Blacklist - Blacklist - Blacklist
Ausstrahlung.
»Wir sind alle völlig verstört«, sagte sie, als Delaney auf ihren hohen Hacken davongestelzt war. »Sogar Delaney, obwohl sie das nicht zugeben würde. Sie ist furchtbar verknallt in Mr. Hendricks und meint, sie müsste sich wie er benehmen, da-mit er sie mag. Ich könnte ihr ein paar Tipps geben, aber sie ist nicht gerade der Typ dafür, und außerdem versucht sie ständig, mich einzuschüchtern. Aber ich bin froh, dass Marcs Schwester je manden mit Ermittlungen zu seinem Tod beauftragt hat. Er war ein wunderbarer Mann, ein absolut begabter Reporter. Er hatte Angebote von Esquire und Vanity Fair, aber er wollte hier blei ben. Ich denke, Mr. Hendricks hat ihn manchmal behindert, weil er fürchtete, dass Marc ihn aus dem Feld schlagen würde. Aber Marc hätte gar keine Verwaltungstätigkeit haben wollen, er recherchierte und schrieb viel zu gerne.«
Während sie sprach, bewegte sie sich im Eiltempo auf ihren abgetragenen Pumps den Flur entlang, obwohl sie zwei Schritte machen musste, wenn ich einen tat. Wir kamen an Büros und Kabuffs vorbei, in denen stapelweise Papier lag. Ich sah Terminpläne an Türen, Regale voller alter Hefte von Llewellyn Publishing, Nachschlagewerke, einen Lagerraum, in dem eine Frau und ein Mann mit scharfem Unterton debattierten.
Schließlich traten wir in einen Sitzungsraum, der nichts enthielt außer einem zerkratzten Kiefernholztisch und einer Reihe Klappstühle. »Hier treffen sich die Autoren«, erklärte Aretha. »Für die und uns Rechercheure gibt's nichts Edles. Die weiter oben haben einen Mahagonitisch und einen Kühlschrank, aber ich kann Ihnen einen Softdrink oder einen Kaffee aus dem Automaten holen.«
Ich hatte einen trockenen Hals; Zitronenlimo hörte sich besser an als Automatenkaffee. Während Aretha draußen war, las ich das Exposé, das Delaney mir gegeben hatte. In dem einseitigen Text war davon ausgegangen worden, dass der Leser mit dem Federal Negro Theater Project vertraut war; Whitby machte den Vorschlag, sich mit Mitgliedern aus Chicago zu beschäftigen, »…nicht den großen Namen wie Theodore Ward oder Shirley Graham, sondern mit anderen, die ebenso viel Aufmerksamkeit verdient hätten, wie zum Beispiel Kylie Ballantine. Ihre Lebensgeschichten werden mit der Fortsetzung der Dokumentation über Bronzeville verwoben.«
Ich las den Text zweimal durch. Als Aretha zurückkehrte, betrachtete ich eine Tafel an der Wand, auf der Pfeile und Kreise zu einem Schaubild über Halle Berry und Denzel Washington und die bevorstehende Oscar-Verleihung verbunden waren.
Sie grinste. »Wir schicken natürlich ein paar Autoren zur Oscar-Verleihung. Ich wünschte, ich könnte auch mitfahren, ich finde Halle Berry so toll. Ich nehme an, wenn man einen Oscar gewinnt, gehört man zum talentierten Zehntel, auch wenn das was anderes ist als der Nobelpreis. Mit unseren Storys über Toni Morrison und Derek Walcott hatten wir die Nase vorn.«
Oh. T-Square. W.E.B. DuBois' »Talented Tenth of the Negro Race«, die künftigen moralischen Führer, bei einem Glamourmagazin.
»Haben Sie Marcus Whitby bei seiner Reportage über das Federal Negro Theater Project geholfen? Ich kenne mich leider nicht gut damit aus.«
»Es gehörte zur Works Progress Administration in den Dreißigern, wissen Sie, als Roosevelt das Federal Theater Project ins Leben rief, um arbeitslosen Künstlern zu helfen. Sie versuchten, Schauspielern und Dramatikern Arbeit zu verschaffen, und hatten diese Ideen von Theater fürs Volk. Können Sie sich vorstellen, dass unsere Regierung von heute so was macht?« Sie grinste charmant.
»Es gab jiddisches Theater, experimentelles Puppentheater, ganz unterschiedliche Sachen, und eben auch schwarzes Theater, in zweiundzwanzig Städten, wobei nur in drei Städten wirklich was dabei herauskam, in Chicago, New York und aus mir unverständlichen Gründen in Seattle. Richard Wright und Theodore Ward hatten wir als Dramatiker in Chicago, Kylie Ballantine als Choreografin. Shirley Graham - sie war die Frau von DuBois und eine bekannte Theaterregisseurin. Sie haben einige tolle Inszenierungen gemacht - am bekanntesten wurde Swing Mikado, aber Ward schrieb auch ein Stück namens Big White Fog über das Verhältnis von Schwarzen und Weißen hierzulande. Aber dann kriegten die Republikaner im Kongress Zustände, fast wie diese Betonschädel von heute, die sich über die Kulturförderung aufregen: Sie behaupteten, das Federal Theater Project sei eine kommunistische Zelle und
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