Black Rain: Thriller (German Edition)
verstecken konnten, drehten alle Zipacna durch, die noch hier draußen waren, griffen alles und jeden an, einschließlich der anderen Holzpuppen. Und dann schlug der Sturm zu und ertränkte sie allesamt in brennendem Regen.«
» Und es regnete Tag und Nacht« , zitierte sie die Legende.
» Es regnete schwarzes Harz vom Himmel «, ergänzte McCarter und sah, wie Susans Miene sich aufhellte. Sie hatte den Zusammenhang begriffen. Sie kannte seine nächste Frage bereits und die Antwort darauf ebenso. Er stellte sie dennoch.
»Und was taten die Chollokwan gerade mit diesen Kristallen, als unser Freund Blackjack Martin sie ihnen einfach abnahm?«
»Sie beteten«, sagte Susan. »Sie beteten um Regen.«
»Genau«, sagte McCarter und schlug sein Notizbuch zu. »Die Chollokwan interessieren sich für diesen Tempel, weil sie die Nachfahren der Maya sind, die ihn gebaut haben. Aber sie beteten nicht um Regen, damit das Getreide wuchs, oder was es sonst üblicherweise an Gründen gibt, sondern weil ihre Erlösung einst davon abhing.«
Dreiundvierzigstes Kapitel
Auf der anderen Seite des Lagers sprachen Danielle und Hawker über die Larve, die sie der Leiche im Wald entnommen hatten. Es war erst zwei Stunden her, aber das Ding schien kaum noch dasselbe Geschöpf zu sein. Während es auf dem Boden einer metallenen Munitionskiste mit einem behelfsmäßigen Gitter darüber umherhuschte, waren ihm kleine Arme und Beine und ein Stummelschwanz gewachsen; es war zu einer Miniaturversion der Tiere im Tempel geworden.
»Zehn Minuten nachdem wir es hierhergebracht hatten, ist seine Haut zu der harten, knochenähnlichen Hülle kristallisiert, die wir an den erwachsenen Tieren gesehen haben.«
»Was ist aus den Fangarmen geworden?«, fragte Hawker.
»Sie sind verkümmert und abgefallen, und das Ding hat sie gefressen.«
Hawker sah sich um. In der Kiste war nur eine Larve. »Was hast du mit den anderen gemacht?«
»Das hier hat sie getötet und gefressen, bevor ich es verhindern konnte. Kaum war die Hülle hart, wurde es sehr aggressiv.«
»Es hat sie alle gefressen?«, fragte Hawker.
Sie nickte. »Fast. Ich habe ein halb gefressenes herausgezogen und ein paar Tests damit durchgeführt, aber wenn ich es zugelassen hätte, hätte es das auch verspeist.«
»Hungriges kleines Mistvieh«, sagte Hawker.
»Allerdings«, stimmte sie zu, »und ich glaube, ich weiß, wieso. Ich habe eine Probe von dem toten Tier genommen und mir unter dem Mikroskop angesehen. Seine Zellen sind vollgepackt mit Mitochondrien, vielleicht drei- oder viermal so viel wie eine menschliche Zelle hat. Das führt zu einer enormen Stoffwechselrate. Um einen solchen Stoffwechsel aufrechtzuerhalten, muss es wahrscheinlich rund alle vier oder fünf Tage sein eigenes Körpergewicht an Nahrung zu sich nehmen. Bei den erwachsenen Tieren würde ich auf halb so viel tippen, aber immer noch eine sehr beschleunigte Rate.«
»Das könnte ihre Aggressivität erklären«, sagte Hawker.
»Es erklärt auch, warum sie so schwer zu treffen sind.«
»Wie das?«, fragte Hawker neugierig. Er war an allem interessiert, was ihnen helfen könnte, die Kreaturen leichter zu töten.
»Sagen wir es so: Es gibt verschiedene Lebensgeschwindigkeiten in der Natur. Ein Kolibri hat eine hohe Stoffwechselrate, seine Flügel schlagen so schnell, dass es mit bloßem Auge nur verschwommen wahrnehmbar ist, und um diese Rate aufrechtzuerhalten, muss er innerhalb von vierundzwanzig Stunden sein Körpergewicht in Nektar zu sich nehmen.
Eine Spezies wie das Faultier oder der Seestern hat im Vergleich dazu einen extrem langsamen Stoffwechsel. Mit bloßem Auge wirkt ein Seestern bewegungslos. Doch sie bewegen sich und lassen sich nicht nur in der Strömung treiben, es gibt sogar große Wanderungen bei ihnen, die unbemerkt auf dem Meeresboden stattfinden. Man sieht es in Zeitrafferaufnahmen.«
Hawker lächelte über ihre Begeisterung. »Lass mich raten. Ozeanografie war ebenfalls eines deiner Lieblingsfächer.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nur ein Hobby. Ich mochte die Sonne und die Brandung, und ich sah ziemlich gut aus in einem Tauchanzug.«
Er lachte. »Das glaube ich aufs Wort.«
»Der Punkt ist folgender«, sagte sie. »Wenn ein Seestern uns sehen könnte, wären wir nur ein flüchtiger Wischer für ihn. Für einen Kolibri dagegen bewegen wir uns wie Sirup im Winter. Wie in Zeitlupe.«
Sie zeigte auf die Made, die jetzt in einer Ecke der Kiste herumkratzte. »Diese Tiere leben irgendwo
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