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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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City.«
    »Diese Wege hätten dich nicht durch die Pine Barrens geführt.« Wachsam beobachtet er sie. »Ein Schuss ins Blaue, doch er hat sich ausgezahlt. Ich denke, ich kenne dich inzwischen ganz gut.«
    Irgendetwas daran ärgert sie maßlos.
    »Einen Scheiß kennst du!«, faucht sie, wobei die Worte aus ihr rausströmen wie Batteriesäure aus einem umgekippten Eimer. »Du meinst wirklich, du kennst mich? Guter Witz! Willst du die Pointe hören?« Sie lacht nicht mehr. »Wenn du mich kennen würdest, dann hättest du es nicht für eine super Idee gehalten, mich ein Jahr lang in einen Wohnwagen zu sperren. Und hättest nicht gedacht, dass es mein Traumjob ist, Ansichtskarten, Sandeimerchen und beschissene Utz-Brezeln für den schmierigen, kokosnussölbesudelten Touristenpulk zu scannen!«
    Louis seufzt. »Das ist es aber, was die Leute tun, Miriam: Sie lassen sich nieder. Sie nehmen Stellen an.«
    Sie bäumt sich auf und verpasst seinem Armaturenbrett einen Tritt. Nicht fest genug, um einen Riss oder eine Delle zu verursachen, aber so fest, dass das Führerhaus vibriert.
    »Ich bin nicht die Leute !«
    »Miriam …«
    »Fahr an die Seite ran!«
    »Was? Nein. Warte! Da gibt es etwas, was ich dir sagen muss …«
    »Ich hab gesagt, du sollst an die verfickte Seite ranfahren, du einäugiger Hurensohn!«
    Louis beißt die Zähne zusammen, steigt in die Eisen. Knirschend kommt der Truck am Straßenrand zum Stehen. »Da. Ich bin rangefahren.«
    »Und ich bin weg.«
    »Wieder. Du haust ab. Schon wieder.«
    »Jawohl, schon verfickt noch mal wieder .«
    »Du willst nicht mal hören, was ich zu sagen habe.«
    »Nein, will ich nicht.«
    »Na schön. Dann geh!«
    »Bin schon unterwegs!«
    »Sieht nicht danach aus, als ob du gehen würdest.«
    Sie greift sich in den Schritt. »Wonach sieht das denn aus?«
    Miriam stößt die Tür des Führerhauses auf. Springt raus in den Schotter.
    Die Tür knallt zu. Die Wucht lässt den Truck erzittern.
    Louis hält sich nicht länger auf. Die Reifen grummeln auf losem Stein, und der Mack fährt in einer Staubwolke davon. Nur noch schmierige, hauchdünne Rücklichter in einem Dunst, der tief über der nächtlichen Straße hängt. Ein Schleier, der nach Rauch und fernem Feuer riecht.
    Gut. Er ist sauer. Das sollte er auch sein. Es passiert nicht oft, dass Louis sauer wird. Stets der Diplomat. Der Friedensstifter. Sei ein Brunnen, kein Ausguss , hatte er einmal gesagt. Sie hatte erwidert: Ich pisse gern in Brunnen. Es ist besser ein Ausguss zu sein.
    Die Rücklichter blitzen noch einmal auf, verblassen und sind dann verschwunden.
    Miriam geht weiter.
    Inzwischen brennen ihre Füße wie Feuer. Es ist eine verlockende Vorstellung, die verdammten Stiefel auszuziehen und barfuß zu gehen, aber das hier ist Jersey. Wer weiß, wo sie drauftreten wird? Oder wo rein? Schauder .
    Nach ein paar Stunden sieht sie weiter vorn eine Tanke mit Mini-Markt – gelb und rot leuchtend im Dunkel der Pine Barrens. Ihr Magen knurrt. Ihre Zähne und Zunge haben ein brennendes Verlangen nach einer Zigarette. Sie hat ein bisschen Bargeld, aber nicht viel, vielleicht nicht genug.
    Sie geht an den Zapfsäulen vorbei. Dann sieht sie den Truck, der abseits geparkt ist. Motor aus. Führerhaus dunkel.
    Und da kommt er und geht auf sie zu.
    In seinen Händen hält Louis den größten Kaffeebecher, den der Laden macht. Ein knapp zwei Liter Durstmörderund Schlafzerstörer. Unterm Arm hat er eine Stange Zigaretten.
    Er hält sie ihr hin.
    »Für mich?«, fragt sie und täuscht Zurückhaltung vor. Es kostet sie all ihre Energie und kommt nicht furchtbar ehrlich rüber, aber sie versucht es trotzdem.
    »Für dich.«
    »Womöglich weißt du doch ein kleines bisschen was über mich.«
    »Vielleicht ein ganz klein wenig.«
    »Danke.«
    »Können wir zurück in den Truck? Es gibt etwas, was ich dir erzählen will.«
    Ihr Radar schlägt an – kein Kribbeln, sondern ein schmerzhaftes Jucken. Wie ein gutartiges Muttermal, das plötzlich bösartig wird. Nichtsdestoweniger nickt sie, nimmt ihre Geschenke und sie gehen zusammen zum Truck, damit sie sich anhören kann, was Louis ihr zu sagen hat.

ACHT

Schritt drei: Profit
    Miriam wartet auf das fallende Beil. Eigentlich tut sie das ständig. Louis und sie sitzen im Truck, immer noch auf dem Parkplatz.
    Er wirkt zögerlich.
    Sie weiß schon, was kommt. Logisch betrachtet macht es ihr nichts aus: Er will nicht mit ihr zusammen sein. Warum sollte er auch? Gefühlsmäßig … na ja.

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