Blacklist - Blacklist - Blacklist
haben, um mehr Zeit für Ermittlungen zu gewinnen, und dann musste ich ihr gestehen, dass ich Sie beauftragt habe, was sie noch wütender machte. Ich wünschte mir gerade, vom Erdboden verschluckt zu werden, als Daddy plötzlich sagte, er halte das für eine sehr gute Idee. Er widerspricht Mutter nie in - na ja, Haushaltssachen -, weshalb sie ganz verdattert war. Dann legte er den Arm um mich und meinte, zum Glück hätte ich den Mumm besessen, den Stier bei den Hörnern zu packen, denn Marcs guter Ruf solle nicht durch diese Umstände seines Todes befleckt werden. Aber er war noch nicht bereit, seine Zustimmung zu geben zu - na ja, dass jemand anderer sich Marcs Leiche ansieht.«
Dass die Eltern weiteren Ermittlungen zustimmten, war ein wichtiger Schritt; jetzt konnte ich noch andere Stränge verfolgen und weiter auf die private Autopsie hinarbeiten. Harriet berichtete, dass Amy Blount nirgendwo einen Schlüssel zu Marcs Haus aufgetrieben habe. Wir verabredeten uns auf jeden Fall für den nächsten Morgen um neun Uhr dort, mit Schlüssel oder ohne.
Ich verputzte rasch den Rest meiner Hühnersuppe, während ich mir die anderen Anrufe notierte, dann sah ich zu, dass ich zur Vina Fields kam. Ich halte mich nicht gerade häufig an der Gold Coast auf, aber die Schule fügte sich so unauffällig in die Umgebung ein, dass ich sie noch nie bemerkt hatte. Sie wirkte genauso gesichtslos wie die Apartment-Häuser daneben und wies Außenseiter damit so effektiv ab wie ein Wachhund. Nur ein kleines Schild neben der Doppeltür des Steingebäudes wies das Gebäude aus - das und die vielen Mütter und Kindermädchen, die sich am Fuße der Treppe drängten. Zwei Männer waren auch mit von der Partie, einer mit einem Kleinkind im Buggy, der andere mit einer
New York Times
unterm Arm.
Das Schuljahr neigte sich dem Ende zu, und die Leute schienen sich alle zu kennen, zumindest vom Sehen. Sie plauderten über die Erfolge ihrer Sprösslinge und erörterten die Frage, ob man die Karten für die Schultheateraufführung verkaufen könne, die allen zugeteilt worden waren. Ab und an warf mir jemand einen neugierigen Blick zu.
Nach etwa zehn Minuten ging die Tür auf, und Kinder strömten heraus. Die ersten Klassen kamen zuvorderst, Grüppchen kichernder Mädchen, Horden von Jungen, die sich lautstark anpflaumten und auf die Arme droschen, und einzelne Kinder, die sich in ihren Mänteln zu verkriechen schienen, als hätten sie sich schon mit acht Jahren damit abgefunden, dass sie niemals etwas anderes sein würden als Außenseiter. Viele der Jungen hatten ihre Mäntel lässig über die Schulter gehängt: Hey, wir sind harte Burschen, so was Weibisches wie Mäntel im Winter brauchen wir nicht.
Die Wagen fuhren näher heran, kämpften hupend um einen Platz am Bordstein, und Eltern schrien sich lautstark Beleidigungen zu. Eine Blondine mit einer Frisur, die von wöchentlichem Coiffeurbesuch kündete, sprang aus ihrem Lexus und kreischte Unflätigkeiten, die jedem Trucker die Schamröte ins Gesicht getrieben hätten; aus dem Jaguar vor ihr zeigte man ihr darauf den Finger.
Die Erwachsenen, die zu Fuß gekommen waren, warteten auf die kleineren Kinder - ältere Schüler, die in der Nähe wohnten, konnten alleine nach Hause gehen. Als die Schüler der höheren Klassen wenig später herauskamen, war ich der einzige Erwachsene, der noch an der Treppe herumlungerte.
Ich betastete den abgeschabten Teddy in meiner Umhängetasche. Je mehr Zeit verging, desto größere Sorgen machte ich mir, dass ich mein Zielobjekt vielleicht übersehen hatte. Oder Catherine war beim Lacrosse-Unterricht oder arbeitete mit Mitschülern an der Schulzeitung. Als ich gerade beschlossen hatte, mich an einen Auftritt in ihrer Wohnung in der Banks Street zu wagen, tauchte sie auf.
Sie sah blasser aus, als ich sie von unserer Begegnung im Mondlicht in Erinnerung hatte, aber ich erkannte sie sofort. Ihr Mund war breit und empfindsam, das Gesicht so schmal, dass die Wangenknochen beinahe in schrägem Winkel zur Nase standen. Violette Schatten unter ihren Augen ließen auf Schlafmangel schließen.
Sie war mit zwei anderen Mädchen zusammen, die sich lautstark über das sonderbare Benehmen von irgendjemandem ereiferten, aber Catherine schien ihnen nicht zuzuhören. Obwohl eines der Mädchen eine Blondine und das andere Inderin war, sahen sie sich mit ihren engen Jeans und hüftlangen Jacken erstaunlich ähnlich. Vielleicht lag es daran, dass sie alle gute Gesundheit und
Weitere Kostenlose Bücher