Blacklist - Blacklist - Blacklist
der Verbrechensbekämpfung zu verabschieden. Der Typ vom FBI bedankte sich wenigstens bei den Cops für die »behördenübergreifende Zusammenarbeit«.
Im Streifenwagen erfuhr ich, dass der Deputy schmollte, weil die Chicagoer Cops höhere Priorität bekommen hatten. Die beiden fanden das so witzig, dass sie es mir durchs Gitter mitteilten, aber sie wollten - oder konnten - mir nicht sagen, was man in der Polizeidirektion mit mir vorhatte.
»Das werden Sie schon erfahren, wenn wir da sind, Ma'am«, sagte der Fahrer. Wenigstens sagten sie »Ma'am« zu mir und nicht »Mädel« und hatten mir keine Handschellen angelegt.
Der Fahrer brachte die sechzehn Kilometer in zwölf Minuten hinter sich, indem er das Blaulicht einschaltete und gelegentlich auch die Sirene, um Platz zu schaffen. Als Präsidentin hätte ich mich bestimmt wichtig gefühlt, aber als wir in der Garage unter dem glatten Betongebäude ankamen, war mir nur flau im Magen.
Solange ich denken konnte, war die Polizeidirektion an der Eleventh, Ecke State Street gewesen. Als Kind hatte ich meinen Vater dorthin begleitet, wenn er ein Treffen hatte oder irgendwelche Formulare abgeben musste; der Leiter vom Streifendienst hatte mir die Locken verwuschelt und mir einen Dime für den Automaten gegeben, während er und mein Dad Klatsch und Tratsch austauschten. Ich vermisste den abgetretenen Linoleumboden und die karnickelstallartigen Räume der alten Polizeidirektion. Das neue Gebäude war kalt und abweisend - zu groß, zu sauber, zu glänzend.
Meine Begleiter reichten mich an eine Polizistin am Eingang weiter, die sofort telefonierte. Ich studierte die Bekanntmachungen an der Wand. Wenigstens die waren seit dreißig Jahren gleich geblieben: bewaffnet und gefährlich, fuhr zuletzt, Arbeitslosengeld, vermisst seit dem 9. Januar.
Eine Polizistin in Uniform nahte auf Geheiß der Frau am Empfang. Meine Eskorte war eine massige Frau, deren Waffengurt ein großes M bildete zwischen Brust und Hüften.
»You got to cross that lonesome valley«, summte ich vor mich hin, während ich ihr zum Fahrstuhl folgte. »You got to cross it by yourself.«
«So schlimm?«, fragte sie, als wir einen Stock nach oben fuhren. »Was haben Sie denn angestellt, damit sich so viele wichtige Männer für Sie versammeln?«
Ich verzog das Gesicht. »Ich bin letzte Nacht vor einem ekelhaften County-Lieutenant abgehauen. Aber weshalb sich deshalb ein Haufen hoher Tiere versammelt, ist mir ein Rästel. Ich weiß im Übrigen nicht mal, wer sich da versammelt hat.«
Sie blockierte die Tür, damit ich vor ihr aus dem Aufzug treten konnte; niemals Verdächtige alleine im Fahrstuhl lassen. »Tja, Schätzchen, da wären wir, Sie werden's wohl gleich erfahren.«
Sie öffnete eine Tür, salutierte, sagte: »Hier ist sie, Captain«, und verschwand.
Ich kam gar nicht dazu festzustellen, wer alles in dem Raum saß, weil ich so verblüfft war über den Mann, den meine Eskorte angesprochen hatte. »Bobby?«, rief ich aus. »Was machst du denn hier?«
34
Welche Grundrechte?
Bobby Mallory - inzwischen Captain Mallory - war Protegé meines Vaters gewesen, und mein Vater war Trauzeuge, als Bobby Eileen ehelichte. Wenn meine Mutter an das Prinzip von Paten geglaubt hätte, wäre Bobby bestimmt mein Pate geworden. Doch heute Abend lag kein freundlicher Ausdruck in seinen Augen. Nichts an meinem Beruf stimmt ihn heiter, aber jetzt sah er so grimmig aus, als hätte ich - nun ja, einem gesuchten Terroristen zur Flucht verholfen.
Ich bekam wackelige Knie: Hatte er irgendwie herausgefunden, dass ich Benjamin Sadawi zu Pater Lou gebracht hatte? Ich war wenigstens schlau genug, vorerst den Mund zu halten, bis ich einen leeren Stuhl gefunden hatte.
Nun konnte ich mir den Rest der Mannschaft ansehen. Einige kannte ich, vier Leute waren fremd für mich. Die dürre Frau mit den Tränensäcken neben mir arbeitete als Staatsanwältin fürs Cook County; wir waren uns schon bei Prozessen begegnet. Bobbys rechte Hand kannte ich natürlich, Terry Finchley, mit dem ich gelegentlich auch auf freundschaftlichem Fuße stand. Lieutenant Schorr hatte sich eigens aus Wheaton herbemüht; er starrte mich so finster an, als wünschte er, seine Deputys hätten mich statt Catherine Bayard angeschossen. Stephanie Protheroe, die neben ihm saß, wich meinem Blick aus. Mit Derek Hatfield vom FBI hatte ich auch schon gearbeitet - oder eher: um ihn herum.
»Vicki«, sagte Bobby. »Wir haben darauf gewartet, dass du endlich auftauchst. Du
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