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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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kleineren Aufträge und informierte mich über Marcus Whitbys bisherige Arbeit. In seinen Reportagen für
T-Square
hatte er sich grundsätzlich mit afroamerikanischen Schriftstellern und Künstlern befasst, darunter Shirley Graham, Ann Perry, Lois Mailou Jones, dem Federal Negro Theater Project der dreißiger Jahre. Im Zuge der Schilderung der frühen Jahre von Richard Wright hatte er den Aufstieg, Fall und die gegenwärtige Renaissance von Bronzeville dokumentiert - dem Viertel an der South Side, in dem er sich ein Haus gekauft hatte. Gelegentlich hatte er für den Rolling Stone gearbeitet, und unlängst hatte er über einen jungen schwarzen Autor geschrieben, der mit seinem ersten Roman vor einem Jahr einen Sensationserfolg gelandet hatte. Vor etwa zehn Jahren hatte Whitby einen bissigen Essay über seine Festnahme und Inhaftierung wegen der Teilnahme an einer Anti-Apartheids-Demonstration in Massachusetts verfasst. Daher die Vorstrafe; weitere Verhaftungen hatte es, soweit ich sehen konnte, nicht gegeben.
    Bevor ich aus dem Büro verschwinden konnte, rief Murray Ryerson an in der Hoffnung, Infos über Whitby zu ergattern, die nicht in den offiziellen Verlautbarungen enthalten waren.
    »Er trug einen Oxford-Anzug«, sagte ich hilfsbereit. »Seine Schuhe waren, glaube ich, von Johnston & Murphy, aber da bin ich nicht hundertprozentig sicher.«
    »Konservativer Stil also. Schrieb cool, kleidete sich seriös. Sonst noch was?«
    Ich dachte gründlich nach. Erwog Für und Wider. »Der Gerichtsmediziner vom DuPage County hat sich bei der Obduktion nicht übermäßig angestrengt. Manche Leute fragen sich, ob sie auch so flüchtig ausgefallen wäre, wenn Whitby weiß wäre.«
    »Welche Leute?« Murray hatte Blut geleckt.
    »Informanten«, sagte ich entschieden. »Ein Klient, dessen Namen ich nicht preisgeben möchte. Hat bei euch einer rausgekriegt, an was Whitby für T-Square arbeitete?«
    »Bei Llewellyn kommt man keinen Schritt weiter. Der Chefredakteur, Simon Hendricks, das ist dieser Typ mit dem Tomahawk-Gesicht, falls du Montagabend die Nachrichten gesehen hast, der macht dich einen Kopf kürzer, wenn du den was fragst, und behauptet, man verstoße gegen das journalistische Berufsethos.«
    Ich hegte die Hoffnung, dass man mit einer Botschafterin der Angehörigen nicht so verfahren würde, aber das hieß auf jeden Fall, dass ich mich mitsamt einem Schreiben persönlich dort einfinden musste, weil ich telefonisch nur bei Voicemails landen würde. Ich checkte noch mal meine E-Mails, trotz Morrells Ankündigung, dass ich eine Woche nichts von ihm hören würde. Und prompt fand ich natürlich nur Spams oder Geschäftliches vor.
    Eine einstige Geliebte von Morrell, eine englische Journalistin, hielt sich auch in Afghanistan auf. Morrell auf Tour mit Susan Horseley - ich bemühte mich, die Vorstellung zu verdrängen. Was trieb Penelope wirklich in den zwanzig Jahren, in denen Odysseus mit Kalypso schlief und gegen die Zyklopen kämpfte? Nur ein Mann konnte die Vorstellung hegen, dass sie die ganze Zeit webte und alles wieder auftrennte. Wahrscheinlich legte sie sich Liebhaber zu, unternahm selbst große Reisen und war genervt, als der Held nach Hause zurückkam.
    Ich schloss das Büro ab und fuhr Richtung Süden in das Schickimicki-Viertel, das von Maklern gerne als »River North« bezeichnet wird. Das Verlagshaus von Llewellyn Publishing war ein achtstöckiger Kasten, der zu einer Zeit entstanden war, als die Straßen westlich der Magnificent Mile noch eine Einöde zwischen der Cabrini-Green-Mietskaserne und der Gold Coast gewesen waren. Damals gab es das Land hier für wenig Geld, und man hatte schnellen Zugang zum Fluss und zu den großen Zufahrtsstraßen, was von Vorteil war für ein Verlagshaus, das ständig große Papiermengen benötigte.
    Inzwischen haben sich läppische Möchtegern-Galerien in den alten Lagerhäusern angesiedelt, und hohe Türme mit Eigentumswohnungen überragen den achtstöckigen Bau. Der Bauboom hat auch dazu geführt, dass die Parkplatzsuche dort extrem lästig ist. Zu guter Letzt fand ich eine Lücke ein paar Straßen weiter.
    Die Eingangshalle des Verlags war so nüchtern gehalten wie das Äußere des Gebäudes und beherbergte einzig einen Wartebereich mit beigen Sesseln und einen hohen hufeisenförmigen Empfangstresen. Keine Kunstwerke, nichts Glamouröses, nur ein Foto von Llewellyn höchstpersönlich lieferte im Wartebereich etwas Abwechslung. Ein uniformierter Wachmann verharrte zwischen

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