Blacklist - Blacklist - Blacklist
an die Bildkarte zu kommen. Mir kamen allmählich Zweifel, ob eine Straßenkämpferin aus der South Side so versierten Spielern tatsächlich gewachsen war.
An der Warrenville Road fuhr ich von der Mautstrecke ab. Inzwischen fand ich den Weg nach Larchmont Hall im Schlaf. Dort angekommen, parkte ich den Mustang hinter der Scheune, wo man ihn weder von der Straße noch von dem Waldstück sehen konnte, das an das Anwesen der Bayards grenzte. Wer jetzt Larchmont Hall einen Besuch abstatten wollte - Catherine oder gar Ruth Lantner - würde ihn nicht bemerken.
Nach dem Treffen mit den Anwälten in Oak Brook hatte ich dort in einem Shoppingcenter Zwischenstopp eingelegt und mein Kostüm gegen Badeanzug, Sweatshirt und Jeans eingetauscht. Nun zog ich alles bis auf den Badeanzug wieder aus und ließ die Sachen im Wagen. Dann zwängte und wand ich mich in den Taucheranzug, was ein hartes Stück Arbeit war. Das Gummizeug war widerspenstig. Als ich es geschafft hatte, war ich schweißüberströmt, fröstelte aber gleichzeitig, weil sich das Gummi auf der Haut kalt anfühlte.
Ich befestigte die Kopflampe, die ich morgens erstanden hatte. Schnur, Messer, Brille und Flossen klemmte ich mir unter den Arm, dann tappte ich durch die unkrautüberwucherten Gärten zum Teich.
Ich hatte nie unter Wasser gearbeitet, aber im Lake Michigan Schwimmen gelernt. Mein Cousin Boom-Boom und ich trieben unsere Mütter zur Verzweiflung, indem wir im dreckigen Wasser des Lake Calumet schwimmen gingen, weil der für uns leichter zu erreichen war. Komisch, wie Dinge, die einem Freude machten, als man noch eine schimpfende Mama im Hintergrund hatte, einen das Fürchten lehren, wenn man erwachsen ist. Wenn Boom-Boom bei mir wäre, hätten wir das hier als großes Abenteuer betrachtet. Wenn Boom-Boom noch lebte, hätte ich mich nicht so einsam und verlassen gefühlt. Tränen des Selbstmitleids liefen mir über die Wangen, und ich wischte sie wütend fort. Du bist eine Frau der Tat, hielt ich mir höhnisch vor; zieh die verdammten Flossen an, und los geht's.
Das Wasser war so widerwärtig, wie ich befürchtet hatte. Ich verzog das Gesicht, dann setzte ich die Taucherbrille auf, klemmte mir das Mundstück des Schnorchels zwischen die Zähne und vollführte einen Handstand, wobei ich mich bemühte, die Kälte an meinem Kopf zu ignorieren. Prompt verhedderte ich mich in den Ranken. Als ich mich durch das Gestrüpp gekämpft hatte, war mir zwar wärmer, aber ich hatte dabei auch so viel Schlamm vom Grund aufgewirbelt, dass ich wenig erkennen konnte - mit dem Licht der Lampe sah man hier unten höchstens zwei Meter weit. Wie ich erwartet hatte, war es einerlei, zu welcher Tageszeit man hier tauchte - das Tageslicht würde niemals durch die dichte Vegetation an der Oberfläche dringen.
Meiner Einschätzung nach erwarteten mich etwa vierzig Quadratmeter, die ich durchforsten durfte. Ich biss die Zähne zusammen und machte mich Bahn um Bahn ans Werk: kopfüber ins Wasser, durch die Algen kämpfen, den Boden abtasten, auftauchen zum Luftholen, wieder runter. Der Schnorchel war nutzlos, ich legte ihn draußen ab. Jedes Mal wenn ich wieder am Rand ankam, maß ich ein Stück von der Schnur ab. Ich fing mit der Westseite an, wo ich am Sonntag Marcs Leiche entdeckt hatte.
Nach einer Stunde hatte ich etwa zehn Quadratmeter abgesucht und dabei drei rostige Dosen, eine korrodierte Armbanduhr, Porzellanscherben, deren Kanten im Wasser stumpf geworden waren, und einen wundersamerweise vollständig erhaltenen Champagnerkelch aus Kristall erbeutet. Sowie etliche Holzstücke, die so mit Wasser voll gesogen waren, dass sie am Grund gelegen hatten.
Es war jetzt sieben und auch draußen total dunkel. Meine Schultern taten weh, weil es so anstrengend war, sich durch die Pflanzen zu wühlen, meine Nase lief, und ich bemitleidete mich mehr denn je. Ich legte den Champagnerkelch an den Rand neben die Porzellanscherben, maß wieder ein Stück Schnur ab und tauchte unter.
Um halb acht hatte sich mein Schatz um weitere Dosen, einige Gabeln und Löffel, weitere Porzellanscherben und einen Frauenring vergrößert. Der Ring war veralgt und musste schon eine Weile dort unten gelegen haben, sah aber aus, als sei er mit beachtlichen Klunkern besetzt. Ich verstaute ihn in einer Reißverschlusstasche am Taucheranzug.
Um acht, als ich so durchgefroren und entmutigt war, dass ich aufgeben wollte, fand ich einen Terminplaner. Ich tauchte auf und beäugte ihn. Ich war so erschöpft, dass
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