Black Rain: Thriller (German Edition)
Zeichen sind wohlbekannt. Eines ist der Name einer Person, Jaguar Quitze, einer der mythologischen Urmenschen der Maya. Die andere, die nur teilweise rekonstruiert wurde, stellt wahrscheinlich den Maya-Namen für die Venus dar, den Morgenstern.«
McCarter studierte die vom Computer gezogene Linie. Eindeutig Maya-Stil, aber der Stein darunter war so abgetragen, dass er sich fragte, wie sie überhaupt irgendetwas daraus ableiten konnten. Vielleicht hatten sie wohlwollend geraten.
Während McCarter darüber nachdachte, erklärte Danielle die Theorie des NRI noch etwas ausführlicher. »Acht Monate Arbeit haben uns in den Besitz mehrerer anderer Gegenstände gebracht, die die Existenz der Maya im Amazonasgebiet zu bestätigen scheinen, aber keiner davon liefert einen so dramatischen Beweis wie der eine Stein, den wir nicht besitzen.«
Das nächste Bild unterschied sich von den übrigen, es war eine gescannte Kopie eines alten sepiafarbenen Fotos auf Glanzpapier, mit einem Falz in einer Ecke und braunen Verfärbungen entlang der Ränder.
Das Foto zeigte zwei Männer neben einem großen, rechtwinkligen Stein. Einer hatte die Arme vor der Brust verschränkt und einen Fuß auf den Steinblock gesetzt. Der andere kauerte daneben und zeigte auf eine Stelle an der Vorderseite des Steins.
Das Bild erinnerte an Fischer, die neben einem preisgekrönten Fang posieren.
»Dieses Foto wurde 1926 bei Blackjack Henry Martins erster Expedition ins Amazonasgebiet geschossen. Er brach im April jenes Jahres in Manaus auf und kam erst im März 1927 zurück. Er wurde nicht von Eingeborenenstämmen, wilden Tieren oder Insektenschwärmen aus dem Dschungel gejagt, sondern von zwei Monate lang anhaltendem, sintflutartigem Regen, wie er in dieser Jahreszeit üblich ist.
Wie Sie vielleicht wissen, war Martin damals eine kleine Berühmtheit. Ein reicher Abenteurer und selbst ernannter Glücksjäger, der den Globus auf der Suche nach seltenen und wertvollen Dingen durchstöberte, vorzugsweise solche, die ein paar Wochenschaubilder einbrachten.
Zwar verfügte er über keinerlei formale Ausbildung, aber er zeichnete seine Abenteuer auf annähernd professionelle Weise auf, und ehe er den Stein zurückließ, vermaß er ihn und machte dieses Foto.«
Sie klickte zum nächsten Bild.
»Bei einer weiteren Computerbearbeitung haben wir das Foto vergrößert, besonders diesen Teil hier.« Sie zeigte mit einem Laserpfeil auf bestimmte Teile des Fotos und ging dann zum nächsten Dia weiter, einer vergrößerten Ansicht des Steins mit der Umrisslinie einer neuen Hieroglyphe.
McCarter erkannte sie auf Anhieb. Er hatte diese Hieroglyphe schon viele Male gesehen. Während einer zweijährigen Ausgrabungszeit in Yukatan hatte er sie nicht nur gesehen, sondern auch berührt. »Sieben Höhlen«, flüsterte er laut. »Sieben Schluchten.«
Danielle lächelte respektvoll. Sie sah die anderen an. »Sieben Höhlen und Sieben Schluchten sind andere Namen der Maya für Tulan Zuyua.«
Susan Briggs öffnete ein Notizbuch und begann etwas aufzuschreiben. »Sie müssen sich keine Notizen machen«, sagte McCarter.
»Ich weiß«, antwortete Susan. »Aber ich möchte es.«
McCarter nickte höflich.
»Laut Martins Aufzeichnungen entdeckte er diesen Stein am 16. November 1926 am Hang einer markanten Erhebung, eine Meile vom Ufer eines zweiten Nebenflusses entfernt, den sie erkundet haben. Der einzige geografische Anhaltspunkt, den Martin lieferte, war seine Entfernung von einer weiteren Landmarke, die er entdeckt hat, ein Ort, den er die Schädelmauer nannte.«
Der Name hallte in der Stille des Raums nach, und McCarter warf einen Blick auf Susan. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und ihr Gesicht glühte vor Interesse. Gut für sie , dachte er.
Danielle fuhr fort. »Martin schildert in seinen Aufzeichnungen seine Empfindungen, als er die Schädelmauer zum ersten Mal erblickte.« Sie las aus einem zerschlissenen Exemplar seiner Autobiografie vor.
»Heute ein auffälliger Anblick, ein Bild von Ordnung nach so vielen Tagen in einem Land des Chaos, der Unordnung und der endlos durcheinanderwuchernden Natur. Die Mauer ist schrecklich und dennoch großartig. Sie muss aus wenigstens tausend Schädeln bestehen. Ob Freund oder Feind bleibt unbekannt, denn wir wurden durch die Infanterie eines Stammes namens Chollokwa von einer näheren Prüfung abgehalten. Vier von ihnen standen auf der Mauer, als wir kamen. Sie hielten Speere bereit und trugen Kopfschmuck, stolze Männer,
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