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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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hatte vergessen, was eigentlich meine Aufgabe war. Ich schüttelte den Kopf vor Selbstekel. Verdammt, was war mit mir
los
? Warum konnte ich nichts richtig machen? Warum konnte ich nichts
tun
?
    Selbst als ich versuchte darüber nachzudenken und sah, wie Pauly plötzlich von der Bank aufstand und über den Weg hetzte, gelang es mir immer noch nicht zu handeln. Das Einzige, was ich fertigbrachte, war, dazusitzen und zuzugucken, wie er sich durch die Menge fädelte und zu der Stelle eilte, wo Eric und Campbell gestanden hatten...
    Aber sie waren nicht mehr da.
    Und als ich schaute, wo Pauly geblieben war, sah ich auch ihn nicht mehr. Er war weg, verschwunden, in der Menge aufgegangen...
    Wie alle andern.

    |130| Ich fühlte mich so schlecht, so dumpf, so verstört und benebelt ... alles, was ich empfand, war mir zu viel. Ich fühlte mich zu schwer, um aufzustehen. Zu müde, um etwas zu tun. Die Flasche Wodka Orange in meiner Hand fühlte sich zu kalt und zu gläsern an und sie sah zu orangig aus, um nicht davon zu trinken. Ich wusste, dass ich das Zeug nicht trinken sollte, dass es mir nicht guttat, aber es schien, als hätte ich keine Wahl. Die Flasche hob sich ganz von allein an meine Lippen, drehte sich von selbst über Kopf und als Nächstes wusste ich nur, sie war leer.
    Vorsichtig stellte ich sie ab.
    Rülpste prächtig.
    Und schloss die Augen.

|131| Neun
    W eißt du, wie das ist, wenn es in deinem Kopf nicht mehr aufhört zu dröhnen und zu kreisen, rum und rum und rum, und dir so schlecht ist, dass du glaubst, dein ganzer Körper stülpt sich von innen nach außen, und es tut so weh, dass du dir wünschst, du wärst nie geboren?
    Weißt du, wie das ist?
    Wie das Ende der Welt, nur schlimmer.
    Das Ende der Welt, das nie aufhört.
    Es ist ein Scheißgefühl. Übelkeit, Schuld und Reue... ein innerer Schmerz, der dich für immer auslöscht, ein Schmerz, der immer da war und immer bleiben wird, egal ob du tot bist oder am Leben oder irgendwas dazwischen.
    So ist es.
    Und ungefähr so war mir den Rest der Nacht.

    Ich wusste nicht, ob mich nur der Alkohol so fertigmachte – der Tequila, der Wodka und was ich sonst noch getrunken hatte – oder ob es an irgendwas anderem lag. An dem Sonderbaren dieser Nacht, an der Hitze, dem Lärm, den Lichtern ... oder vielleicht war ich es ja auch nur selbst. Vielleicht drehte ich durch, vielleicht wurde ich verrückt. Aber egal, woran es lag, es spielte keine Rolle, denn es gab sowieso |132| nichts, was ich dagegen tun konnte. Es blieb mir nichts anderes übrig, als einfach irgendwie weiterzumachen.
    Also tat ich genau das.
    Nachdem ich es endlich geschafft hatte, mich zu erheben und in die Gänge zu kommen, stolperte ich los und suchte den ganzen Kirmesplatz nach Raymond ab. Mir war nicht so richtig klar, wie spät es war, und wenn ich auf meinem Handy nachschaute, vergaß ich die Zeit sofort wieder, deshalb habe ich keine Ahnung, wie lange ich auf der Kirmes herumlief. Es kam mir vor, als wären es etliche Stunden gewesen, aber das ist nur so eine Vermutung.
    Alles war zu vage.
    Ich versuchte, systematisch vorzugehen bei meiner Suche und einem Plan zu folgen, doch die Anordnung der Kirmes schien völlig planlos zu sein. Alles stand kreuz und quer auf dem Platz herum. Es gab nichts, was mir den Weg wies, ich hatte keine Orientierung, und egal wie sehr ich mich bemühte, einer klaren Route zu folgen, es gelang mir nicht. Ich konnte nur weitergehen, weiterlaufen, weitersuchen, weiterhoffen.
    Ich suchte überall.
    Ich suchte jeden Weg ab, jedes Karussell, jeden Stand. Und auch die Lücken zwischen den Fahrgeschäften. Ich suchte auch hinter ihnen. Ich suchte bei den Autoscootern, bei der Krake und hinter den Dixi-Klos. Bei den Hamburgerbuden, bei den Twistern, bei der Achterbahn...
    Nichts.
    Das Zelt der Wahrsagerin war geschlossen und der verlassene Ort bei den Kinderkarussells war noch immer verlassen ...
    Nichts.
    |133| Kein Raymond.
    Nirgends ein Zeichen von ihm.
    Ich lief auch Pauly nicht über den Weg. Nicht Pauly, nicht Eric, nicht Campbell, nicht Stella. Das einzige vertraute Gesicht, auf das ich einen kurzen, benebelten Blick warf, war das von Nicole.
    Ich ging gerade einen der Wege am hinteren Ende der Kirmes entlang, zwischen Achterbahn und den abgestellten Kirmeswagen, als mir plötzlich Nicole mit dem Typen von der Krake entgegenkam. Er hatte ihr den Arm um die Schulter gelegt und beide schwankten ganz schön. Sie taumelten und torkelten quer über den Weg. Der

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