Blacklist - Blacklist - Blacklist
gesundes Selbstbewusstsein ausstrahlten. Oder vielleicht sah man ihnen auch an kleinen Accessoires den Wohlstand an, wie an den Diamantsteckern, von denen das blonde Mädchen etliche in den Ohren trug, oder an dem Schal und der Kappe aus Kaschmir der Inderin.
»Erde an Catherine«, sagte das indische Mädchen. »Hörst du überhaupt zu?«
Catherine blinzelte. »'tschuldige, Alix. Ich hab letzte Nacht wenig geschlafen.«
»Jerry?«, fragte die Blonde grinsend.
Catherine zwang sich zu einem Lächeln. »Ja. Gran würde völlig ausrasten, wenn er unter der Woche vorbeikäme.«
Als die drei auf die Astor einbogen, trat ich ihnen in den Weg. »Hallo, Catherine. Ich bin V.I. Warshawski.«
Die drei Mädchen blieben wie angewurzelt stehen, und ich hörte förmlich die Alarmglocken in ihren Köpfen schrillen, weil sie von einem fremden Menschen angesprochen wurden. Die Blonde blickte sich suchend nach Unterstützung um.
»Wir sind uns Sonntagnacht begegnet«, sagte ich herzlich. »Als wir beide spät noch laufen waren. Du hast was bei mir vergessen, weißt du noch?«
»Ich hol Ridgeley.« Die Blondine schickte sich an, zur Schule zurückzulaufen.
»Nein, nicht nötig, Marissa.« Catherine lächelte mühsam. »Das hatte ich ganz vergessen. Ich war um Mitternacht noch Joggen und bin dieser Frau begegnet.«
»Joggen? Um Mitternacht? Du hast doch immer gesagt, Jogger seien die doofsten Gestalten unter der Sonne«, rief Marissa aus.
»Ja, ja. Aber du weißt schon, die Prüfungen und der Zustand meines Großvaters, das alles, ich musste mich irgendwie entspannen, und mitten in der Nacht kann man schlecht reiten gehen. Ich will nur mal hören, was diese Person will. Sie scheint zu glauben, dass sie die ganze Welt herumkommandieren kann.«
»Nur ein kleines Stück von Chicagoland«, sagte ich und lächelte freundlich. »Wo können wir uns in Ruhe unterhalten? In der Banks Street? Oder willst du mit in mein Büro kommen?«
»An der Ecke gibt es einen Coffeeshop«, sagte Catherine.
»Zu laut. Mein Büro ist nur ein paar Kilometer weiter an der North Avenue. Oder - vielleicht willst du ja auch zum alten Anwesen der Grahams fahren. Du hast die Wahl.«
Sie blickte unfroh auf ihre Freundinnen, mich und die Schule und entschied sich schließlich dafür, zu ihr nach Hause zu gehen. Ihre Freundinnen standen unentschlossen herum und fragten sich offensichtlich, ob man sie mit mir alleine lassen konnte. Schließlich sagte Alix nachdrücklich, Catherine habe ja die Nummer von ihrem Pieper und könne sich jederzeit melden, falls sie Hilfe brauche.
»Wir sind im Grounds for Delight und lesen bis sechs oder so«, sagte das andere Mädchen. »Du kannst ja nachkommen.«
Wir gingen gemeinsam die Straße entlang und fühlten uns allesamt unbehaglich, bis Catherines Freundinnen an der ersten Kreuzung links abbogen. Alix rief Catherine noch einmal in Erinnerung, dass sie sich über den Pieper melden solle, dann würde sie die Polizei rufen.
»Während meines Jurastudiums habe ich im Sommer einmal für die Bayard Foundation gearbeitet«, sagte ich, als wir alleine waren. »Bevor ich zur Sexpolizei gegangen bin, meine ich. Ich habe deinen Großvater immer sehr bewundert; es tut mir Leid, wenn er krank ist.«
Sie wandte den Kopf ab; sie hatte nicht vor, es mir leicht zu machen.
»Ich bin in den Teich gefallen, als ich dir Sonntagnacht nachgerannt bin«, sagte ich. »Dabei hab ich mir diese Erkältung geholt. Aber auch Marcus Whitby gefunden.«
»Wer immer das auch sein mag. Sie haben mich Sonntagnacht gesehen, nun gut. Haben Sie nun wirklich was, das mir gehört, oder haben Sie das nur gesagt, damit ich mitkomme?« Sie hatte immer noch den Kopf abgewandt, sodass ich lediglich ihr linkes Ohr zu sehen bekam. Es sah blass und zart aus und ließ sie jung und verletzlich wirken.
»Doch, ich habe tatsächlich etwas, das dir gehört. Deshalb habe ich dich so schnell gefunden. Aber was ich nicht verstehen kann, ist, weshalb du gestern Nacht wieder in Larchmont warst.«
Das erschreckte sie so, dass sie mich ansah. »Woher wissen Sie - ich war nicht - ich war gestern Nacht hier in der Stadt.«
»Deine Großmutter wird das bestimmt bestätigen. Wir fragen sie, sobald wir bei dir sind.«
Nach kurzem Schweigen sagte sie: »Sie können die Haushälterin fragen. Meine Großmutter ist noch im Büro. Ich war schon im Bett, als sie gestern Abend nach Hause kam.«
Ich nickte. »Ist die Haushälterin Ms. Lantner? Die abwechselnd in dem Haus in New
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