollte nur sagen...« Ihre Stimme verlor sich und ich hörte, wie sie sich eine Zigarette anzündete. »Egal, hör zu«, fuhr sie fort. »Nach der Kirmes gehen wir alle noch zu mir nach Hause. Mum und Dad sind |15| bis dahin wohl weg, also... du weißt schon... du kannst gern hier übernachten.« Sie machte eine Pause, dann fügte sie leise hinzu: »Ohne Hintergedanken.«
    »Verstehe...«
    »Okay. Dann bis Samstag.«
    »Ja.«
    »Halb zehn.«
    »Halb zehn.«
    »Also, dann tschüss.«
    »Ja, tschüss.«

    Kannst du dir vorstellen, wie das ist? Du redest mit jemandem und bist dir die ganze Zeit nicht im Klaren, was er eigentlich sagen will. Und wenn er dann weg ist und du noch mal nachdenkst, kapierst du, dass du
wirklich
nicht die leiseste Ahnung hast. So ging es mir, nachdem ich mich von Nicole verabschiedet hatte. Ich stand im Flur, starrte dämlich zu Boden und dachte mir...
    Alte Zeiten?
    Hüttenfeten?
    Kirmes und Achterbahnen?
    Was sollte das alles, verdammt noch mal?

    Fünf Minuten später, als die Wohnzimmertür aufging und meine Mum herauskam, stand ich immer noch da.
    »Alles in Ordnung, Schatz?«, fragte sie.
    Ich sah sie an. »Ja... ja, mir geht’s gut.«
    Sie schaute das Telefon an, dann wieder mich. »Wie geht’s Nicole?«
    »Gut... sie zieht bald um. Ihr Dad hat einen neuen Job in Paris. Gründet da ein Theater oder so. Im September ist der |16| Umzug.« Ich wusste nicht, warum ich das alles erzählte. Ich glaube, ich war noch immer ein bisschen verblüfft, irgendwie durcheinander. Ich öffnete nur einfach den Mund und bildete Laute. »Nicole hat mich gefragt, ob wir mit Eric und Pauly zusammen am Samstag auf die Kirmes gehen.«
    »Klingt gut«, sagte Mum.
    Ich zuckte die Schultern.
    Sie fragte: »Hast du keine Lust?«
    »Weiß nicht...«
    »Würde dir aber guttun.«
    Ich sah sie an.
    Sie lächelte traurig zurück. »Du musst mal ein bisschen mehr raus, Pete. Frische Luft tanken. Du kannst doch nicht den ganzen Tag bloß im Haus rumhängen.«
    »Ich hänge doch gar nicht den ganzen Tag im Haus rum... ab und zu setz ich mich auch in den Garten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich meine es ernst, Pete. Manchmal mach ich mir Sorgen um dich.«
    »Brauchst du nicht.«
    »Aber irgendwie machst du doch überhaupt nichts mehr. Du gehst nicht weg, du interessierst dich für nichts, du liegst nur den ganzen Tag da und siehst fern oder schläfst.« Sie musterte mich besorgt. »Ich meine, was ist mit all den Dingen, die du sonst immer gemacht hast?«
    »Was denn?«
    »Fußball... sonst hast du jeden Samstag Fußball gespielt. Und du bist in diese Lesegruppe gegangen, in der Bücherei. Das hat dir doch richtig Spaß gemacht.«
    Ich zuckte wieder die Schultern. »Ich les auch jetzt viel... ich les dauernd Bücher. Ich hab nur keine Lust, rumzusitzen

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