Black Rain: Thriller (German Edition)
erkennen, aber es gab keinen Grund abzustreiten, wer er war. »Was kann ich für Sie tun?«
Ein Mann mit dichtem, grauem Haar und einem anthrazitfarbenen Anzug beugte sich zu dem offenen Fenster vor. »Ich habe bemerkt, dass Ihr Reifen platt ist«, sagte der Mann. »Ich dachte, vielleicht kann ich Sie mitnehmen.«
Gibbs blickte zu seinem Wagen. Der rechte Hinterreifen war tatsächlich platt, obwohl er brandneu und vor weniger als einer Stunde noch in Ordnung gewesen war. »Nein danke«, sagte er. »Ich lasse jemanden kommen.«
»Wir müssen reden«, beharrte der Mann. »Ich habe der Beerdigung heute zusammen mit Senator Metzger vom Kontrollausschuss beigewohnt. Ich habe Informationen über Mr. Blundins Tod, von denen Sie, glaube ich, wissen sollten.«
»Was für Informationen?«
»Solche, die erst gut ausgesiebt und gefiltert werden müssen, ehe man sie an die Polizei weitergibt.«
Gibbs starrte den Mann an.
»Sie verfallen extrem schnell«, fuhr dieser fort. »Wenn Sie mir also nicht zuhören wollen, werde ich sie stattdessen an den guten Senator weitergeben müssen.«
Gibbs sah den Mann im Wagen an. Er kam ihm bekannt vor, aber ob er ihn vorhin auf der Beerdigung gesehen hatte oder von woandersher kannte, konnte er nicht sagen. »Wer sind Sie?«
Die Tür ging auf, und der Mann im dunklen Anzug rutschte zur Seite. »Mein Name ist Kaufman«, sagte er. »Mein Unternehmen gehört zu den Gründungsmitgliedern Ihrer Organisation.«
Natürlich. Kaufman war der Chef von Futrex, einer der Partnerfirmen des NRI. Und eins der Unternehmen, die sich Blundin genauer angeschaut hatte.
Gibbs stieg wortlos in den Wagen, der losfuhr, während die getönte Scheibe wieder nach oben glitt.
Gibbs sah sich um. Von Kaufman abgesehen war nur noch der Fahrer im Wagen.
»Jammerschade um einen solchen Mann«, sagte Kaufman.
»Blundin war einer meiner besten Leute«, erklärte Gibbs. »Und ein guter Freund. Aber er hatte seine Probleme. Die haben ihn vermutlich eingeholt.«
Kaufman nickte ernst. »Ja, das tun sie wohl immer.«
Kaufmans Tonfall störte Gibbs, er wirkte selbstgefällig und herablassend. »Es wäre mir eine große Genugtuung, wenn der Täter gefasst werden würde. Selbst wenn es nur irgendein kleiner Gauner war.«
»Unwahrscheinlich, dass es irgendein kleiner Gauner war«, erwiderte Kaufman. »Nachdem der Mann wegen Ihres Brasilienprojekts getötet wurde.«
Gibbs erstarrte. Nicht einmal Senator Metzger wusste von dem Brasilienprojekt. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Sie haben in diesem Augenblick eine Gruppe Außendienstmitarbeiter im Amazonasgebiet im Einsatz. Sie sind ohne Wissen oder Einverständnis des amerikanischen Konsulats oder der brasilianischen Regierung da unten – wo auch immer. Würden Sie mir verraten, wieso?«
»Wir haben Leute in fünfzig Ländern«, erwiderte Gibbs und gab sich alle Mühe, die Fassung zu bewahren. »Ich weiß nicht in jedem Moment, wo sie alle gerade stecken. Und was das Konsulat und die brasilianische Regierung angeht, da irren Sie sich bestimmt. Aber viel wichtiger ist: Was hat das mit Matts Tod zu tun?«
»Ganz einfach«, antwortete der Mann. »Er wurde getötet, weil er zu viel wusste. Er hat Ihre Datenpanne untersucht und gewisse Leute nervös gemacht. Aber das wissen Sie ja alles, nicht wahr?«
Gibbs sah den Mann ihm gegenüber wütend an und konnte sich nicht mehr zurückhalten. Der Mann war bösartig. »Jetzt sagen Sie schon endlich, worauf Sie hinauswollen, verdammt.«
Kaufman atmete aus. »Fangen wir mit dem Projekt an«, sagte er. »Ihre Leute suchen da unten nach den Ruinen einer alten Maya-Stadt. Eine Stadt, die möglicherweise die Quelle einiger ganz besonderer Gegenstände ist. Gegenstände, die Macht erzeugen, praktisch unbegrenzte Macht.«
Der Mann sah Gibbs in die Augen und fuhr dann fort. »Vor acht Wochen haben Sie eine andere Gruppe verloren, die exakt das Gleiche versuchte. Tatsächlich fragen Sie sich bis heute, was aus ihr geworden ist. Eine Frage, die ich Ihnen ebenfalls beantworten kann, wenn Sie so freundlich wären zuzuhören.«
Gibbs starrte nur ausdruckslos vor sich hin und wandte sich dann beiläufig der zusammengerollten Zeitung zu, die er in der Hand hielt. Er schlug sie auf und konzentrierte sich auf die Seite vor ihm, als könnte er Kaufman und seine Frage durch Ignorieren aus der Welt schaffen. Aber in seinem Kopf drehte sich alles, und er sah keine Buchstaben und Worte mehr, sondern nur schwindelerregende schwarzweiße
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