Black Rain: Thriller (German Edition)
Schrei über die Lichtung hallen.
Noch einmal wandte sich das Tier Putock zu und schlug nach ihm, und der Chollokwan taumelte mit einer klaffenden Wunde von der Schulter bis zur Hüfte rückwärts. Aber noch während er fiel und sein Leben auf den Steinen des Tempels aushauchte, sah Putock, welchen Schaden er angerichtet hatte.
Das Tier versuchte hektisch den tief sitzenden Speer abzuschütteln und zersplitterte ihn zu Kleinholz bei dem Versuch, sich von ihm zu befreien. Und dann wandte es sich dem dunklen Loch im Tempeldach zu, als hätte es eingesehen, dass es die Übermacht der Angreifer nicht besiegen konnte. Es taumelte vorwärts, nicht mehr an einem Kampf interessiert. Aber inzwischen hatte die Hauptstreitmacht der Chollokwan die Bestie erreicht; sie überrannten das Tier und brachten es mit schweren Schlägen und dem Gewicht ihrer Körper zu Fall.
Es bäumte sich ein letztes Mal auf und brüllte donnernd, als könnte der Titanenklang der eigenen Stimme es befreien, aber als der letzte Speer sein Ziel fand, brach es zusammen. Sein Kopf schlug mit einem dumpfen Laut auf den Boden.
Die Chollokwan hackten noch ein, zwei Minuten lang auf das Geschöpf ein, aber als die Wut in ihren Herzen verbraucht war, ließen sie von ihm ab. Einer nach dem anderen entfernten sie sich, kümmerten sich um ihre Verwundeten und säuberten sich im strömenden Regen.
Zuerst rührte sich niemand aus der NRI-Gruppe. Sie sahen ungläubig zu und wussten nicht, was sie tun sollten. Danielle schaute auf die Lichtung hinaus, nicht ein lebendes Tier war mehr zu sehen. Das einzige, was sich bewegte, waren die Eingeborenenkrieger und der windgepeitschte Regen.
Sie konnte es kaum glauben, aber der Wahnsinn hatte endlich ein Ende gefunden. Als sie sich wieder gefangen hatte, bat sie McCarter und Devers, mit den Chollokwan zu sprechen, und dann bahnte sie sich einen Weg über das Tempeldach und machte sich auf die Suche nach Hawker. Als sie die Treppe erreichte, kämpfte er sich gerade auf den letzten Metern nach oben.
Vom Dach aus blickte er über das Gemetzel, und dann sah er Danielle und die anderen an. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass alle wohlauf waren, drehte er sich um, setzte sich auf die Treppe und schaute über die vom Regen aufgeweichte Lichtung.
Danielle setzte sich neben ihn, ein neuer Donnerschlag ertönte im selben Moment. »Alles okay bei dir?«, brüllte sie durch den Sturm.
Er sah sie an und nickte, offenbar zu erschöpft, um zu sprechen.
Über die Lichtung zuckte ein neuer Blitz; sie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Es schüttete immer noch, aber sie hatten den Wind im Rücken. »Ich kann kaum glauben, dass es vorbei ist«, sagte sie. »Und dass wir noch leben.«
Er nickte wieder matt, und sie wandte den Blick himmelwärts und lachte vor plötzlicher Freude über den Regen, der ihr ins Gesicht fiel. »Es ist ein wunderbares Gefühl, am Leben zu sein.«
Er sah sie lächelnd an, ein zufriedener Ausdruck zeigte sich auf seinem Gesicht. »In Afrika gibt es die Redewendung, Regen ist Leben.« Er schaute sich um und blickte ihr dann lange in die Augen. »Es stimmt, Regen ist wirklich Leben.«
Über ihnen krachte der Donner. Hawker schloss die Augen und legte sich zurück auf das nasse Steindach des Tempels.
Sie lächelte, dann streckte sie die Hand aus und berührte sein Gesicht. Ohne ein Wort legte sie sich neben ihn.
Einundfünfzigstes Kapitel
Die Wetterlage im Amazonasgebiet hatte sich geändert. Der Hochdruckkeil und die trockene Luft in seinem Gefolge waren verschwunden und durch eine stete nördliche Luftströmung ersetzt worden, die große Mengen Feuchtigkeit aus der Karibik ins Amazonasbecken pumpte; Wolken und Regen überzogen das Land von Zentralbrasilien bis zur Küste. Auf der Lichtung, wo der Tempel stand, sollte es neun ganze Tage ohne Unterbrechung regnen.
Inmitten des strömenden Regens begannen die Chollokwan mit den traurigen Aufräumarbeiten. Als sie ihre Toten von der Lichtung räumten, stießen sie auf die Leiche von Pik Verhoven und nahmen sie ohne ein Wort mit. Zu gegebener Zeit würden sie den Leichnam neben den der anderen Krieger legen, und dann würde im strömenden Regen die Verbrennungszeremonie beginnen. Rund um die großen Feuer würde Trauer herrschen, aber es würde auch Gesänge geben, wenn der Rauch die tapferen Seelen zum Himmel trug.
Die NRI-Angehörigen würden die Zeremonie nicht miterleben, da sie mit einer Gruppe Chollokwan-Krieger auf der Lichtung
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