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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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Gefühlsmäßig ist sie wie eine brennende Garage voller Katzen.
    Dann gibt er ihr eine Broschüre. Dünnes, glänzendes Papier. DIN A4 . Wie eine Postwurfsendung. Hinten ist sogar die Stelle für die Adresse.
    Sie dreht es um. »Die … Caldecott-Schule.«
    Sie blättert darin.
    Hochglanzfotos. Gepflegtes Druckbild.
    Schöpft Ihre Tochter ihr akademisches Potenzial aus?
    Die Caldecott-Schule bietet Ihrer Tochter einen neuen Anfang.
    Mädchen in grauen Blazern. Marineblaue Röcke. Lange Strümpfe. Eine bunte Mischung von Ethnien, alles Teenager und jünger. Sie lernen. Sie essen zu Mittag. Staunen erwartungsvoll in Mikroskope hinein. Glückliche Gesichter. Eifriges Lächeln. Alles Schwachsinn. Kein Kind ist so mit offenem Mund und Augen wie ein Zombie aufs Lernen versessen.
    Miriam guckt über den Rand der Broschüre.
    »Planst du etwa … mich wieder auf die Schule zu schicken?« Sie unterdrückt kaum ein verächtliches Lachen. »Weil dafür nämlich möglicherweise meine Schamhaare ein bisschen zu lang sind.«
    »Was? Ach so, nein! Es geht um einen Auftrag.«
    Miriam rollt das Heft zusammen und klopft ihm damit auf die Fingerknöchel. »Was habe ich dir darüber gesagt, mir Stellen zu besorgen? Meinen Arsch in einen normalen Bürojob zu verfrachten ist wie eine Mischung aus Essig und Backpulver, Natrium und Wasser. Als würdest du eine Kobra und einen Mungo zwingen, zusammen in einer Einzimmerwohnung zu leben.«
    »Es ist nicht so eine Stelle.«
    Sie macht eine Runterholbewegung mit der Hand. Dann mimt sie mit der Zunge in der Wange einen Blowjob. »Ist es … so eine Stelle?« Wollüstig leckt sie den unsichtbaren Schwanz.
    »Ich bin nicht dein Zuhälter. Das hier ist ein …« Er scheintnicht die richtigen Worte zu finden. »Ein Psychojob.« Zur Verdeutlichung tippt er sich an den Kopf.
    »Psychojob.«
    »Ja. Genau das.«
    »Ich weiß nicht mal, was das bedeutet. Kann ich’s am Telefon machen?«
    Louis erklärt es ihr. Er engagiert sich ab und zu, macht Wohltätigkeitsarbeit, indem er spezielle Fahrten übernimmt – in diesem Fall brachte er Spenden von Schulzubehör zu einer Reihe von Einrichtungen im Nordosten. Internate, Vertragsschulen, private Einrichtungen.
    Schulen wie dieser: der Caldecott-Schule für Mädchen.
    »Ich kenne eine Lehrerin dort«, sagt er. »Katherine. Katey. Eine nette Frau. Sie unterrichtet Englisch. Hat keine Familie, nicht mehr. Ledig. Sie ist davon überzeugt, dass sie sterben wird.«
    Da ist es. Der Gestank des Todes, der Miriams Nase hochkriecht. Das Rauschen von Krähenflügeln. Das Fauchen des Geiers, bevor er seinen Kopf in die Wunde steckt.
    »Wir alle müssen sterben«, sagt Miriam.
    »Das ist makaber.«
    »Bloß Biologie, mein Freund. Am Ende kriegt uns die Entropie alle am Arsch. Wie geht doch gleich das Gedicht von Yeats? Irgendwas mit ›Zerfall ringsum, das Zentrum hält nicht stand.‹«
    Er starrt sie ausdruckslos an. Kein Poesiefan also.
    »Sie glaubt, sie stirbt jetzt . Katey glaubt, sie sei krank. Ihre ganze Familie ist an der einen oder anderen Krankheit gestorben. Meistens Krebs. Eine Nichte an Meningitis. Ein Bruder an DVT .«
    » DVD ? Muss ja ein beschissener Film gewesen sein.«
    » D-V-T . Tiefe Venenthrombose.«
    »Oh. Oooh. Das klingt nach ’nem tollen Bandnamen.«
    Seine Nasenlöcher weiten sich. Mit seinen großen Fingern fängt er an, an der Augenklappe herumzufummeln. Eine automatische Geste, die er immer dann macht, wenn er ihren Scheiß satt hat.
    »Der springende Punkt ist, sie hat gesagt, sie denkt daran, eine Hellseherin aufzusuchen. Sie hat mich gefragt, ob ich eine kenne.«
    »Und da hast du ihr von mir erzählt.«
    »So ist es.«
    »Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass ich das vielleicht für mich behalten will?«
    »Du erzählst es doch jedem.«
    »Nicht jedem.«
    »Du hast es dem Briefträger erzählt.«
    Das ist wahr. Das hat sie tatsächlich. Er hatte einen Hautfleck, und sie sagte ihm, er solle das untersuchen lassen. Ein schwarzer Fleck an seinem Hals, der aussah wie Texas. Natürlich würde er ihn nicht untersuchen lassen. Aber manchmal gab es ihr einen Kick, gegen die Gezeiten anzuschreien.
    Sie pfeffert das Caldecott-Heft aufs Armaturenbrett. Schnappt sich ihren Kaffee aus dem Becherhalter. Er ist warm in ihren Händen. Tröstlich.
    »Ich dachte, du wolltest nicht mehr, dass ich diese … Sache mache.«
    »Das habe ich nie gesagt.«
    »Du hast mir Handschuhe gekauft. Du hast mir eindringlich nahegelegt, sie

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