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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Vorgarten, einer Kieseinfahrt und Plakaten überall an den Fenstern. Mr und Mrs Leigh gehören zu den Leuten, die |139| gern Plakate in ihre Fenster hängen, für Theateraufführungen hier in der Stadt, für Demos, für die Grünen und ihre Politik ... solche Sachen eben.
    Ich wusste nicht, ob ich vorgehabt hatte, zum Haus von Eric und Nic zu gehen, und selbst als ich das Tor öffnete und den Weg entlangging, wusste ich nicht, was ich dort wollte. Ich war inzwischen so müde und fertig, dass mein Gehirn geschrumpft zu sein schien. Es war noch da, arbeitete noch, aber es fühlte sich so klein an... so weit weg. Es war, als ob mein Schädel dicker geworden wäre, sodass der größte Teil des Kopfs nur aus massivem Knochen bestand – das, was noch von meinem denkenden Hirn übrig war, musste eine winzig kleine Höhle tief im Innern sein.
    Was machst du hier?
, fragte es mich.
    Was ist?
    Was du hier machst?
    Keine Ahnung.
    Die Abschiedsfete fällt aus...
    Ich weiß.
    Nicole wird nicht da sein, sie ist mit diesem Kirmesarbeiter unterwegs.
    Ich will nicht zu Nicole.
    Was machst du dann hier?
    Keine Ahnung.
    Suchst du Eric?
    Nein.
    Pauly?
    Um Gottes willen, nein...
    Raymond?
    Ja, genau. Raymond. Ich suche Raymond. Das ist es, was ich hier mache – ich suche Raymond.
    |140|
Und wieso soll Raymond hier sein?
    Keine Ahnung.
    Hast du ihm gesagt, dass du nach der Kirmes hier vorbeigehen wirst?
    Weiß ich nicht mehr...
    Verdammt, ist das heiß...
    Ich stand jetzt leicht schwankend an der Haustür und versuchte mich zu erinnern, ob ich Raymond etwas davon erzählt hatte, dass wir nach der Kirmes noch hierhergehen würden... aber das Nachdenken klappte einfach nicht mehr. Mein Schädel war zu dick.
    Ich beugte mich zurück und starrte an der Hauswand hoch. Alle Lichter waren aus, die Vorhänge zugezogen. Alles wirkte still und leer. Ich wusste, dass niemand im Haus war, trotzdem klingelte ich.
    Es klang, wie es immer geklungen hatte – ein fernes
Dingdong
–, und ganz kurz kam die Erinnerung an die vielen Male zurück, die ich hier schon gestanden, die Klingel gedrückt und Nic besucht hatte oder Eric, wie ich schüchtern Hallo gesagt hatte, wenn ihre Mutter oder ihr Vater die Tür öffnete. Mr Leigh mit seinem markanten Gesicht, den schulterlangen Haaren und seinen beunruhigenden blauen Augen. Oder Mrs Leigh, die mich immer verlegen machte mit ihren tief ausgeschnittenen Kleidern, ihrer schwarzhaarigen Schönheit und ihrem dunklen französischen Akzent, der so sexy klang...
    Aber jetzt war niemand zu Hause.
    Niemand war da.
    Das Haus war leer...
    Was machst du hier?
    Ich wusste es nicht mehr... es hatte irgendwas mit... ich |141| versuchte mich an irgendwas zu erinnern, aber ich wusste nicht mehr, an was. Irgendwas mit Raymond... es hatte irgendwas mit...
    Aber was?
    Ich war zu müde, um mich zu erinnern.
    Ich setzte mich auf die Eingangstreppe.
    Die Luft war schwül.
    Es grummelte in der Ferne.
    Ich war so müde...
    Ich stützte den Kopf in die Hände und schloss die Augen.

|142| Zehn
    I ch wachte von dem Schlag auf, mit dem die Welt explodierte, und einen kurzen albtraumhaften Moment lang dachte ich, ich wäre gestorben und zur Hölle gefahren. Mein Kopf dröhnte, die Augen brannten, die Luft um mich herum war erfüllt von Gerumpel und Gedonner... und dann blitzte irgendwas in der Ferne und wieder krachte ein Donnerschlag durch den Himmel, und als der Regen anfing und wie ein Tropensturm niederging, kam alles wieder zurück.
    Das Haus von Eric und Nic...
    Ich war am Haus von Eric und Nic. Ich saß auf der Eingangstreppe, wurde nass bis auf die Haut und es schien taghell zu sein. Mir war kalt, ich war verwirrt, mein Rücken tat weh...
    Ich musste Stunden hier gesessen haben.
    Ich musste eingeschlafen sein...
    Es blitzte von Neuem, dann wieder ein Donnerschlag und plötzlich peitschte der Regen so richtig herab. Ich reckte die Steifheit aus meinen Beinen und stand unter Schmerzen auf. Meine Klamotten waren inzwischen durchgeweicht, deshalb hatte es wenig Sinn, mich aus dem Regen zu verziehen, trotzdem drückte ich mich so weit wie möglich in den Eingang. Ich fror, mir war schlecht. Meine Hand zitterte, als ich in die |143| Tasche griff, das Handy herauszog und guckte, wie spät es war.
    Es war 6:02 Uhr.
    Ich schob das Handy zurück in die Tasche, warf einen letzten Blick auf das leere Haus, dann drehte ich mich um und ging.

    Es war niemand auf der Straße, als ich die Recreation Road entlang nach Hause lief. Das Gewitter

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