Black Rain: Thriller (German Edition)
Zorn und seine Schuldgefühle in dem Angriff aus, er feuerte hemmungslos und ohne Nachsicht, bis der Bolzen des Gewehrs sich nicht mehr bewegen ließ. Er hatte weitere vierzehn Ladestreifen verpulvert, mehr als vierhundert Kugeln. Aber es spielte keine Rolle mehr. Der Regen stürzte in ungeheuren Mengen vom Himmel, überflutete den Boden und wurde vom Wind über die Lichtung getrieben.
Hawker suchte die Baumlinie ab. Alles war in Bewegung, Äste und Büsche schwangen im Wind hin und her, Blätter wurden losgerissen und wirbelten umher wie Konfetti. Es war ein Hurrikan, auch wenn er nicht so hieß, und Hawker stand mittendrin, hielt mit Mühe das Gleichgewicht und spähte mit zusammengekniffenen Augen durch den Sturm und den Regen. Er erhaschte kurze Blicke auf die Bestien zwischen den Bäumen. Der Boden war übersät von toten und sterbenden Tieren.
Eins der Geschöpfe kroch aus dem Wald, es war verwundet und zog das Bein nach. Es sank zusammen und zuckte rhythmisch, dahinter sank ein zweites nieder, von dem nur der eckige Kopf sichtbar war.
Hawker betrachtete schwer atmend die Zerstörung und ließ unbewusst das Gewehr sinken.
In der Pause zwischen den Donnerschlägen hörte er die hohen Schreie der Zipacna, voller Angst und Schmerz. Die Tiere litten und starben im Regen.
Und doch, trotz des strömenden Regens streckte eins der Tiere den Kopf zwischen den Blättern hervor und sah Hawker direkt an. Es fauchte, sah zum Himmel hinauf und zog sich wieder in den relativen Schutz des Waldes zurück. Sekunden später erschien ein zweites. Wie das erste begann es sich zurückzuziehen, doch dann hielt es inne, blinzelte und warf den Kopf von einer Seite zur andern wie ein Pferd, das Fliegen zu verscheuchen versucht. Wasser spritzte in alle Richtungen, und das Biest knurrte drohend, aber anstatt zurückzuweichen, trat es zur Gänze unter den Bäumen hervor. Es neigte den dreieckigen Kopf zum Himmel und stieß ein trotziges, bellendes Geheul aus.
Daneben kam ein zweites heraus, es schnarrte und scharrte mit den Füßen, schüttelte den Kopf wie das erste. Ein Stück weiter schloss sich ein drittes der Gruppe an.
Hawker starrte die Tiere ungläubig an. Sie standen jetzt im Regen! Frei und ungeschützt im peitschenden Regen. Und obwohl er sie sichtlich störte, sie vielleicht schmerzte und verätzte, tötete er sie keineswegs.
Als Hakwer der ganze Schrecken dieser Erkenntnis dämmerte, murmelte er einen ausführlichen Fluch. Die Augen auf das größte Tier gerichtet, machte er vorsichtig einen Schritt rückwärts, dann noch einen. Und als es ihn ansah, machte er kehrt und rannte los.
Die Zipacna griffen an.
Fünfzigstes Kapitel
Hawker spurtete zum Tempel, das Gewehr warf er weg, weil es ihn beim Laufen behinderte.
Zwei der Zipacna jagten ihn. Der Anführer kam rasch näher und setzte bereits zum Sprung auf ihn an, als er plötzlich in vollem Lauf zu Boden ging. Die massiven Geschosse aus dem Scharfschützengewehr auf dem Dach des Tempels hatten ihm das rechte Bein abgerissen. Das zweite Tier sprang über das zu Boden gegangene hinweg und setzte die Verfolgung Hakwers fort.
Hawker schaute nicht zurück. Er rannte zum Rand des Grabens, das zweite Tier dicht hinter ihm her. Er sprang, und im selben Moment zündete jemand die Sprengladungen. Sie gingen simultan entlang des Grabens los, die Druckwelle erfasste Hawker mitten im Sprung und schleuderte ihn auf die Phalanx der angespitzten Brecheisen zu. Er drehte sich, um nicht aufgespießt zu werden, wurde aber von einem gestreift. Es bohrte sich durch sein Hemd und kratzte an seinen Rippen entlang, drang aber nicht in seinen Oberkörper.
Allerdings hielt es ihn wie ein aufgespießtes Insekt am Boden fest. Als er sich loszureißen versuchte, hörte er hinter sich das laute Geheul des Zipacnas. Er drehte sich zu der Flammenwand um und sah das zweite Tier darübersetzen, direkt auf ihn zu.
Er duckte sich flach auf den Boden, und das Biest spießte sich selbst an den Eisenstangen auf. Es keuchte unter Schmerzen und riss die Eisenspitzen aus dem Boden, dann taumelte es fort und stieß einen solchen Schrei aus, dass Hawker glaubte, seine Trommelfelle müssten platzen.
Aber das Tier war nicht tot, und Hawker erkannte rasch, in welcher Gefahr er sich befand. Er würde hier keinen Feuerschutz bekommen. Er war zu nahe am Fuß des Tempels – im toten Winkel -, als dass jemand mit dem auf einen Dreifuß montierten Scharfschützengewehr nach unten zielen konnte.
Das Tier
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