Blacklist - Blacklist - Blacklist
dran, weil ich noch vor dem Verlagsgebäude von Llewellyn Publishing herumgelungert hatte in der Hoffnung, dass Jason Tompkin zum Lunch das Haus verlassen würde - er schien mir nicht der Typ zu sein, der an seinem Schreibtisch aß. Nach einer Dreiviertelstunde, als ich gerade aufgeben wollte, erschien er mit ein paar Kollegen, darunter Delaney, der Assistentin von Simon Hendricks, die finster die Stirn runzelte, als sie mich sichtete. Dritte im Bunde war die Frau, mit der sich Jason unterhalten hatte, als ich mir Marc Whitbys Arbeitsplatz ansah.
Jason Tompkin kam zu mir herüber und tippte an die Baskenmütze, die auf seinem Kopf saß. »Ah, die Spezialagentin, die nach der Akte X sucht. Was kann ich für Sie tun?«
Sein Lächeln und sein Ton waren nicht unfreundlich, und ich musste meinerseits lächeln. »Recht haben Sie mit der Akte
X. Ich hatte gehofft, dass Sie irgendetwas gehört haben könnten, das Marc Whitbys Aufenthalt in New Solway erklären könnte, weil sie doch direkt neben ihm gearbeitet haben. Aretha meinte, Sie alle dürften mit Leuten von Bayard nicht über laufende Projekte sprechen, und da habe ich mich gefragt, ob er womöglich eine heimliche Verabredung mit Calvin Bayard hatte.«
»Marcus Whitby hielt sich für einen Starreporter und glaubte, er brauche nur seine eigenen Regeln zu befolgen. Es würde mich nicht wundern, wenn er auch dachte, er könnte Mr. Hendricks' Anordnungen in dieser Sache missachten«, mischte sich Delaney ein.
»Hat er das getan?«, fragte ich Tompkins.
»Ich würde so gerne wie jeder was zur Gerüchteküche beitragen, doch bedauerlicherweise habe ich den Spitzenreporter mit niemandem aus dem Bayard-Imperium sprechen hören und auch keine Erwähnung desselben vernommen. Er arbeitete an etwas, das er für eine ziemlich heiße Sache hielt, so viel kann ich Ihnen verraten, aber er hat dafür gesorgt, dass ich nichts Inhaltliches mitbekam.«
»Wann fing das an? Dass Sie das Gefühl hatten, er arbeite an einer heißen Sache?«
Jason zog die schmalen Schultern hoch. »Vielleicht eine Woche vor seinem Tod. Er machte jede Menge Anrufe, hockte neben seinem Telefon, damit er sofort abnehmen konnte, wenn jemand anrief. Seit er in die engere Auswahl für den Pulitzer-Preis gekommen war, witterte er Ruhm. Er hoffte auf die Story, mit der er den Preis ergattern würde.«
»Warum dürfen Sie mit niemandem von Bayard sprechen?«, erkundigte ich mich und fragte mich zugleich, ob er mir dieselbe Antwort geben würde wie Aretha.
»Das ist Verlagspolitik gegenüber allen großen Konkurrenzunternehmen«, sagte Delaney.
»Mr. Llewellyn ist der stolzeste Mann auf diesem Planeten«, fügte Jason hinzu. »Nein, Delaney, das ist keine Beleidigung, sondern die Wahrheit. Die Bayard-Regel gilt schon seit -«
»J.T., nun mach mal Schluss«, unterbrach ihn Delaney. »Wir müssen nicht jeden Wildfremden in die Verlagsinterna einweihen, und du weißt, dass Mr. Llewellyn das noch deutlicher sagen würde als Mr. Hendricks. Hast du mich gehört?«
Tompkin verdrehte viel sagend die Augen, doch ein Blick auf die finstere Miene seiner Kollegin brachte ihn zum Schweigen. Delaney schubste ihn an der Schulter, damit er weiterging. Ich verfolgte die drei noch ein Stück und gab jedem meine Karte. Delaney ließ ihre sofort zu Boden fallen, aber Jason und die andere Frau steckten sie ein.
Ich flitzte zurück zu meinem Wagen, aber die Politessen hatten ihm schon einen Besuch abgestattet. Ein oranger Umschlag, meine Einladung, der Stadt fünfzig Dollar zu vermachen, steckte unter dem Scheibenwischer. Ich fluchte kräftig und fuhr ins La Llorona, um mir rasch eine Suppe zu genehmigen.
Wer war nun Marcus Whitby? Der warmherzige, liebevolle Hoffnungsträger, als den ihn seine Familie sah - und Aretha Cummings -, der Anwärter auf den Pulitzer-Preis? Oder der Star, der glaubte, nur seine eigenen Regeln beachten zu müssen?
Ich ließ mich in einer ruhigen Ecke an der Fensterfront nieder, fern vom Trubel am Tresen, und rief meine Nachrichten ab. Harriet bat dringend um Rückruf. Als ich sie erreichte, erfuhr ich, dass Deputy Protheroe für uns im Einsatz gewesen war: Der Bestatter der Whitbys aus Atlanta wurde, als er die Überführung von Marc Whitbys Leiche veranlassen wollte, vom Büro des Gerichtsmediziners vom DuPage County mit der Begründung vertröstet, man brauche noch mehr Zeit für die Formalitäten.
»Mutter war furchtbar wütend, und da bin ich damit herausgeplatzt, dass Sie das veranlasst
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