Blackcollar
müssen. »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist«, sagte er zu Bernhard. »Sie müssen einfach daran denken, dass uns diese Unterschätzung ermöglicht hat, so lange in einem von Feinden besetzten Gebiet zu überleben.«
Bernhard sah ihn kühl an. »Vielleicht haben Sie so überlebt, Comsquare, aber wir haben seit Langem genug davon, dass man uns für Schafe hält. Jeder Mensch in Denver weiß, was Blackcollars sind und was wir können.«
»Einschließlich der Regierung?«, fragte Skyler.
»Natürlich.«
»Und sie lassen Sie in Ruhe?«
Bernhard senkte kurz den Blick. »Wir haben sozusagen eine Art ungeschriebenen Nichtangriffspakt. Wir haben es nicht auf Regierungsziele abgesehen, und sie lassen uns in Ruhe.«
Lathe fuhr mit dem Finger über seinen Drachenkopfring. »Das gilt vermutlich auch für die Ryqril?«
»Ja, doch wenn man bedenkt, dass ihre Basis außerhalb von Aegis und die wenige Kilometer entfernte Stadt die einzigen nennenswerten Ryqrilstützpunkte in dem Gebiet sind, fällt das kaum ins Gewicht.«
»Interessant. Ich nehme an, dass Sie sich an den Eid erinnern, den Sie ablegten, als Sie diesen Ring bekamen.«
Bernhard sah ihn mit funkelnden Augen an. »Der Krieg ist vorbei, Lathe! Vorbei und vergessen, und wir haben ihn verloren! Was danach kommt, ist das Überleben, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Ich brauche weder Ihre Erlaubnis noch Ihre Zustimmung, und schon gar nicht Ihre weltfremden Predigten. Meine Truppe kann nichts gegen die Ryqril unternehmen, und ich werde ihr Leben nicht wegen eines überholten Ehrbegriffs wegwerfen. Verstanden?«
»Verstanden«, antwortete Lathe unbeeindruckt. »Nehmen Sie jetzt meinen Auftrag an oder nicht?«
Bernhard holte tief Luft. »Sie werden Ihre Namensliste bekommen, klar.« Sein Zorn war wie weggewischt. »Und dann verschwinden Sie aus Denver!«
Lathe zog die Augenbrauen hoch. »Sonst?«
»Betrachten Sie es als unser Honorar. Ich meine es ernst.«
»Davon bin ich überzeugt. Sie müssen aber auch Ihrerseits verstehen, dass wir Denver erst verlassen, wenn wir unsere Mission durchgeführt haben.«
»Ich nehme an, dass diese Mission den gesamten Sicherheitsdienst auf die Beine bringen wird«, knurrte Bernhard.
Lathe lächelte. »Schließen Sie sich uns an, und Sie erfahren es.«
Kanai machte eine Bewegung, und Bernhard sah kurz zu ihm hinüber. »Morgen Abend habe ich Ihre Liste«, versprach er Lathe. »Seien Sie um acht Uhr hier.«
»Wie wäre es mit einem anderen Treffpunkt?«, schlug Skyler vor. »Dieser wird allmählich langweilig.«
»Sie sind zu rasch übersättigt«, spottete Bernhard. »Aber von ästhetischen Überlegungen abgesehen, ist das Shandygaff der sicherste Treffpunkt weit und breit. In jedem anderen Lokal der Stadt würden wir uns auf fremdem Territorium befinden, und das könnte zu Unannehmlichkeiten führen. Das wollen Sie doch bestimmt vermeiden.«
»Machen Sie sich unseretwegen keine Sorgen - oder haben Sie vergessen, dass wir diese Stadt bald verlassen?«, fragte Skyler. »Aber wenn es Sie stört, warum treffen wir uns dann nicht irgendwo in Sartans Gebiet?«
Bernhard presste kurz die Lippen zusammen.
»Was wissen Sie über Sartan?«
»Nur, dass Sie oft für ihn gearbeitet haben«, antwortete Skyler unverbindlich. »Deshalb habe ich angenommen, dass wir in diesem Teil der Stadt nichts zu befürchten haben.«
»Zufällig besitzt Sartan kein eigenes Territorium. Noch nicht. Haben Sie stichhaltige Einwände gegen das Shandygaff?«
Kanai räusperte sich. »Ein möglicher Einwand ist gerade eingetroffen.«
Lathe hütete sich davor, sich umzudrehen und nachzusehen, aber Skyler hatte freien Ausblick auf den Vorraum. »Skyler?«
»Eines der mobilen Wächterhäuschen«, berichtete dieser. »Vermutlich Chong - er hat einen Verband um den rechten Arm, also ist er derjenige, den Mordecai gestern Abend gestreichelt hat. Der zweite, Briller, wartet im Vorraum.«
»Beide dürften bewaffnet sein«, warnte Kanai.
»Tragen Sie Ihren Flexarmor?«
Lathe nickte. »So viel zu neutralem Territorium.«
»Ich habe gestern Abend gesehen, wie Chong nach Hause gehinkt ist«, sagte Kanai. »Eine der Regeln hier lautet, dass man die Rausschmeißer in der Bar in Ruhe lässt.« Er stand auf. »Ich werde versuchen, sie zu beruhigen - das Letzte, was Sie brauchen können, ist ein Kampf, mit dem Sie Aufmerksamkeit erregen.«
»Erinnern Sie ihn daran, dass wir härter zuschlagen können als gestern Abend«, sagte Lathe.
Kanai nickte und ging zum Eingang. Lathe sah zu, wie er
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