Blackhearts: Roman (German Edition)
Moment!«
Der Kerl strahlt Selbstvertrauen aus. Kinn gereckt, Kreuz gerade. Ein selbstsicheres Lächeln. Er macht einen gesunden Eindruck. Solide.
Er ist total zum Abgewöhnen.
»Was ist, Cain-aus-Kung-Fu?«
Breite weiße Zähne. Würde man mit dem Daumen drüber reiben, würden sie wahrscheinlich quietschen.
»Sie sind nicht Wrens Schwester.«
»Tatsächlich? Bin ich nicht? Sie haben sie doch gehört. Ich bin Melissa.«
»Megan.«
»Stimmt. Megan. Kurz für Melissa. Freut mich, Sie kennenzulernen. Beck, richtig?«
»Kurz für Beckett.«
»Das ist ein guter Name. Prüfung bestanden.«
»Sie sind die Frau aus dem Büro des Schulleiters.«
Miriam kneift die Augen zusammen, tut so, als würde siedarüber nachdenken. »Hmm, nein, nein, kommt mir nicht bekannt vor. Klingt wie ein Porno, den ich mal gesehen haben könnte, aber die sind ja nicht real. Die sind bloß Erfindung, albern. Denken Sie etwa, Mädchen verbiegen sich so? Tun wir nicht. Und die meisten Kerle haben auch keine Riesen-Mogelrohre von der Größe eines dicken Säuglingsarms. Haben Sie sich jemals Gedanken darüber gemacht, wie viel Viagra diese Typen einschmeißen müssen, um ihr Teil am Dampfen zu halten? Diese Pornoschwänze sehen doch schon ein bisschen verrückt aus, oder? Das ist das Problem mit den Pornos heutzutage: zu viele Nahaufnahmen. Man sieht jede Ader, jedes eingewachsene Haar, jeden Leberfleck, jede Filzlaus, jeden Pickel, jede Zigarettenbrandwunde …«
»Sagen Sie mir eins: Was denken Sie, was Sie hier tun?« Die Fassade bröckelt nicht. Ein Lächeln so seelenruhig, dass es sie verrückt macht.
»Hier rumstehen und mit einem Mädchenschulkaratemeister oder so was über Pornografie monologisieren – ist das das richtige Wort? Ich wette, diese Mädchen haben Sie gern als Trainer, nicht wahr? Ein echter Augenschmaus.«
Unverblümter diesmal: »Was wollen Sie von Wren?«
»Ihr helfen.«
»Sie hat hier alle Hilfe, die sie braucht.«
»Na ja. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Institutionen allzu hilfreich sind. Außerdem dreht es sich hier nicht um etwas, wobei Sie helfen könnten. Das hier ist eher so was wie ein Grenzfall. Erfordert eine Spezialistin.«
»Und Sie sind diese Spezialistin.«
Sie zwinkert, gibt ihm Luftküsse.
Sein Blick huscht nach rechts, den Gang hinunter zur T-Kreuzung, und Miriam folgt seinen Augen –
Aus einem Treppenhaus tauchen Steroidschädel und Super Mario auf, Meister der Wachmannskunst.
»Sie haben mir die Bullen auf den Hals gehetzt«, sagt sie. »Wie süß!«
»Ich bin sehr um das Wohl meiner Mädchen besorgt.«
Sie schüttelt den Kopf. »Wer ist hier jetzt der Irre?«
Schwere Schritte – schneller, sie trödeln nicht – kommen aus der Richtung der Wachmänner. Miriam braucht nicht hinzusehen. Sie stürzen auf sie zu.
Was bedeutet, dass es für sie Zeit ist, abzuhauen.
Sie stürmt in die andere Richtung davon. Nicht ohne dem Typen beim Wegrennen noch den Stinkefinger zu zeigen.
Die Wachmänner sind ihr dicht auf den Fersen.
Weiter vorn ist die Kantinentür.
Das Murmeln von mittagessenden Schülerinnen wird lauter und lauter.
Perfekt!
Miriam erreicht die Tür, biegt scharf nach rechts ab, stößt sie mit der Schulter auf und fegt in eine Kantine voller Mädchen.
ZWEIUNDZWANZIG
Schmutzige Tricks II: Essensschlacht-Boogaloo
Es ist keine typische Schulkantine.
Die Mädchen sitzen an runden Holztischen, nicht an langen aus Stahl und Laminat. Unter ihren Füßen ist ein staubiger, alter roter Teppich. Über ihren Köpfen hängen keine summenden Neonlampen, sondern Kronleuchter, die warm und golden leuchten.
Am anderen Ende des Raums befinden sich die Essenstheken. Getränkeautomat. Büfett. Ein Kerl in einer verspielten weißen Kochmütze, der Hochrippe in Scheiben schneidet, als würde er Gäste im Weißen Haus bedienen.
Die Gerüche erreichen sie: Soße und Pizza und etwas Süßes, etwas mit Äpfeln und Zimt. Auf einmal tut ihr vor Hunger der Magen weh.
Ich wünschte, ich hätte so ein Schulessen , denkt sie.
Keine Zeit, alles in sich aufzunehmen.
Denn die Verfolger kleben ihr an den Haxen.
Während alle sie angaffen, flitzt Miriam zwischen den Tischen hindurch.
Ein jüngeres Mädchen von vielleicht elf Jahren mit Rattenschwänzen kreuzt mit einem Tablett ihren Weg. Bleibt stehen, glotzt, ein Reh im Scheinwerferlicht.
Miriam bewegt sich nach rechts, duckt sich unter Steroidschädels grapschender Hand weg, springt hoch auf einen der Tische und läuft quer
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