Blackcollar
Ausweise aus. Woher kommen Sie überhaupt?«
Caine wählte die einfachste Antwort. »Aus Europa. Was soll das heißen, dass die Firmen die Ausweise ausstellen? Erledigt das nicht der örtliche Sicherheitsdienst?«
»Hier bei uns nicht. Deshalb können sie jemanden, den sie ohne Ausweis antreffen, mitnehmen, weil er ein Landstreicher ist.«
»Und sie müssen sich erst nachher den Kopf darüber zerbrechen, wer der Betreffende tatsächlich ist?«
Sie zuckte die Achseln. »Sie besitzen die Fingerabdrücke und Netzhautmuster von jedem von uns - das behaupten sie jedenfalls.« Sie blickte wieder kurz von der Straße weg und zu ihm hinüber. »Sie scheinen nicht sehr gut informiert zu sein, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
»Wir sind hier neu.« Er ließ den Lichtkegel der Taschenlampe über ihre Kleidung wandern. Der Stoff sah zumindest von der Struktur her so aus wie das auf Plinry verwendete Material. Aber zwischen dem Schnitt, den Farbmustern und den Verzierungen existierten augenfällige Unterschiede. »Wie weit ist es von der Stelle, bei der Sie den Lastwagen abliefern müssen, bis zu Ihrer Wohnung?«, fragte er.
»Zwei Kilometer.«
»In welcher Richtung?«
»Wenn wir zur Firma fahren, kommen wir beinahe an meiner Wohnung vorbei.«
»Gut.« Rechts von ihnen tauchte wieder eine Stadt auf, die etwas weitläufiger war als die vorherige.
»Ich möchte, dass Sie bei Ihrem Haus vorbeifahren und meine Männer aussteigen lassen. Sie werden bei Ihrer Partnerin bleiben, während Sie und ich den Lastwagen abliefern.«
»Und Sie werden sich für Raina ausgeben? Man wird nämlich erwarten, dass wir gemeinsam kommen.«
»Ich verlasse mich darauf, dass Ihnen dazu etwas einfällt«, sagte er bewusst reserviert. »Vergessen Sie nicht: Wenn es Schwierigkeiten gibt, stecken Sie mittendrin.«
»Das müssen Sie mir nicht weiter erklären.« Ihre Stimme klang genauso reserviert.
»Gut.«
Die Stadt blieb hinter ihnen zurück, und im Führerhaus trat wieder Stille ein. Caine lehnte sich zurück, entfaltete eine von Lepkowskis Karten und rechnete sich aus, wo und wann sie aus den Bergen herauskommen würden.
Die Szene im Lagerhaus verlief enttäuschend undramatisch.
Am Tor versah ein einziger Mann Dienst, und er schluckte widerspruchslos Karens Behauptung, dass Raina im letzten Augenblick erkrankt und Caine der einzige Ersatz gewesen war, den sie auftreiben konnte. Der Manager ließ sie warten, bis er die versiegelten Zylinder im Wagen gezählt hatte, aber Caine hatte den Eindruck, dass er alles nur routinemäßig tat.
Offenbar gab es niemanden, der an nicht verarbeitetem Ölschiefer interessiert war.
Einige Minuten später trafen sie mit einem Automat-Taxi in Lindsays Twoplex ein und stellten fest, dass Braune und Colvin die unmittelbare Umgebung erforscht hatten, während Pittman und Alamzad das Haus durchgecheckt hatten. »Ich glaube kaum, dass wir in der Eile etwas Sichereres entdecken können«, berichtete Pittman. »Zad hat den Wanzenstörer aufgestellt, und wir haben herausgefunden, auf welche Weise sich jemand am ehesten dem Haus nähern würde.«
»Fluchtwege?«
»Nicht der Rede wert. Wenn uns der Sicherheitsdienst findet, stecken wir bis zum Hals in Schwierigkeiten.«
Caine blickte sich im Zimmer um, in dem Raina und Lindsay unter Colvins wachsamem Blick miteinander flüsterten. »Wir werden versuchen, so rasch wie möglich auszuziehen. Haben Sie brauchbare Kleidung gefunden?«
»Geoffs Sachen - das ist Rainas Mann - sind eigentlich zu groß, fallen jedoch nicht auf, wenn jemand nur flüchtig hinsieht. Das ist aber auch schon alles. Sobald die Geschäfte aufmachen, müssen wir neue Klamotten kaufen.«
Caine blickte auf seine Uhr, die er vor dem Verlassen der Novak auf Ortszeit eingestellt hatte. Es war drei Uhr früh. »Die Geschäfte werden wahrscheinlich irgendwann zwischen acht und zehn geöffnet - das können uns die Frauen bestimmt sagen. Sie, Braune und Colvin, übernehmen das Einkaufen; sobald Sie wieder zurück sind, suchen wir eine neue Unterkunft.«
»Zu Fuß?«, fragte Pittman.
»Es ist nicht die ideale Lösung, aber ich halte es nicht für besonders klug, wenn wir jetzt einen Wagen stehlen.«
»Ich würde mich gern mal umsehen, wenn ich darf«, meinte Pittman. »Vielleicht kann ich etwas auftreiben, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.«
Caine überlegte. Es war natürlich praktischer, wenn sie einen eigenen Wagen zur Verfügung hatten.
»Also schön. Sie können es ja eine Stunde lang versuchen. Aber erst, nachdem
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