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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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Bridge is falling down, falling down, falling down . Alles fällt auseinander, und am Ende siegt die Entropie.«
    »Das motiviert ungemein.«
    »Es wird noch besser. Kennen Sie die Geschichte der London Bridge?«
    »Nicht so genau.«
    »Die Geschichte ist die, dass man Brücken früher Kinder als Opfer darbrachte: ein totes Kind, versteckt im Mauerwerk, sollte die Brücke aufrechthalten – jedenfalls ging so die Legende. Aber es half nicht. Denn am Ende stürzten alle Brücken ein.« In diesem Moment erhebt Katey den Becher und ahmt einen blasierten, akademischen, beinah britischen Akzent nach. »Werd’ ich denn wenigstens mein Land ordnen? London Bridge is falling down, falling down, falling down. Poi s’ascose nel foco che gli affina. Quando f iam uti chelidon  – o Schwalbe, Schwalbe, Le Prince d’Aquitaine  …«
    Miriam schnippt mit den Fingern, um sie zu unterbrechen. »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Es ist aus einem Gedicht.«
    »Einem Gedicht.«
    »Mm-hmm. T. S. Eliot. Das wüste Land .«
    »Eine Schwalbe. Wieso eine Schwalbe?«
    Katey ist jetzt voll im Englischlehrerinnenmodus, eine Bergwerkslore, die unbeirrbar auf ihrem Schienenstrang fährt. »Der Satz Quando fiam uti chelidon ist lateinisch. Er bedeutet: ›Wann werde ich wie die Schwalbe sein?‹ Obwohl der ganze Satz Quando fiam uti chelidon, ut tacere desinam lautet, oder: ›Wann werde ich wie die Schwalbe sein, sodass ich aufhören kann zu schweigen?‹ Es ist eine Anspielung auf die Sage von Philomela, der die Zunge herausgeschnitten wurde …«
    Knirsch . Miriam hat es nicht bemerkt, aber ihre Hand hat sich fester um den Becher gelegt; sie hat ihn in ihrer Faust zerdrückt. Ein Rotweinrinnsal entkommt dem zerquetschten Plastik, kriecht an ihrem Unterarm herunter und tropft vom Ellbogen.
    Miriam wird schwindlig. Schwalben und abgetrennte Zungen und in Brücken eingemauerte tote Kinder. Flammen aus Angst und Ungewissheit leuchten hell und heiß im Dunkel ihres Bauchs auf wie Feuer in einer Tonne.
    »Darüber müssen wir noch reden, aber nicht jetzt. Ich brauche Ihre Hilfe bei etwas. Ich weiß, Sie werden mir nicht helfen wollen, aber es ist trotzdem notwendig. Ich muss etwas über eine Schülerin wissen.«
    »Oh! Ich weiß nicht. Ich sollte keine …«
    »Lauren Martin. Ich muss wissen, wo sie augenblicklich ist.«
    »Ich darf Ihnen keine Informationen über eine Schülerin geben.«
    »Wenn Sie es nicht tun«, sagt Miriam, »könnte ihr etwas passieren. Ich brauche nicht ihre persönlichen Daten. Ich möchte bloß wissen, wo sie ist. Damit ich mit ihr reden kann. Nun kommen Sie schon, Katey – Sie müssen mir helfen!«
    Schließlich gibt die Lehrerin nach. Sie zieht ein MacBook aus der Schreibtischschublade und greift auf einen Stundenplan zu.
    »Lauren Martin, Lauren Martin. Ich habe sie nicht als Schülerin, aber ich kenne sie ein bisschen … ah, da haben wir sie ja!« Sie lässt den Finger über den Bildschirm nach unten wandern. »Momentan hat sie Selbstverteidigungsunterricht. Mit Beck Daniels. Unten, nicht weit von der Kantine entfernt. Was ist eigentlich los?«
    Miriam saugt an der Unterlippe. »Das weiß ich noch nicht.«
    Als sie aufsteht und auf die Tür zugeht, ruft Katey ihr hinterher. »Haben Sie Lust, heute Abend was trinken zu gehen? Und vielleicht ein Essen?«
    Miriam zögert, erkennt aber die gute Gelegenheit. »In Ordnung. Bin dabei.«
    »Applebee’s? Sagen wir, sechs Uhr? Ich weiß nicht, ob Sie wissen, wo das ist …«
    Miriam ringt sich ein Lächeln ab und kreuzt die Finger. »Ich und Applebee’s, wir sind so! «

EINUNDZWANZIG

Schmutzige Tricks
    An der Tür zur Turnhalle hebt Miriam gerade rechtzeitig den Kopf, um durch die Bullaugenfenster Lauren Martin, die zwölfjährige fuchsrote Elfe, zu sehen, wie sie einem Mädchen das Knie in den Schritt rammt, ihr mit der flachen Hand auf den Hals schlägt und sie auf eine blaue Turnmatte wirft.
    Der Boden bebt ein bisschen.
    Das andere Mädchen, ein blasses Porzellanding mit einer schwarzen Mähne, die zu einem Zopf hochgebunden ist, ist aber sofort wieder auf den Beinen. Die beiden Mädchen verneigen sich voreinander.
    Zeit für ihren Auftritt also.
    Leise öffnet Miriam die Doppeltüren und schlüpft durch den Spalt hinein wie ein Stück Papier durch ein Kanalgitter. Die Mädchen nehmen gerade wieder Formation ein: ein Dutzend in einer Reihe, alle in der gleichen Caldecott-Schule-Turnuniform.
    Der Mann vor ihnen ist groß, hager und sehnig. Sein Oberkörper

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