Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
Vom Netzwerk:
drüber. Ihr Fuß landet auf irgendjemandes Teller und fast verliert sie das Gleichgewicht und knallt mit dem Kopf voran hin. Aber sie rudert mit den Armen, ihre Beine holen ihren Körper ein und sie fängt sich wieder.
    Miriam springt auf den Boden. Saust an einem Mädchen vorbei, das einfach wie eine Modepuppe dasteht, vorbei an einem andern, das gerade Bücher in seine Tasche lädt.
    Die Wachmänner überqueren die Tische nicht. Mario (oder ist es Ron Jeremy?) fällt zurück. Steroidschädel hingegen, dieser Kerl ist wie ein Elefant im Porzellanladen. Mit seinen Ellbogen stößt er Mädchen links und rechts aus dem Weg. Tische poltern. Getränke schwappen über. Mädchen kreischen. Aus seinem kahlen Schädel steht eine Ader hervor, die so groß aussieht, als könnte man sich mit beiden Händen daran festhalten – wie die Lenkstange an einem Huffy-Fahrrad.
    Miriam greift sich Essen von einem Teller, wirft es nachseinem Kopf. Ein Hühnerbein knallt ihm dumpf zwischen die Augen, plumpst dann auf den Boden.
    Sie dreht sich um, schlägt sich an die Brust. »Was? Du willst ein Stück hiervon?«
    Als er näher kommt, kickt sie einen Stuhl in seine Richtung.
    Ich brauche einen Fluchtweg, denkt sie.
    Der Ausgang ist hinter ihr. Rot leuchtendes Schild. Eine Nottür.
    Da.
    Sie dreht sich noch mal um, stürzt auf die Tür zu, zieht ein Gestell mit Tabletts – alle mit altem Essen zugespachtelt – hinter sich her, und es bricht scheppernd zusammen.
    Wie eine kräftige, grunzende Gazelle setzt er darüber hinweg.
    Miriam ist fast an der Tür.
    Genau in dem Moment kommt ein junges Mädchen aus der Kantinentoilette heraus –
    Ein schwarzes Mädchen. Loch in der Nase, dort wo einst ein Nasenring war. Die Haare wuschelig und wild, als hätte es den Zeh in einen Becher Wasser getaucht und ihn dann in eine Steckdose gehalten.
    Ihr Gesicht pulsiert. Das Bild eines Schädels, gelbbraun und wässrig, als tanzte er in einem Krug mit Formaldehyd auf und ab, fließt über ihr Gesicht.
    Als projiziere man das Bild aus der Ferne auf sie.
    Miriam versucht ihr auszuweichen, aber das Mädchen reagiert auf sie, will dorthin, wo sie hin will, reißt die Hände hoch. Miriam will es abwehren und –
    Brennende Blumen. Orangenöl. Dieses Mal in der rostigen Karosse eines ausgebrannten Schulbusses. Das Mädchen liegt auf dem Doktortisch. Dasselbe Mädchen. Zwei Jahre älter.
    » Sie rang die Hände und stöhnte und schrie
    biss auf die Zunge, bevor sie verschied.
    Schwarz wurden Nägel, die Stimme versagte,
    Sie sterbend aus diesem Jammertal jagte.«
    Das Lied, gesungen. Der Mann in der Vogelmaske, der Mann mit der Schwalbentätowierung, da ist er, die Axt in der Hand. Er streckt den Fuß aus und arretiert die Tischbremse, um den Tisch am Wegrollen zu hindern, denn der Bus steht auf einem leichten Gefälle.
    Stacheldrahtknebel. Eingeritzte X-Symbole in Handtellern und Füßen. All ihre Haare sind abgeschnitten, dilettantisch in Büscheln abgezwickt wie von einem blinden Friseur.
    Sie schreit, als der Mann auf die zerstörten Bussitze steigt, um sich in Position zu bringen.
    Er steht über ihr. Singend. Stimme auf und ab. Die Stimme eines Mannes. Einer Frau. Eines Kindes. Und wieder von vorn, die Stimme schwankt.
    »Mag das jenen Warnung sein
    Denen Pollys Weg dünkt fein
    Geh fort von Sünd’, sonst wirst du verzweifeln
    und in die Hölle fahr’n zu den Teufeln.«
    Die Axt fällt schwer herab.
    Ihr Kopf landet im Gang zwischen den Bussitzen, kullert in den vorderen Teil des Busses. Der Mann jagt ihm hinterher wie ein Vogel einem Wurm und kichert dabei, als wäre es ein Spiel. Er hat jetzt keine Axt mehr in der Hand, sondern eine hakenförmige Klinge. Zum Herausschneiden von Zungen.
    – die zwei Körper stoßen zusammen und lösen sich voneinander. Miriam fühlt sich, als wäre sie gerade auf einemaußer Kontrolle geratenen Karussell immer rundherum gefahren, und jetzt ist ihr schwindlig, schlecht und sie weiß nicht, wo oben und unten, links und rechts ist.
    Benommen dreht sie sich um und sieht AUSGANG .
    Steroidschädel ist an ihr dran wie Gestank an verdorbenem Fleisch.
    Rumms . Sie krachen durch den Ausgang. Die Tür schwingt weit auf. Tauben fliegen verstört auf, als beide nach draußen auf eine Betonplattform stürzen. Sie wären auf den Parkplatz drei Meter weiter unten gefallen, wäre da nicht das grüne Metallgeländer.
    Es fängt sie wie ein Netz auf.
    Was Miriam die Zeit verschafft, die sie braucht.
    Sie greift nach seinem

Weitere Kostenlose Bücher