Blacklist - Blacklist - Blacklist
steht unter Schock, weil sie erleben musste, wie Sie Benjamin Sadawi kaltblütig umgebracht haben. Wir werden sie gewiss nicht mit Ihnen alleine lassen.«
Renee blickte mich herablassend an. »Ich dachte, Sie und der Terrorist hätten sie entführt; ich habe ihn in dem Glauben erschossen, dass ich sie beschützte.«
»Ich hätte fester zuschlagen sollen, Renee«, sagte Geraldine mit ihrer hohen, brüchigen Stimme. »Es warganz ungemein befriedigend, ich hätte das schon vor vierzig Jahren tun sollen. Vielleicht hätte ich dir etwas Verstand einprügeln können. Ich weiß genau, was du hier tust; du glaubst, du könntest Polizisten und Richter von deiner Aussage überzeugen, weil du die Macht der Bayards hinter dir hast. Du glaubst, Victoria sei eine Art Dienstbotin, mit der man so überheblich umspringen kann, wie meine Mutter vor vierzig Jahren mit Detektiven umsprang. Aber die Zeiten haben sich geändert; Detektive sind heutzutage gebildet und selbstbewusst, und Victoria wird von mir und meinem Sohn sehr geschätzt. Wir haben größten Respekt vor ihr und werden ihre Version der Ereignisse von heute Abend bestätigen.«
»Du kannst mir einfach nicht verzeihen, dass ich Calvin geheiratet habe, nicht wahr?«, erwiderte Renee darauf verächtlich lächelnd. »Nach so langer Zeit hast du immer noch nicht begriffen, dass er deines Gehabes und deiner Bedürftigkeit überdrüssig war - und deines alternden Körpers. Er ist zu mir gekommen, um all das loszuwerden.«
Geraldine lächelte. »Ich bin diejenige, nach der er ruft, wenn er Angst hat, Renee. Nicht nach dir, Kylie oder den anderen. Deine Angestellten mögen glauben, er meint dich, wenn er ›Deenie‹ ruft, aber ich bin diejenige, die er immer Deenie genannt hat, schon damals, als wir als Vierjährige versuchten, im Teich von Larchmont zu schwimmen.«
»Ich habe seinen Ruf gerettet«, fauchte Renee, die jetzt sichtlich die Beherrschung verlor. »Ich habe ihn vor dem Gefängnis bewahrt, habe ihm geholfen, die Bayard Foundation und den Verlag aufzubauen. Ich habe einen international bekannten Mann aus ihm gemacht, während du da in diesem Mausoleum mit deiner Mutter vor dich hin geschimmelt bist.«
»Bis Calvins Ansehen Ihnen so wichtig wurde, dass Sie drei Menschen umgebracht haben, um es zu bewahren«, warf ich ein. »Ich will nicht behaupten, dass mir der Tod von Olin Taverner besonders nahe ginge, aber Marcus Whitby war ein aufrechter junger Mann und exzellenter Journalist, Benji Sadawi ein hilfloser Junge. Glauben Sie etwa, dass Ihre Enkelin jemals wieder mit Ihnen zusammenleben möchte, nachdem sie nun weiß, dass Sie all diese Menschen getötet haben? Sie haben deren Leben geopfert und Catherines Wohlbefinden -«
»Catherine kennt mich gut. Sie weiß, dass ich sie so innig liebe wie Calvin«, unterbrach mich Renee.
»Und sie bleibt bei Ihnen, weil sie weiß, dass Sie jeden umbringen werden, der nicht in das Bild passt, das Sie sich von Catherine gemacht haben? Da bin ich anderer Ansicht. Ich glaube, dass die Natur mit Catherine etwas Edleres geschaffen hat als mit Ihnen oder Calvin. Sie wird sich von Ihnen abwenden wie von einem Haufen stinkenden Müll.«
Renee lächelte verächtlich. »Sie haben keine Kinder und kein eigenes Heim. Ich bezweifle stark, dass Sie die Verbundenheit einer Familie richtig beurteilen können.«
Ich dachte an die bedingungslose und heftige Liebe meiner Mutter zu mir und die gelassenere Zuneigung meines Vaters; was sie dafür im Gegenzug verlangten, war weder Verehrung noch Leistung, sondern Aufrichtigkeit. Ich konnte weder lügen noch betrügen, um Probleme zu vermeiden. Doch ich bemühte mich erst gar nicht, das Renee zu vermitteln.
»Besonders traurig finde ich, dass ich Sie anfänglich sympathisch fand, Renee. Ihren Mann habe ich fast wie einen Helden verehrt, aber für Sie habe ich eine aufrichtige Zuneigung empfunden. Sie strahlten eine Kraft und Tüchtigkeit aus, die ich eindrucksvoll fand.«
Sie errötete und ging ins Esszimmer. Catherine saß reglos auf dem Tisch wie ein kleiner, in Pelz gehüllter Buddha, aber als Re-nee ihren gesunden Arm ergriff und sie zum Mitkommen bewegen wollte, riss sie sich los, legte sich neben Benji und küsste ihn auf den Mund.
Ich hörte die Sirenen der Krankenwagen näher kommen. Kurz darauf fuhren sie auf den Hof, und die Warnleuchten tauchten den Schnee und den nächtlichen Himmel in rotes Licht.
55
Showdown im Eagle River Corral
Die Sonne stand längst blass und kalt über dem
Weitere Kostenlose Bücher