Blacklist - Blacklist - Blacklist
habe ich mich verdrückt.«
»Aber Sie sind nicht nach Hause gefahren«, meldete sich die Staatsanwältin vom Cook County zu Wort.
»Nein«, bestätigte ich. »Ich bin für Sicherheit im Straßenverkehr, und ich war so müde, dass ich mich dort als Risikofaktor fühlte. Ich bin zum Schlafen in ein Motel gegangen.«
Die dürre Frau nickte; sie nahmen die Sache so wichtig, dass sie das Motel ausfindig gemacht hatten. Meinen Mustang hinter dem Gebüsch hatten sie jedenfalls nicht gefunden, sonst hätten sie das längst zur Sprache gebracht. Jetzt startete die Staatsanwältin ihren Angriff. »Sie waren nicht in dem Motel, als das Zimmermädchen um zwölf Uhr mittags dort sauber machte. Was haben Sie von diesem Zeitpunkt an bis heute Abend getan?«
»Gibt es einen Grund, warum Sie das wissen müssten?«, konterte ich. »Falls ja, werde ich es Ihnen gerne sagen, aber ich wüsste nicht, weshalb meine Aktivitäten von Interesse sind für das DuPage oder das Cook County oder gar das Justizministerium.«
»Amerika befindet sich im Krieg«, verkündete der Bundesanwalt. »Wenn Sie einem Terroristen zur Flucht verholfen haben, kann man Sie unter Anklage stellen, weil Sie unsere Feinde unterstützen.«
Ich war plötzlich furchtbar müde. Ich legte die Hände auf den Tisch und betrachtete meine Finger. Schweigen breitete sich aus.
»Gut. Und?«, äußerte der Bundesanwalt.
»Gar nicht gut«, sagte ich. »Nichts ist gut. Zuerst: Wir befinden uns nicht im Krieg. Nur der Kongress kann einen Krieg erklären, was er nicht getan hat - es sei denn, das ist passiert, während wir hier sitzen.«
»Sie wissen verdammt genau, was er meint«, sagte Derek. »Halten Sie das für einen Witz, was in New York passiert ist, was unsere Truppen in Afghanistan oder am Persischen Golf machen?«
Ich sah ihn an. »Ich halte es im Gegenteil für das Bedrohlichste, was ich je erlebt habe. Nicht nur das Trade Center, sondern die Angst, der wir uns seither hingeben und mit der wir die Grundrechte außer Kraft setzen. Mein Geliebter ist in Afghanistan. Ich weiß nicht, ob er noch lebt, ich habe seit einer Woche nichts von ihm gehört. Wenn er tot ist, bricht mir das Herz, aber wenn in Amerika die Grundrechte nichts mehr zählen, werden mein Vertrauen in dieses Land und mein Lebensmut sterben. Wenn ich in Larchmont einen Terroristen entdeckt hätte, Derek, dann hätte ich mein Bestes gegeben, Ihnen den Mann auszuliefern - in der Hoffnung, dass Sie die Lage ernster nehmen als Ihre Kollegen in Minnesota oder Arizona. Aber ich habe nirgendwo etwas gefunden, das auf einen gewalttätigen Kriminellen hinwies. Sie? Waren diese Bücher auf Arabisch Handbücher zum Bombenbau oder enthielten sie Abbildungen militärischer Ziele in den USA? Ich gehe davon aus, dass Sie das noch recherchieren.«
Ich wandte mich an den Bezirksstaatsanwalt. »Vorerst kam unterm Strich in dieser Nacht nur heraus, dass Schorrs Araberjäger ein junges Mädchen aus der Gegend angeschossen haben. Damit hatte ich nichts zu tun, und ich glaube nicht, dass meine Anwesenheit in Larchmont, während Schorr sich überlegte, wie er den Bericht dieser Katastrophe verdrehen könnte, irgendwem von Nutzen gewesen wäre.«
Ein, zwei Minuten herrschte Totenstille. Ich setzte mich bequemer hin und dehnte Schultern und Nacken.
»Wir müssen die Ermittlungen im Fall Whitby wiederaufnehmen. Ich glaube nicht an Zufälle: Ein Verdächtiger, der sich im Haus versteckt, ein Toter vor dem Haus, da muss es einen Zusammenhang geben.« Bobby war seit vierzig Jahren bei der Polizei und strahlte entsprechende Autorität aus. Er sah den Bezirksstaatsanwalt an. »Orville, können Sie dafür sorgen, dass Ihr Pathologe von Marcus Whitby eine vollständige Autopsie inklusive toxikologischer Analyse macht?«
»Wir haben die Leiche gestern der Familie übergeben«, sagte Orville. »Ich werde mich erkundigen, ob sie schon nach Atlanta überführt wurde.«
Bobby rieb sich die schütteren Schläfen. »Ich hoffe bei Gott, das ist nicht der Fall, ich will nicht auch noch eine Exhumierung am Hals haben. Und noch einen vierten Zuständigkeitsbereich zu den dreien, mit denen ich schon zu schaffen habe.«
Ich tat nicht kund, dass Bryant Vishnikov bereits privat eine Autopsie vornahm, weil ich hoffte, dass er mir die Ergebnisse mitteilen würde, bevor die Polizei die Leiche übernahm.
»Wir können den Vorgang beschleunigen, falls notwendig«, äußerte der Bundesanwalt. »Und was ist nun mit Warshawski?
Wir haben immer
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