Blackcollar
Frauen. »Bitte stehen Sie auf. Es tut mir leid, dass wir Ihre Fahrt unterbrechen mussten, aber wie mein Kollege Ihnen schon gesagt hat, brauchen wir ein Transportmittel nach Denver. Sie heißen...«
»Karen Lindsay«, antwortete die dunkelhaarige Frau, während sie aufstanden. Im Gegensatz zu ihrer Mitfahrerin wirkte sie eher wachsam und zornig als eingeschüchtert. »Das ist Raina Dupre. Wenn Sie die Karre haben wollen, dann steigen Sie einfach ein und verschwinden Sie!«
Caine schüttelte den Kopf. »Ich befürchte, dass ein verschwundener Lastwagen mehr Aufsehen erregen würde, als wir im Augenblick brauchen können. Wohnen Sie in Denver zusammen?«
»Ja, in einem Twoplex«, antwortete Lindsay. »Mit Rainas Mann.«
Caine wandte sich Raina zu. »Wann erwartet er Sie zurück?«
»Er hat Nachtdienst.« Dann verfiel ihr Gesicht, als wäre ihr der Grund für diese Frage gerade erst klar geworden. »Er kommt erst um sieben Uhr zurück. Bitte - es ist nicht notwendig, dass Sie uns etwas antun...«
»Wir werden niemandem etwas antun«, unterbrach sie Caine. »Wohin fahren Sie mit dem Lastwagen, Miss Lindsay?«
»Zur Coast Stripping. Das ist im nordöstlichen Teil der Stadt, in der Nähe der Kreuzung der Zweiundsiebzigsten mit der Dreiundneunzigsten.«
Caine tat so, als wäre ihm jetzt alles klar. »In Ordnung. Sie, Mrs. Dupre, müssen leider mit meinen Männern im Laderaum bleiben. Ich werde vorn bei Ihrer Freundin sitzen, um sicher zu sein, dass sie keine heldenhaften Anwandlungen bekommt.«
Raina presste die Lippen zusammen, während Lindsay widersprach. »Warum lassen Sie nicht Raina fahren? Ich habe keine Angst davor, hinten eingesperrt zu werden.«
»Weil ich mit Ihnen sprechen will«, erklärte ihr Caine. »Kommt schon, wir müssen weiter!«
Sie schwiegen ungefähr einen Kilometer lang, und Caine sah zum Fenster hinaus, während der Lastwagen sich durch die Kurven schlängelte. Zeitweise waren die Berge nur Schatten am Rand des Scheinwerferkegels; dann wieder erhob sich nur wenige Meter neben dem Fenster eine zerklüftete Felswand.
Eine kleine Stadt tauchte kurz auf; ihre spärlichen Lichter schienen sich auf einem Fleck zusammenzudrängen, der wie eine breitere Stelle der Straße wirkte.
Und noch immer keine Spur von Denver. Beinahe hätten wir die ganze Strecke zu Fuß gehen müssen, dachte Caine. Beinahe.
Die Stadt lag hinter ihnen, und Karen Lindsay räusperte sich. »Ich habe eine Menge Geschichten über die Blackcollars gehört, aber noch nie, dass sie sich in den Bergen verirrt hätten.«
»Sie wären darüber erstaunt, was Blackcollars alles fertigbringen.« Caine bemühte sich, sie nicht merken zu lassen, wie verärgert er darüber war, dass es beinahe zu einer Katastrophe gekommen wäre.
»Davon bin ich überzeugt.«
Er musterte ihr Gesicht, so gut es bei dem schwachen Licht des Armaturenbretts möglich war. Ein angenehmes Gesicht, genauer ein Gesicht, das Charakter verriet, und das erinnerte ihn sehr an die Widerstandskämpfer der Radix, die er auf Argent kennengelernt hatte. »Haben Sie auch Geschichten über eine Gruppe namens Fackel gehört?«, fragte er.
Sie reagierte nicht darauf. »Nie davon gehört. Womit beschäftigen die sich? Oder sollte ich nicht fragen?«
»Es ist kein Geheimnis. Angeblich kämpfen sie gegen die Ryqril.«
»Das klingt nicht nach einer Gruppe, für die sich die Blackcollars interessieren würden.«
»Dann wissen Sie nicht sehr viel über Blackcollars. Lernt man in der Schule denn nichts über Zeitgeschichte?«
»Ich lerne genügend Zeitgeschichte, wenn ich mir die Latest News anschaue«, erwiderte sie.
Caine seufzte und warf das Handtuch. Die Regierung manipulierte eindeutig die Nachrichten - das war zu erwarten gewesen. Wenn in einem Radius von tausend Kilometern um Denver Blackcollars operierten, dann unternahm das örtliche Büro des Sicherheitsdienstes bestimmt alles in seiner Macht Stehende, um die öffentliche Meinung gegen sie aufzubringen.
Was bedeutete, dass sie zumindest für die nächste Zukunft vollkommen auf sich selbst gestellt waren.
»Zeigen Sie mir Ihren Ausweis«, verlangte er.
Lindsay fischte ihn aus ihrer Tasche und warf ihn Caine in den Schoß. Eine Karte, die in das auf der Vorderseite durchsichtige Plastik eingeschweißt war, und Caine begutachtete sie im Schein einer Stabtaschenlampe. Name, Foto, Adresse, Beschreibung, Firma. »Firma? Wird auch das hier in die Ausweise aufgenommen?«
Sie sah ihn seltsam an. »Natürlich - die Firmen stellen ja die
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