Blackcollar
Fänger, wenn Sie es brauchen, und überlassen die Show im Übrigen Ihnen. Sie können aber auch Ihr und mein Team vereinen, und wir werden Ihre Befehle nach besten Kräften ausführen.«
»Das wäre etwas ganz Neues, nicht wahr?«, spottete Caine. »Blackcollars nehmen Befehle von Rekruten entgegen. Wie sieht die dritte Alternative aus? Es gibt doch eine?«
»Ganz einfach: Ich übernehme den Oberbefehl.«
»Wieso habe ich mir das bloß schon gedacht? Was würden Sie eigentlich an meiner Stelle tun? Um jeden Preis die Führungsrolle beibehalten, oder vor den Angehörigen Ihres Teams das Gesicht verlieren, indem Sie die Befehlsgewalt demütig jemand anderem überlassen?«
»Wenn ich in Ihrem Alter wäre, würde ich wahrscheinlich Ersteres tun. In meinem Alter und mit der Erfahrung, die ich inzwischen erworben habe, würde ich sagen, zum Teufel mit dem Gesicht! Wichtig ist allein die Mission.«
»Und Sie würden mir wahrscheinlich auch raten, auf jedem beliebigen Gebiet die Meinung von Fachleuten einzuholen?«
Lathe warf Caine einen Blick zu und nahm den Anflug eines Lächelns wahr. »Ja, das würde ich tun«, gab er zu.
Caine nickte nachdenklich. »Seit dem Abflug von Plinry habe ich Angst davor gehabt, als Führer schwach zu wirken. Ich habe bis jetzt noch nie eine Mission geleitet. Aber noch mehr Angst habe ich davor, wie ein Idiot dazustehen, und es wäre blödsinnig von mir, die beste Führung, die meinem Team zur Verfügung steht, zurückzuweisen.« Er seufzte. »Also gut, Comsquare, ich biete Ihnen damit offiziell den Oberbefehl an.«
»Ich nehme ihn an.« Lathe sah die Falten, die sich um Caines Mund gebildet hatten. Es würde lange dauern, bis der junge Mann über diesen Entschluss glücklich sein würde, falls es ihm überhaupt jemals gelang. »Gehen wir hinein und teilen wir es den anderen mit. Wir müssen uns unseren Plan noch genau zurechtlegen, bevor wir heute Abend das Shandygaff aufsuchen.«
»Sie wollen es wirklich durchziehen?«
Lathe nickte. »Es ist leider ein Risiko, das wir eingehen müssen. Wir haben nicht mehr viel Zeit zur Verfügung, und wir müssen eine Möglichkeit finden, an die Informationen zu gelangen, die wir brauchen. Heute Abend fangen wir damit an.«
14
Ehre.
Während Kanai allein in seiner Loge im Shandygaff saß, ging ihm das Wort nicht aus dem Sinn. Ein Fluch mit vier Buchstaben; eine aus zwei Silben bestehende Frage, auf die es keine Antwort gab. Ehre. Ehre. Ehreehreehre.
Hör auf damit! Er schüttelte heftig den Kopf und brach aus dem Teufelskreis aus. Die Philosophie seiner Vorfahren konnte ihm jetzt weder als Ratschlag nützen noch ihm Zuflucht vor einer Entscheidung bieten. Was demnächst geschehen würde, ereignete sich im Jahr 2461 in Denver; und er, Kanai, war der Mann, der mit seiner Entscheidung weiterleben oder mit ihr sterben musste.
Auf der anderen Seite des Raums unterhielt sich Briller in der Nähe der Tür zum Vorraum leise mit einem weiteren Handlanger von Nash. Soweit Kanai feststellen konnte, war der Hinweis vor zwei Stunden gekommen, und seit einer Stunde waren sie angriffsbereit. Eine Falle für Anfänger, und es war nicht schwer zu erraten, für wen sie gedacht war.
Zum Teufel mit Ihnen, Lathe!, dachte er. Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie mich anrufen und nicht persönlich kommen sollen.
Kanai zweifelte nicht daran, dass Lathe kommen würde. Die ganze Stadt sprach von der verpfuschten Netzoperation des Sicherheitsdienstes, und obwohl Quinn dummerweise versucht hatte, die Blackcollars mittels eines Standard-Netzes gefangen zu nehmen, war er doch so vernünftig, dass er alle Fon-Leitungen des Shandygaff mit diesen schrecklich teuren Fangschaltungen versah. Lathe würde natürlich darauf gefasst sein.
Kanai bedauerte zutiefst, dass er dem Comsquare nicht seine private Fon-Nummer gegeben hatte. Aber Quinn ließ inzwischen bestimmt auch diese Leitung überwachen. Würden für Privatzwecke nicht sämtliche Mobilfunkfrequenzen durch die Ryqril seit Ende des Krieges dauerhaft gestört, ja dann... Lathe würde wohl zwangsläufig persönlich in das Shandygaff kommen müssen - und direkt in Brillers Falle laufen.
Wem gehörte jetzt Kanais Loyalität? Bernhard und dem Rest des Teams? Dann erforderte seine Ehre nur, dass er sitzen blieb und es Lathe überließ, zu kämpfen, zu siegen oder zu unterliegen, gemäß seinen Fähigkeiten und dem Willen des Universums.
Wenn Kanai Lathe nicht mehr unterstützte, konnte die Spannung zwischen Bernhards Team und dem Rest der
Weitere Kostenlose Bücher